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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Aktueller Forschungsstand<br />

Tics sind rasche, kurzandauern<strong>de</strong> Bewegungen o<strong>de</strong>r Lautäußerungen. Ihre Periodizität, das in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>utlich reduzierte Auftreten während <strong>de</strong>s Sch<strong>la</strong>fes und die "Leichtigkeit", mit <strong>de</strong>r sie<br />

willkürlich unterdrückt wer<strong>de</strong>n können, zusammen mit <strong>de</strong>m Fehlen von Hinweisen auf eine<br />

zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> neurologische Störung sind Merkmale, die sie von <strong>de</strong>n meisten an<strong>de</strong>ren<br />

Bewegungsstörungen unterschei<strong>de</strong>n (siehe Tabelle 7). Zu<strong>de</strong>m variieren Tics charakteristischerweise<br />

im zeitlichen Ver<strong>la</strong>uf in ihrer Intensität, Lokalisation und Art.<br />

Trotz <strong>de</strong>r teilweisen Über<strong>la</strong>ppungen mit an<strong>de</strong>ren Krankheitsbil<strong>de</strong>rn stellt die Abgrenzung<br />

einfacher motorischer Tics im allgemeinen kein großes Problem dar. Die Abgrenzung<br />

komplexer Tics, insbeson<strong>de</strong>re zu stereotypen Bewegungen, Manierismen o<strong>de</strong>r Zwangshandlungen,<br />

aber auch zu an<strong>de</strong>ren Bewegungsstörungen kann allerdings im Einzelfall schwierig<br />

sein. Einige Untersucher for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>shalb beim Vorliegen komplexer Tics das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

min<strong>de</strong>stens eines einfachen motorischen Tics (neben min<strong>de</strong>stens einem vokalen Tic) zur<br />

Diagnosestellung eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s.<br />

Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> differentialdiagnostische Hinweise ergeben sich nicht zuletzt aus einer<br />

ausführlichen Eigen- und Familienanamnese. Zusätzlich können assoziierte Verhaltensauffälligkeiten,<br />

die bei Ticstörungen gehäuft vorzufin<strong>de</strong>n sind, bei <strong>de</strong>r Diagnosestellung<br />

ebenfalls hilfreich sein.<br />

2.6 Therapie<br />

Die Diagnosestellung eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s impliziert nicht automatisch eine<br />

Therapieindikation. Diese richtet sich vielmehr nach <strong>de</strong>m Schweregrad <strong>de</strong>r Ticstörung<br />

beziehungsweise <strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n psychiatrischen Symptomatik (siehe 2.4) und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Lei<strong>de</strong>nsdruck <strong>de</strong>s Betroffenen. Die Erfahrung zeigt, dass Aufklärung <strong>de</strong>s Betroffenen und<br />

wichtiger Bezugspersonen über das Krankheitsbild ist ein wesentlicher Bestandteil in <strong>de</strong>r<br />

Therapie <strong>de</strong>s <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s ist (JANKOVIC, 2001). Darüberhinaus haben sich heutzutage<br />

schwerpunktmäßig pharmakologische, daneben aber auch eingeschränkt verhaltenstherapeutische<br />

Maßnahmen bewährt (Tab. 8). Letztere erscheinen insbeson<strong>de</strong>re dann hilfreich,<br />

wenn eine medikamentöse Therapie als nicht o<strong>de</strong>r nur unzureichend wirkungsvoll erlebt wird,<br />

auftreten<strong>de</strong> Nebenwirkungen nicht toleriert wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r aber <strong>de</strong>r Patient bzw. die Eltern<br />

Psychopharmaka ablehnend gegenüberstehen (näheres hierzu siehe AZRIN & PETERSON,<br />

1988)<br />

Die pharmakologische Therapie von Ticstörungen ist eine rein symptomatische Behandlung und<br />

hat keinen kurativen Charakter. Indiziert ist eine medikamentöse Behandlung nach Aussage von<br />

SINGER und WALKUP (1991) nur in etwa 60% aller <strong>Tourette</strong>-Patienten. Ausgehend von <strong>de</strong>r<br />

Vorstellung eines re<strong>la</strong>tiven Dopaminüberangebotes bzw. einer Überempfindlichkeit dopamin-<br />

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