Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Aktueller Forschungsstand<br />
c. Die Störung führt zu ausgeprägtem Stress o<strong>de</strong>r signifikanter Beeinträchtigung auf sozialen,<br />
beruflichen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren wichtigen Funktionsgebieten.<br />
d. Beginn vor Vollendung <strong>de</strong>s 18. Lebensjahres.<br />
e. Die Störung geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B.<br />
Stimu<strong>la</strong>ntien) o<strong>de</strong>r eines medizinischen Krankheitsfaktors (z.B. Morbus Huntington o.<br />
postvirale Enzephalitis) zurück.<br />
2.1.2 Gegenüberstellung <strong>de</strong>r K<strong>la</strong>ssifikationssysteme<br />
Vergleicht man die diagnostischen Kriterien <strong>de</strong>r einzelnen K<strong>la</strong>ssifikationsschemata, so<br />
fällt auf, daß das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> nach ICD 9 an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong> als nach ICD 10 bzw.<br />
<strong>de</strong>n Forschungskriterien <strong>de</strong>s DSM. So waren nach ICD 9, welches eine eher schwere<br />
Ver<strong>la</strong>ufsform eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s beschreibt, komplexe vokale Tics (z.B. eine Echo<strong>la</strong>lie,<br />
Pali<strong>la</strong>lie o<strong>de</strong>r eine Kopro<strong>la</strong>lie) eine Voraussetzung für die Diagnosestellung eines <strong>Tourette</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s. Auch die ICD-10-Definition legt im Gegensatz zu <strong>de</strong>n DSM-Kriterien nahe, daß es<br />
sich oft um eine ausgeprägte vokale Symptomatik han<strong>de</strong>lt. Augenfällig ist ferner, daß bei<strong>de</strong>n<br />
ICD-K<strong>la</strong>ssifikationen eine genaue Angabe <strong>zum</strong> Manifestationsalter sowie zur Dauer <strong>de</strong>r Tic-<br />
Symptomatik fehlt. Es bleibt darüber hinaus an<strong>zum</strong>erken, daß nur die ICD-10-Kriterien<br />
Angaben zu Ver<strong>la</strong>uf und Prognose enthalten, welche jedoch, <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st nach heutigen<br />
Erkenntnissen, umstritten sind.<br />
Untersucht man die oben aufgeführten K<strong>la</strong>ssifikationen auf ihre Stringenz, so lässt sich im<br />
Ver<strong>la</strong>uf <strong>de</strong>r letzten 10 Jahre eine <strong>de</strong>utliche Lockerung <strong>de</strong>r diagnostischen Kriterien erkennen.<br />
Die neueste Ausgabe <strong>de</strong>s Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychiatrischer Störungen<br />
DSM IV scheint diesem Trend erstmalig entgegenzuwirken. Die hier aufgeführten Kriterien für<br />
die Diagnose eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s unterschei<strong>de</strong>n sich insofern von <strong>de</strong>nen früherer<br />
K<strong>la</strong>ssifikationen, da sie erstmalig nicht nur die Art <strong>de</strong>r Tics, <strong>de</strong>ren Manifestationsalter und die<br />
Erkrankungsdauer berücksichtigen, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus eine, aus <strong>de</strong>r Störung resultieren<strong>de</strong>,<br />
funktionelle Beeinträchtigung zur Bedingung für eine Diagnosestellung machen.<br />
2.1.3 Subk<strong>la</strong>ssifikation von Ticstörungen<br />
In <strong>de</strong>n neueren K<strong>la</strong>ssifikationen ist man dazu übergegangen Ticstörungen in<br />
Subgruppen zu unterteilen. Bereits SHAPIRO und Mitarbeiter wiesen 1978 daraufhin, dass es<br />
min<strong>de</strong>stens drei Tic-Formen gibt, die unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sollten. Dennoch erfolgte<br />
insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen K<strong>la</strong>ssifikationen (ICD 9) <strong>la</strong>nge Zeit keine weitere<br />
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