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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Diskussion<br />

<strong>de</strong>ckt, wur<strong>de</strong> jedoch von <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe um WALKUP (1996) nur in Bezug auf die<br />

Diagnose <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> bestätigt. Gera<strong>de</strong> die Ergebnisse <strong>de</strong>r letztgenannten Studie<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich von an<strong>de</strong>ren allerdings durch eine vergleichsweise hohe Rate an mehrfach<br />

TS-betroffenen Familien (35,5%, siehe Tabelle 37) und insbeson<strong>de</strong>re TS-betroffenen Müttern<br />

(9,6%, siehe Tabelle 39).<br />

Ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (4,8%) konnte unter erstgradigen Angehörigen unserer <strong>Tourette</strong>-<br />

In<strong>de</strong>xpatienten dagegen nur vergleichsweise (PAULS et al.: 8,3%, WALKUP et al.: 13,6%;<br />

EAPEN et al.: 17,9%) selten diagnostiziert wer<strong>de</strong>n; die Rate überstieg wohl aber <strong>de</strong>utlich die <strong>de</strong>r<br />

Kontrollgruppe (0,3%). Ursächlich dürften hierbei mutmaßlich zwei Faktoren eine größere Rolle<br />

spielen: die Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Stichproben (siehe 7.1.1) sowie das unterschiedliche Alter <strong>de</strong>r<br />

Proban<strong>de</strong>n (siehe 7.1.2).<br />

So beziehen sich zwei <strong>de</strong>r angeführten Vergleichsstudien (EAPEN et al., 1993; WALKUP et al.,<br />

1996) wie die vorliegen<strong>de</strong> Untersuchung auf klinische Popu<strong>la</strong>tionen; PAULS und Mitarbeiter<br />

(1991) dagegen rekrutierten ihr Proban<strong>de</strong>nkollektiv per Zufallsentscheid aus Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

amerikanischen <strong>Tourette</strong>-Selbsthilfegruppe. Unsicher ist, ob und inwieweit sich eine selektive<br />

Bevölkerungsstichprobe mit klinischen Kollektiven vergleichen lässt. G<strong>la</strong>ubt man einer frühen<br />

Analyse von PAULS et al. (1981) fin<strong>de</strong>n sich diesbezüglich keine signifikanten Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Differieren<strong>de</strong> Ergebnisse zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Studien erscheinen aber nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb<br />

verständlich, wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass sich bereits hinter <strong>de</strong>m Terminus "klinische Popu<strong>la</strong>tionen"<br />

ganz ungleiche Patientenkollektive verbergen. So untersuchten EAPEN und Mitarbeiter (1993)<br />

neurologische Patienten, WALKUP et al. (1996) solche einer speziellen TS-Fachklinik und die<br />

vorliegen<strong>de</strong> Studie ein kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrisches Klientel. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n erstgenannten<br />

Kollektiven <strong>la</strong>ssen sich aber vermehrt Patienten mit einer schwerer ausgeprägten<br />

Ticstörung und/o<strong>de</strong>r einer familiären Be<strong>la</strong>stung erwarten. Die mit 17,9% und 13,6% verhältnismäßig<br />

hohen Erkrankungsraten für ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> unter Angehörigen ersten Gra<strong>de</strong>s<br />

könnten durch diesen Bias mitbeeinflusst sein.<br />

Eine weitere Erklärung, die insbeson<strong>de</strong>re im engen Vergleich mit <strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n von PAULS et<br />

al. (1991) offensichtlich wird, dürfte das junge Alter unserer Patienten sein. Mit durchschnittlich<br />

14,1 Jahren liegt es <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m von PAULS und Mitarbeiter rekrutierten Proban<strong>de</strong>nkollektiv,<br />

bei <strong>de</strong>m sich im Mittel ein Alter von 18,6 (männlich) und 27,1 Jahren (weiblich) ergab.<br />

Viele <strong>de</strong>r dort untersuchten erwachsenen Proban<strong>de</strong>n hatten zu<strong>de</strong>m bereits eigene Nachkommen<br />

(n = 25), die ebenfalls in hohem Maße von einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (n = 6, 24%) waren. Mit<br />

einem Durchschnittsalter von etwa 20 Jahren waren auch die Geschwister <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>mentsprechend älter (+ 6 Jahre) und <strong>la</strong>gen damit mehrheitlich <strong>de</strong>utlich jenseits <strong>de</strong>s typischen<br />

Manifestationsalters für eine Ticstörung. Stellt man die Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie <strong>de</strong>nen<br />

von PAULS et al. (1991) gegenüber, ergeben sich erwartungsgemäß bevorzugt unter<br />

Geschwistern <strong>de</strong>utlich unterschiedliche Erkrankungsraten (3,7% versus 7,6%), während sich die<br />

Raten für ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> unter Eltern als erstaunlich i<strong>de</strong>ntisch erweisen (5,5% versus<br />

6,6%).<br />

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