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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Aktueller Forschungsstand<br />

könnte, dass Kin<strong>de</strong>r mit TS gehäuft eine verzögerte Reifung ihrer elektrischen Hirnaktivität<br />

aufweisen, die sich aber beim überwiegen<strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r im Ver<strong>la</strong>uf <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

normalisiert. Leichte Abweichungen von <strong>de</strong>r Norm ließen sich auch in einer Untersuchung mit<br />

auditiv evozierten Potentialen feststellen (VAN DE WETERING et al., 1985). Ableitungen<br />

somatosensorischer o<strong>de</strong>r visuell evozierter Potentiale erbrachten dagegen keine Auffälligkeiten<br />

(OBESO et al., 1982; KRUMHOLZ et al., 1983).<br />

Wie<strong>de</strong>rholt sind zu<strong>de</strong>m diskrete neurologische Auffälligkeiten beschrieben wor<strong>de</strong>n. Oftmals<br />

fin<strong>de</strong>t sich - wie mehrfach bestätigt wur<strong>de</strong> - eine Beeinträchtigung <strong>de</strong>r visuomotorischen<br />

Koordinationsfähigkeit. Patienten mit einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> sollen darüber hinaus<br />

vergleichsweise häufiger durch eine signifikante Diskrepanz zwischen verbaler und<br />

handlungsbezogener Intelligenz bei ansonsten durchschnittlicher kognitiver Leistungsfähigkeit<br />

gekennzeichnet sein (GOLDEN, 1984).<br />

2.8.4 Neuroanatomische Befun<strong>de</strong><br />

Mit Hilfe neuroanatomischer Untersuchungen versucht man seit längerem die<br />

beschriebenen neurochemischen und neurophysiologischen Auffälligkeiten gewissen Hirnfunktionsbereichen<br />

zuzuordnen. BALTHASAR fand 1957 bei einem Patienten postmortal eine<br />

erhöhte Dichte unreifer Neuronen im Striatum. Jüngere, in vivo durchführbare Darstellungstechniken<br />

lieferten seit <strong>de</strong>n 80er Jahre umfangreiche neue Ergebnisse, erbrachten aber bis heute<br />

keine spezifisch-pathologischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Gehirns (SINGER & WALKUP, 1991;<br />

SWERDLOW & YOUNG, 2001). So konnte beispielsweise eine von CAPARULO et al.<br />

(1981) mittels Computertomographie (CT) gefun<strong>de</strong>ne Vergrößerung <strong>de</strong>r Hirnventrikel von<br />

LEES et al. (1984) nicht bestätigt wer<strong>de</strong>n. REGEUR et al. (1986) beurteilten die Computeromogramme<br />

von 53 <strong>Tourette</strong>-Patienten. Die in fünf Fällen gefun<strong>de</strong>nen Abnormitäten waren bis<br />

auf eine zweimalige Ventrike<strong>la</strong>symmetrie völlig uneinheitlich. Nur teilweise übereinstimmen<strong>de</strong><br />

Ergebnisse fan<strong>de</strong>n sich bei DENCKLA et al. (1991) und PETERSON et al. (1992).<br />

DENCKLA et al. vermuteten aufgrund magnetresonanztomographischer Untersuchungen<br />

(MRT) bei Kin<strong>de</strong>rn Verän<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>r Basalganglien; sie sahen insbeson<strong>de</strong>re eine<br />

Vergößerung <strong>de</strong>s Nucleus caudatus sowie ein verkleinertes Globus pallidum. PETERSON et al.<br />

(1992) fan<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m gleichen Verfahren bei Erwachsenen eine betont linksseitige<br />

Verkleinerung basalganglionärer Strukturen. Neuere, verfeinerte MRT-Verfahrenstechniken,<br />

durchgeführt von PETERSEN et al. (1993) und SINGER et al. (1993) ergaben<br />

übereinstimmend bei <strong>Tourette</strong>-Patienten im Vergleich zu in Alter, Geschlecht und Händigkeit<br />

gematchten Kontrollpersonen eine signifikante Volumenreduktion <strong>de</strong>r linksseitigen<br />

Lenticu<strong>la</strong>rregion. Zusätzlich war die bei gesun<strong>de</strong>n Kontrollpersonen bestehen<strong>de</strong> volumetrische<br />

Asymmetrie <strong>de</strong>r Basalganglien (links > rechts) im Patientenkollektiv abgeschwächt bzw. ganz<br />

aufgehoben (PETERSON, 2001).<br />

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