Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Ergebnisse<br />
Verhalten verbun<strong>de</strong>n mit zwanghaften Grübeleien bis hin zu sch<strong>la</strong>flosen Nächten, im weiteren<br />
über ein großes Bedürfnis Gegenstän<strong>de</strong> auf bestimmte Weise anzuordnen. Je<strong>de</strong>s Teil auf <strong>de</strong>m<br />
Esstisch habe beispielsweise seinen vorbestimmten P<strong>la</strong>tz. Auch könne Herr K.(III.10) es nur<br />
schwer ertragen, irgendwo Staub, Fusel o<strong>de</strong>r Krümel liegen zu sehen; obwohl es ihm selbst<br />
übertrieben erscheine, sei er immer erst dann zufrie<strong>de</strong>n, wenn er <strong>de</strong>rartige "Unregelmäßigkeiten"<br />
entfernt habe. Während seiner Ausführungen ist Herr K. beständig und ungeniert bemüht, die<br />
umgesch<strong>la</strong>genen Seiten <strong>de</strong>s Fragebogens <strong>de</strong>r Untersucherin exakt übereinan<strong>de</strong>r auszurichten.<br />
IV.1: Bei Wechsel von <strong>de</strong>r Grundschule auf das Gymnasium habe C. (IV.1), die von ihren<br />
Eltern als motorisch unruhig und zu<strong>de</strong>m sehr risikobereit beschrieben wird, kurzzeitig gestottert.<br />
Etwa zeitgleich begann ein "sehr tiefschürfen<strong>de</strong>s" Schniefen, später nach <strong>de</strong>r Pubertät ein<br />
Räuspertic. Letzterer sei phasenweise sehr ausgeprägt gewesen und habe die Eltern sehr be<strong>la</strong>stet.<br />
Bei<strong>de</strong> Phänomene bestün<strong>de</strong>n in diskreter Form auch heute noch.<br />
IV.3: Die Geburt von H.-M.(IV.3) erfolgte per Forceps; im weiteren <strong>de</strong>utlich verzögerte<br />
motorische und sprachliche Entwicklung. Eine "motorische Ungeschicklichkeit" besteht bis<br />
heute. Enuresis nocturna bis <strong>zum</strong> 16 Lebensjahr, bis <strong>zum</strong> Alter von 10 Jahren Kopf- und<br />
Rumpfjaktationen in <strong>de</strong>r Einsch<strong>la</strong>fphase. Darüberhinaus seit frühester Kindheit ein häufiges,<br />
"Wän<strong>de</strong> durchdringen<strong>de</strong>s" Summen, das nach Abschluss <strong>de</strong>r Grundschulzeit sistierte. Bis heute<br />
ist H.-M. ein Einzelgänger mit Son<strong>de</strong>rinteressen.<br />
IV.6: Ausgesprochen unruhig und lebhaft sei <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatient S. eigentlich schon von jeher.<br />
Im Kin<strong>de</strong>rgarten wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m zeitweilig starke Wutanfälle und ein vermehrtes Maß an<br />
Ablenkbarkeit bek<strong>la</strong>gt, die <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>m Jungen zusätzlich erschwerten. 8 Wochen vor<br />
Erstvorstellung, mit nunmehr 10,5 Jahren, sistierte eine Enuresis nocturna. Aktuell, in <strong>de</strong>r 5.<br />
K<strong>la</strong>sse eines Gymnasiums bestehen Leistungsprobleme, insbeson<strong>de</strong>re im Fach Englisch und<br />
Deutsch. Die psychologische Testung zeigt eine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit auf<br />
und bestätigt die Verdachtsdiagnose einer Legasthenie; als "Nebenbefund" wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Untersuchungssituation Tics offenkundig.<br />
"Merkwürdige Angewohnheiten" kenne man bei S. bereits seit seiner Einschulung. Damals - so<br />
erinnern sich die Eltern - sei S. auf <strong>de</strong>m Weg zur Schule häufig unvermittelt stehengeblieben;<br />
weitergegangen sei er je<strong>de</strong>smal erst, nach<strong>de</strong>m er eine Drehung um die eigene Achse gemacht<br />
habe. Zwischenzeitlich habe er geblinzelt, später nervös mit <strong>de</strong>n Schultern gezuckt, nach einem<br />
grippalen Infekt über Monate nicht aufgehört "nervtötend" zu hüsteln und zu räuspern.<br />
Momentan seien diese Dinge in <strong>de</strong>n Hintergrund getreten, gelegentlich <strong>la</strong>sse sich nur ein leichtes<br />
Kopfschütteln und spielerisches "Fingerknacksen" beobachten. S. "drehe, nestele und knibbele"<br />
darüber hinaus gern: Er drehe beispielsweise die Flusen von Frotteehandtüchern ab, nestele<br />
beständig an seinem T-Shirt o<strong>de</strong>r knibbele so <strong>la</strong>nge an sich herum, bis er blute. S. selbst gibt an,<br />
daß er nur zucke, wenn er "hibbelig" sei. Vorausgehend spüre er dann ein Wärmegefühl im<br />
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