Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Aktueller Forschungsstand<br />
Ein vergleichbares Ergebnis erzielte eine Studie an 5- bis 18-jährigen Schulkin<strong>de</strong>rn in Monroe<br />
County, New York (CAINE et al., 1988). Die Prävalenzrate betrug hier 2,9 auf 10.000. Die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r betroffenen Kin<strong>de</strong>r stammte aus nichtklinischen Quellen und zeigte bei fehlen<strong>de</strong>r<br />
sozialer Beeinträchtigung eine eher leicht ausgeprägte Symptomatik.<br />
Zu einer vier bis 10-fach höheren Prävalenzrate ge<strong>la</strong>ngten COMINGS et al. (1990). In einem<br />
Kollektiv von Schulkin<strong>de</strong>rn, von <strong>de</strong>nen allerdings überproportional viele Kin<strong>de</strong>r wegen spezieller<br />
Lernschwierigkeiten sogenannte För<strong>de</strong>rk<strong>la</strong>ssen besuchten, diagnostizierten sie bei 1% <strong>de</strong>r<br />
Jungen und 0,1 % <strong>de</strong>r Mädchen ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Nachfolgen<strong>de</strong> Untersucher (MASON et<br />
al., 1998; KADESJO et al., 2000; KURLAN et al., 1994; EAPEN et al. 1997a) kamen zu<br />
vergleichbaren Ergebnissen, fan<strong>de</strong>n darüberhinaus aber bei Kin<strong>de</strong>rn mit Verhaltens- und<br />
Lernschwierigkeiten im Vergleich zu gesun<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn eine erheblich höhere Be<strong>la</strong>stung an<br />
Ticstörungen (26- 65% versus 0-6%). Eine von APTER et al. (1993) durchgeführte Erhebung<br />
an 16-17-jährigen Rekruten <strong>de</strong>r israelischen Streitkräfte erzielt dagegen weitaus niedrigere<br />
Prävalenzraten. Bei einer Gesamtprävalenzrate von 4,2 Erkrankte auf 10.000 Einwohner, beträgt<br />
die in dieser Arbeit angegebene Rate für Jungen 4,9/10.000, die für Mädchen 3,1/10.000.<br />
Auffällig erscheint hier das im Vergleich zu Voruntersuchungen <strong>de</strong>utlich niedrigere<br />
Geschlechtsverhältnis von 1,6 zu 1. Dieses Ergebnis könnte darauf hin<strong>de</strong>uten, dass<br />
möglicherweise bevorzugt männliche Jugendliche aus Angst vor <strong>de</strong>m Stigma einer<br />
Ausmusterung ihre Ticsymptomatik unterdrücken bzw. verleugnen. Eine jüngere Studie wur<strong>de</strong><br />
von MASON und Kollegen (1998) durchgeführt; sie untersuchten 13- bis 14jährige Kin<strong>de</strong>r in<br />
einer zufällig ausgewählten “regu<strong>la</strong>r mainstream secondary school” und fan<strong>de</strong>n fünf <strong>de</strong>r<br />
insgesamt 166 (2,9%) Schüler von einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> betroffen.<br />
Als allgemein anerkannt gilt unter Fachleuten für das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> gegenwärtig eine<br />
Prävalenzrate von 1/1.000 für Jungen und 1/10.000 für Mädchen (COHEN & LECKMAN,<br />
1994), wobei die Häufigkeit mil<strong>de</strong>r Ver<strong>la</strong>ufsformen in <strong>de</strong>r Bevölkerung mit 2-10% noch <strong>de</strong>utlich<br />
höher geschätzt wird (LECKMAN et al., 1992). Experten vermuten zu<strong>de</strong>m, dass nur ungefähr<br />
10 bis 20% aller <strong>Tourette</strong>-Patienten jemals als solche i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n (COHEN et al., 1991).<br />
Vor diesem Hintergrund ist nicht auszuschließen, dass auch jüngere Prävalenzangaben noch eine<br />
Unterschätzung darstellen.<br />
Durch verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen aus <strong>de</strong>n USA, Westeuropa, Japan, China, Saudi-Arabien,<br />
Australien, Neusee<strong>la</strong>nd und Indien konnte ferner gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> in<br />
allen Rassen und Bevölkerungsschichten auftritt (SHAPIRO et al. 1978; GOLDEN, 1984;<br />
ABUZZAHAB & ANDERSON, 1973; ROBERTSON et al., 1988; KONDO & NOMURA,<br />
1982; NOMURA & SEGAWA, 1982; ROBERTSON, 1994; EL-ASSRA, 1987). Die<br />
Symptomatik ist dabei in allen kulturellen Bereichen erstaunlich ähnlich, und das klinische Bild<br />
weist lediglich bei japanischen Patienten eine vergleichsweise niedrige Inzi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Kopro<strong>la</strong>lie<br />
auf (NOMURA & SEGAWA, 1982). Vereinzelten Studien aus <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten zufolge,<br />
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