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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Diskussion<br />

Proban<strong>de</strong>n aus einem Gefühl <strong>de</strong>r Peinlichkeit heraus nicht selten zur Dissimu<strong>la</strong>tion und<br />

Krankheitsverleugnung. Eine leicht ausgeprägte Ticsymptomatik wird zu<strong>de</strong>m von Proban<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r Angehörigen oftmals nicht wahrgenommen o<strong>de</strong>r verdrängt. Medizinischen Laien fällt es<br />

darüber hinaus nicht selten schwer, zwischen einer Ticsymptomatik und einer Zwangssymptomatik<br />

zu differenzieren, ist doch die Ten<strong>de</strong>nz weit verbreitet bei<strong>de</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />

unter <strong>de</strong>m Begriff Marotte o<strong>de</strong>r Angewohnheit (im Volksmund auch "Tick") zu<br />

subsumieren. Die Voraussetzungen zur bestmöglichen Einschätzung <strong>de</strong>r Erkrankungsrate sowie<br />

<strong>de</strong>r Komorbidität ergeben sich somit nur im Rahmen eines direkten persönlichen Kontaktes mit<br />

<strong>de</strong>n Proban<strong>de</strong>n und möglichst vielen Angehörigen. In ihrem Bemühen diesem Anspruch gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n, <strong>la</strong>ssen vereinzelte Familienstudien jedoch Zweifel an einer korrekten Durchführung<br />

aufkommen (Zitat EAPEN et al., 1993: "In all 40 families, direct clinical interviews were<br />

conducted with the in<strong>de</strong>x case and all living re<strong>la</strong>tives").<br />

7.1.7 Diagnostische Kriterien<br />

Von großer Wichtigkeit ist hier, ob und wenn ja, nach welchen Kriterien die Diagnose<br />

eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s gestellt wur<strong>de</strong>. Allgemein anerkannte Kriterien sind die <strong>de</strong>s DSM III,<br />

DSM III-R und aktuell die <strong>de</strong>s DSM IV. Einige frühe Studien äußern sich überhaupt nicht zu<br />

<strong>de</strong>r Frage, aufgrund welcher Kriterien sie die Diagnose gestellt wur<strong>de</strong>n (WASSMAN et al.,<br />

1978; NEE et al., 1980; KIDD et al., 1980). Bei einem solchen Vorgehen ist die<br />

Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse kaum gegeben. Mit Beginn <strong>de</strong>r 80er Jahre (PAULS et al. 1981;<br />

COMINGS et al., 1984; PAULS et al 1984/1986; PRICE et al., 1985; PITMAN et al., 1987;<br />

COMINGS et al., 1989) orientierte sich die Mehrzahl <strong>de</strong>r Untersucher an <strong>de</strong>n zur damaligen<br />

Zeit aktuellen DSM III-Kriterien (APA, 1980), Studien <strong>de</strong>r neueren Zeit basieren dagegen<br />

sämtlich auf <strong>de</strong>n DSM III-R-Kriterien (PAULS et al., 1991; EAPEN et al., 1993; WALKUP et<br />

al., 1996). Arbeiten, die sich bereits auf die <strong>de</strong>rzeit gültigen DSM IV-Kriterien beziehen, liegen<br />

nach Wissen <strong>de</strong>s Autors nicht vor. Auch in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie wur<strong>de</strong>n zur besseren<br />

Vergleichbarkeit die Kriterien <strong>de</strong>s DSM III-R angewandt. Alle Diagnosen <strong>de</strong>r 78 Patienten <strong>de</strong>r<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Stichprobe entsprachen diesen Kriterien.<br />

In diesem Kontext erscheint ein Vergleich zwischen <strong>de</strong>r ursprünglichen (DSM III) und <strong>de</strong>r<br />

modifizierten Form <strong>de</strong>r DSM III-Kriterien (DSM III-R) notwendig; hier ergeben sich zwei<br />

wesentliche Unterschie<strong>de</strong>. Wird nach DSM III zur Diagnosestellung eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />

ein Erkrankungsbeginn zwischen <strong>de</strong>m 2. und 15. Lebensjahr und das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

verschie<strong>de</strong>ner vokalen Tics gefor<strong>de</strong>rt, so reicht nach DSM III-R bereits ein einzelner vokaler Tic<br />

neben <strong>de</strong>r motorischen Symptomatik aus, wobei <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>r Erkrankung nunmehr erst vor<br />

Vollendung <strong>de</strong>s 21. Lebensjahres erfolgen muss. Mittels <strong>de</strong>r DSM III-R-Kriterien wer<strong>de</strong>n folglich<br />

vermehrt leichtere Krankheitsverläufe erfasst; eingeschlossen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m auch solche<br />

Betroffene mit einem eher atypischen Erkrankungsbeginn.<br />

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