Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Ergebnisse<br />
III.8 Töne habe Herr K. (III. 8) eigenen Schil<strong>de</strong>rungen zufolge bereits als Kind von sich<br />
gegeben, motorische Tics kenne er dagegen nicht. Ein häufiges Räuspern und Hüsteln sei schon<br />
früh <strong>de</strong>r Grund für eine - allerdings erfolglose - Vorstellung bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt<br />
gewesen. Dieses Räuspern und Hüsteln, bevorzugt unter Anspannung auftretend, habe ihn bis<br />
heute begleitet, in seiner Intensität aber <strong>de</strong>utlich abgenommen. Es gehe in <strong>de</strong>r Regel mit<br />
Mißempfindungen im Hals einher, die er seit Jahren dadurch bekämpfe, dass er nahezu ständig<br />
Bonbons lutsche. In seiner Kindheit seien vermutlich darüber hinaus noch an<strong>de</strong>re Laute auffällig<br />
gewesen, an die Herr K. sich im Detail aber nicht mehr zu erinnern vermöge. Jedoch klinge ihm<br />
noch heute ein häufiger Ausspruch seiner Mutter im Ohr: " Mit seinem Gebrumme bringt mich<br />
<strong>de</strong>r Bub noch ins Grab!" Frau K. (III.9), die entfernt mit ihrem Mann verwandt ist und ihn daher<br />
schon seit seiner Jugend (ca. 16. Lebensjahr) näher kennt, merkt hierzu an, dass ihr von ihrer<br />
eigenen Mutter damals mit <strong>de</strong>n Worten: "...mit <strong>de</strong>m stimmt was nicht!" von einer engeren<br />
Freundschaft mit ihrem jetzigen Ehemann abgeraten wor<strong>de</strong>n sei.<br />
Von an<strong>de</strong>ren Familienangehörigen (Brü<strong>de</strong>r) wird Herr K. (III.8) übereinstimmend als zwanghaft<br />
und perfektionistisch beschrieben. So bereite er als Lehrer seit nunmehr 34 Jahren<br />
Berufstätigkeit stets minutiös gep<strong>la</strong>nt seinen Unterricht vor, dul<strong>de</strong> dabei absolut keine Störung<br />
und bestehe auf völliger Ruhe. Dieser Umstand habe seine Frau früher, als die Kin<strong>de</strong>r noch<br />
klein gewesen seien, dazu veran<strong>la</strong>sst, die Nachmittage möglichst außerhäuslich zu verbringen. Er<br />
sei auch ansonsten sehr auf Ordnung und Exaktheit bedacht. Unter an<strong>de</strong>rem wird beschrieben,<br />
daß er Knö<strong>de</strong>l nach einer erstellten Papiervor<strong>la</strong>ge forme, um zu gewährleisten, dass alle<br />
möglichst gleich groß seien. Herr K. (III.8) selbst erscheint auf die Frage nach zwanghaften<br />
Verhaltensweisen, wenig offen und streitet mit <strong>de</strong>n beschriebenen Sachverhalten konfrontiert<br />
alles ab.<br />
III.10: Nach Angaben von Herrn K. (III.10) bestehe sein eigenes Hüsteln eigentlich seit er<br />
<strong>de</strong>nken könne. "Das sei eine Familienkrankheit." Neben <strong>de</strong>m zweitältesten, sei auch <strong>de</strong>r älteste<br />
Bru<strong>de</strong>r (III.8), <strong>de</strong>r Lehrer an <strong>de</strong>r gleichen Schule sei wie er, von dieser Symptomatik betroffen.<br />
Im Kollegium seien die Brü<strong>de</strong>r bekannt dafür, dass man sie schon vor <strong>de</strong>m Betreten <strong>de</strong>s<br />
Lehrerzimmers erkennen, bei gleicher "K<strong>la</strong>ngmelodie" allerdings nicht unterschei<strong>de</strong>n könne.<br />
Auch während seiner Marinezeit sei Herr K. wegen seines vokalen Tics aufgefallen. "K. jetzt<br />
<strong>la</strong>ssen Sie doch mal endlich dieses elendige Gekrächze!", habe ihn beispielsweise während einer<br />
Besprechung <strong>de</strong>r Vorgesetzte unvermittelt angefahren. Bei Stress und Anspannung sei die<br />
vokale Symptomatik <strong>de</strong>utlich stärker ausgeprägt. Motorische Tics habe Herr K. (III.10) dagegen<br />
bei sich bis<strong>la</strong>ng nicht beobachten können.<br />
Ergänzend berichtet er über eine “P<strong>la</strong>tzangst”, die ihn auch im beruflichen Alltag beeinträchtige.<br />
So müsse sein Pult während <strong>de</strong>s Unterrichts stets einen bestimmten Min<strong>de</strong>stabstand von <strong>de</strong>r<br />
Tafel, aber auch von <strong>de</strong>n Sitzreihen seiner Schüler haben. Im gemeinsamen Gespräch wer<strong>de</strong>n<br />
darüber hinaus auch zwanghafte Phänomene offenkundig: Berichtet wird über skrupulöses<br />
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