Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Diskussion<br />
Ein überraschen<strong>de</strong>r Sachverhalt ergab sich insbeson<strong>de</strong>re in Hinblick auf Chronische Ticstörungen:<br />
Letztere traten in Familien eines kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrischen Kontrollklientels<br />
nahezu ebenso häufig auf wie in Familien von <strong>Tourette</strong>-Patienten (8,6% versus 5,5%). Diese<br />
Häufigkeit <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r von WALKUP et al. (1996) gefun<strong>de</strong>nen (7,8%). Die Arbeitsgruppen<br />
um PAULS (1991) beziehungsweise EAPEN (1993) dagegen fan<strong>de</strong>n höhere Raten<br />
(16,3% bzw. 12,5%, Tabelle 40). Ob und inwieweit von diesen bei<strong>de</strong>n Untersuchern Nicht<br />
Näher Bezeichnete Ticstörungen unter Chronische Ticstörungen subsumiert wur<strong>de</strong>n, ist unk<strong>la</strong>r.<br />
Ein solches Vorgehen erscheint jedoch insbeson<strong>de</strong>re bei EAPEN et al. wahrscheinlich; statt<br />
Chronischen Ticstörungen (DSM III-R) wur<strong>de</strong>n in dieser Untersuchung chronisch multipele<br />
Ticstörungen in das phänotypische Spektrum mit aufgenommen. Für diese letztgenannte Form<br />
von Ticstörungen fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Literatur keine k<strong>la</strong>re Definition; mutmaßlich dürften sich<br />
hinter dieser Kategorie Chronische und Nicht Näher Bezeichnete Ticstörungen verbergen, wobei<br />
allerdings einzelne chronisch ver<strong>la</strong>ufen<strong>de</strong> Tics unberücksichtigt bleiben. Interessant erscheinen<br />
in diesem Zusammenhang frühere Ergebnisse von PAULS et al. (1986a,b; 1991); hiernach<br />
liegen die familiären Erkrankungsraten für eine Chronische Ticstörung etwa 2 bis 3 Prozent<br />
höher als die für chronisch multiple Tics. Folglich dürften die von EAPEN et al. (1993)<br />
gefun<strong>de</strong>nen Raten für Chronische Ticstörungen <strong>de</strong>n unseren nahezu entsprechen.<br />
Darüber hinaus war augenfällig, dass in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie die familiäre Häufigkeit eines<br />
<strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> beziehungsweise einer Chronischen Ticstörung in Familien von CT-In<strong>de</strong>xpatienten<br />
lediglich 2,3% betrug und damit sogar noch unterhalb <strong>de</strong>r zu vergleichen<strong>de</strong>n Rate in<br />
<strong>de</strong>r Kontrollgruppe (5,8%) rangierte. Wohlwissend, dass bei geringer Fallzahl <strong>de</strong>r CT-In<strong>de</strong>xpatienten<br />
die besagte Rate nur bedingt aussagekräftig ist und daher sicherlich einer Überprüfung<br />
bedarf, erscheint es aus unserer Sicht vor <strong>de</strong>m Sachverhalt, dass Chronische Ticstörungen wie<br />
vorab aufgezeigt auch in Kontrollfamilien häufig sind, nicht länger gerechtfertigt, diese uneingeschränkt<br />
als Bestandteil <strong>de</strong>s “<strong>Tourette</strong>-Spektrums” zu sehen.<br />
7.3 Diskussion zu Zwangsphänomenen<br />
Ein weiteres Ziel dieser Studie war es, Erkenntnisse über die familiären<br />
Zusammenhänge von Ticstörungen und Zwangsphänomenen zu erhalten. Zwangsstörungen und<br />
in jüngster Zeit auch subklinische Zwangsphänomene wer<strong>de</strong>n von vielen Untersuchern als<br />
variable Expression <strong>de</strong>s postulierten TS-Gens angesehen und <strong>de</strong>shalb zunehmend in die<br />
Analysen einbezogen. Vor diesem Hintergrund sollte überprüft wer<strong>de</strong>n, ob und inwieweit eine<br />
Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Komorbidität <strong>de</strong>s In<strong>de</strong>xpatienten und <strong>de</strong>r familiären<br />
Psychopathologie besteht. In <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Tabellen fin<strong>de</strong>n sich hierzu die in <strong>de</strong>r<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Studie ermittelten familiären Raten für eine Zwangssymptomatik <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer<br />
Untersucher gegenübergestellt.<br />
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