Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Diskussion<br />
7.2.1.3 Familiäre Bilinealität von Ticstörungen<br />
Basierend auf jüngeren Befun<strong>de</strong>n (McMAHON et al., 1992; HASSTEDT et al., 1995),<br />
die die Hypothese er<strong>la</strong>uben, dass Individuen mit Tics möglicherweise überdurchschnittlich<br />
häufig gera<strong>de</strong> solche Lebenspartner heiraten, die ebenfalls unter Tics lei<strong>de</strong>n, erscheint es ferner<br />
sinnvoll die Raten für familiäre Bilinealität an Ticstörungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>n Studien zu<br />
vergleichen. Dieses als “assortiative mating” bezeichneten Phänomen könnte letztlich zu einer<br />
erhöhten Erkrankungsrate unter Nachkommen führen.<br />
Auch an<strong>de</strong>re Mechanismen, die <strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>s “assortative mating” verwandt erscheinen,<br />
diesem aber nicht zugerechnet wer<strong>de</strong>n, könnten die familiären Raten an Ticstörungen<br />
beeinflussen. Individuen, die Tics aus <strong>de</strong>r eigenen Familie kennen, ohne dabei selbst betroffen<br />
zu sein, könnten dieser Störung möglicherweise eine größere Toleranz entgegenbringen. Eigene<br />
und frem<strong>de</strong> Erfahrungen (McMAHON, 1992) zeigen zu<strong>de</strong>m, dass bekannte “Familientics” von<br />
leichtem bis mäßigem Schweregrad oftmals gar nicht mehr wahrgenommen wer<strong>de</strong>n; bei einer<br />
Partnerwahl dürften sie mutmaßlich weniger als Störfaktor imponieren. Unter diesem Gesichtspunkt<br />
erscheint es zur besseren Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Familienbefun<strong>de</strong> sinnvoll, nicht nur Eltern,<br />
son<strong>de</strong>rn auch weiter entferntere Familienmitglie<strong>de</strong>r in die Analysen einzubeziehen.<br />
In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie ergab sich unter Eltern mit 4,7% (n = 3: TS/CT, CT/CT, NNB/NNB)<br />
eine etwa vergleichbar hohe parentale Bilinealität wie sie von an<strong>de</strong>ren Untersuchern (3,0% bis<br />
5,8%, siehe Tabelle 42) ermittelt wur<strong>de</strong>. In selektiven klinischen Stichproben scheinen die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Raten jedoch <strong>zum</strong> Teil weitaus höher zu liegen (31%; KURLAN, 1994). Unter<br />
Berücksichtigung erst- und zweitgradiger Angehöriger waren in 20,3% <strong>de</strong>r Familien sowohl die<br />
mütterliche wie auch die väterliche Seite von Ticstörungen be<strong>la</strong>stet. Diese Rate liegt wie Tabelle<br />
42 <strong>de</strong>utlich macht, im Mittelfeld bisheriger Studien (8,2% bis 42,9%). Gleichzeitig überschreitet<br />
sich die entsprechen<strong>de</strong> Rate in einer kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrischen Kontrollgruppe (2,1%)<br />
um das zehnfache.<br />
7.2.2 Familien von In<strong>de</strong>xpatienten mit Chronischer Ticstörung<br />
Unterschiedlich stellten sich die Ergebnisse dar, die in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie ausgehend<br />
von In<strong>de</strong>xpatienten mit einer Chronischen Ticstörung (n=14) erhoben wur<strong>de</strong>n. Bei zu<br />
berücksichtigen<strong>de</strong>r niedriger Fallzahl dieser Teilstichprobe fan<strong>de</strong>n sich die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Familien in <strong>de</strong>utlich geringeren Maße von Ticstörungen be<strong>la</strong>stet als solche von In<strong>de</strong>xpatienten<br />
mit einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Zwar ergaben sich in 42,9% dieser Familien weitere Angehörige<br />
mit einer genetisch relevanten Ticstörung, ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ließ sich allerdings we<strong>de</strong>r unter<br />
erst- noch unter zweitgradigen Angehörigen beobachten. Die Erkrankungsrate für an<strong>de</strong>re<br />
Formen einer Ticstörung (CT/NNB) <strong>la</strong>g ebenfalls signifikant niedriger als in Familien eines TS-<br />
In<strong>de</strong>xpatienten und entsprach mit 6,9% (Tabelle 22) interessanterweise nahezu exakt <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Kontrollgruppe ermittelten Rate an TS, CT o<strong>de</strong>r NNB (7,1%, Tabelle 41). Dieser Sachverhalt<br />
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