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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Aktueller Forschungsstand<br />

seltene Komponente <strong>de</strong>s Verhaltensrepertoires <strong>de</strong>r Betroffenen auftreten und durch seine<br />

erwirkten Konsequenzen weiterbestehen. Die Antworthäufigkeit, so meinte man, solle gefestigt<br />

wer<strong>de</strong>n durch soziale Verstärkungsmechanismen <strong>de</strong>r Tics entwe<strong>de</strong>r im Sinne einer sekundären<br />

Verstärkung o<strong>de</strong>r im Sinne von Suchen nach Aufmerksamkeit. Die meisten Lernpsychologen<br />

vermitteln allerdings eine multifaktorielle ätiologische Betrachtungsweise, wobei psychologische<br />

o<strong>de</strong>r Umweltfaktoren lediglich in <strong>de</strong>m Sinne von Be<strong>de</strong>utung seien, dass sie die Tic-Symptomatik<br />

modulieren, die selbst von einer zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n organischen Dysfunktion herrühren.<br />

(ROTHENBERGER, 1992).<br />

2.8.2 Neurochemische Befun<strong>de</strong><br />

Mit <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r therapeutischen Wirksamkeit <strong>de</strong>r Neuroleptika, beginnend<br />

1961 mit Haloperidol (SEIGNOT, 1961; CHALLAS & BRAUER, 1963), rückte man von <strong>de</strong>n<br />

bisherigen psychogenetischen Theorien ab und wandte sich statt<strong>de</strong>ssen verstärkt neurobiologischen<br />

Gesichtspunkten zu. Die Dopamin-2-Rezeptoren-blockieren<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>r Neuroleptika<br />

bei <strong>de</strong>r Ticunterdrückung (MOLDOFSKY & SANDOR, 1988; SINGER et al., 1988)<br />

führte zu <strong>de</strong>r Vorstellung, dass als zentraler Mechanismus beim <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> eine Störung<br />

dopaminerger Funktionssysteme anzusehen ist. Konkret ist hierbei von einem re<strong>la</strong>tiven<br />

Dopaminüberangebot o<strong>de</strong>r einer Hypersensibilität <strong>de</strong>r postsynaptischen Dopamin-2-Rezeptoren,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>s ventralen Striatums und <strong>de</strong>m benachbarten limbischen System die<br />

Re<strong>de</strong> (CHASE, 1986; SINGER, 2000). Mittels biochemischer Untersuchungen am Liquor und<br />

postmortal am Gehirn konnten jedoch auch Verän<strong>de</strong>rungen an serotonergen (BUTLER et al.,<br />

1979; COHEN et al., 1979; SWERDLOW & YOUNG, 2001), noradrenergen (LECKMAN,<br />

RIDDLE & COHEN, 1988), cholinergen (STAHL & BERGER, 1981), gabaergen<br />

(MONDRUP et al., 1985; SWERDLOW & YOUNG, 2001) und opioi<strong>de</strong>n Systemen<br />

(SANDYK, 1985) nachgewiesen wer<strong>de</strong>n. Die Befun<strong>de</strong> ließen zahlreiche, <strong>zum</strong> Teil recht<br />

unterschiedliche Hypothesen in Bezug auf die Pathophysiologie zu, die aber bisher sämtlich nur<br />

unzureichend überzeugten (CAINE, 1985; SANDYK, 1985).<br />

2.8.3 Neurophysiologische und -psychologische Befun<strong>de</strong><br />

Auf eine organische Ursache <strong>de</strong>s <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s weisen auch unspezifische EEG-<br />

Verän<strong>de</strong>rungen hin, die bei etwa 20 bis 50 Prozent <strong>de</strong>r Betroffenen vorliegen (ROBERTSON et<br />

al., 1988; SINGER & WALKUP, 1991; ROTHENBERGER, 1992). Unter an<strong>de</strong>rem ließ sich<br />

beobachten, dass einige <strong>Tourette</strong>-Patienten vor Ausübung motorischer Tics kein sogenanntes<br />

Bereitschaftspotential im EEG aufweisen (HALLET, 2001). Dieser Befun<strong>de</strong> lässt vermuten, dass<br />

Tic-Bewegungen wirklich unwillkürlich sind. SHAPIRO und Mitarbeitern (1978) zufolge<br />

fin<strong>de</strong>n sich EEG-Auffälligkeiten häufiger bei Kin<strong>de</strong>rn als bei Erwachsenen, was dafür sprechen<br />

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