Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Ergebnisse<br />
6.3.1.3 Darstellung von Familien mit multipler Be<strong>la</strong>stung an Ticstörungen<br />
Ausgehend von In<strong>de</strong>xpatienten mit einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> fand sich in einigen<br />
Familien eine ausgesprochene Häufung an Ticstörungen. Exemp<strong>la</strong>risch sind nachfolgend einige<br />
Stammbäume von multipel be<strong>la</strong>steten Familien wie<strong>de</strong>rgegeben. Die Stammbaumabbildungen 7<br />
(TMR 639) und 8 (TMR 644) wur<strong>de</strong>n ausgewählt, da sie eine isolierte Be<strong>la</strong>stung <strong>de</strong>r väterlichen<br />
Linie aufzeigen. In Abbildung 9 (TMR 660) ist ausschließlich die mütterliche Seite von<br />
Ticstörungen betroffen; dies kam in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie vergleichsweise selten vor. Die<br />
Abbildungen 10 (TMR 608) und 11 (TMR 615) zeichnen sich durch eine bilineale Tic-<br />
Be<strong>la</strong>stung aus. Entsprechen<strong>de</strong>s gilt auch für <strong>de</strong>n Stammbaum TMR 629 (Abb. 12), <strong>de</strong>r<br />
zusätzlich durch das Fehlen von erstgradigen Betroffenen gekennzeichnet ist.<br />
Um zu<strong>de</strong>m ein Beispiel für einen typischen Familienbefund zu geben, soll <strong>de</strong>r Stammbaum<br />
Nummer 7 nachfolgend <strong>de</strong>tailliert dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Familienbefund TMR 639:<br />
II.2: Seit Tod <strong>de</strong>s Ehemannes wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung; 1972<br />
Tod durch Suizid. Laut III.8 und 9 sei bei ihr von jeher ein Räuspern und Schniefen auffällig<br />
gewesen, welches von III.4 allerdings nicht sicher erinnert wird.<br />
III.2: 7-Monats-Kind. Juvenile Diabetikerin. Lebens<strong>la</strong>nges Lispeln und Stottern; letzteres sei<br />
von Rumpfbewegungen begleitet gewesen. Bis <strong>zum</strong> To<strong>de</strong> habe ein "Kopfschnicken" bestan<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>ssen Beginn sich nicht ein<strong>de</strong>utig in die Kindheit datieren lässt.<br />
III.4: Nach Angaben von Frau K. (III.5) räuspere und hüstele ihr Mann schon seit sie ihn im<br />
Alter von 17 Jahren kennengelernt habe, wobei die Symptomatik anfangs allerdings nur sehr<br />
diskret gewesen sei. Gestört gefühlt habe sie sich hierdurch erst viele Jahre später (etwa 1986),<br />
als die Geräusche im Ver<strong>la</strong>uf <strong>de</strong>r gemeinsamen Ehe häufiger und "tiefgehen<strong>de</strong>r" aufgetreten<br />
seien. Ihr Mann knirsche zu<strong>de</strong>m nachts mit <strong>de</strong>n Zähnen. Herr K. (III.4) selbst gibt an, dass ihm<br />
die Symptomatik <strong>la</strong>nge Jahre nicht bewusst gewesen sei. Die ständigen Ermahnungen seiner<br />
Ehefrau habe er bis vor einigen Jahren als Übertreibung angesehen und <strong>de</strong>mzufolge ignoriert.<br />
Erst durch ein Erlebnis mit seinem Neffen S. (IV.6) sei er mit seinen eigenen vokalen Tics<br />
ernsthaft konfrontiert wor<strong>de</strong>n: S. habe ihm 1989 in <strong>de</strong>n Sommerferien bei Dacharbeiten<br />
geholfen. Dabei habe er so massiv und permanent gehüstelt, dass Herr K. ihn schließlich,<br />
hiervon sichtlich genervt, schroff dazu aufgefor<strong>de</strong>rt habe, dies doch zu unter<strong>la</strong>ssen. Sein Neffe<br />
habe daraufhin entrüstet geantwortet: " Du müsstest Dich erst einmal selber hören!" Seither<br />
versuche Herr K. das Räuspern bewusst zu kontrollieren.<br />
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