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Text: Annemarie Struß-von Poellnitz<br />
HOCHBURG DER LOGISTIK UND<br />
MARITIMEN WIRTSCHAFT<br />
66<br />
Die Bremer erkannten als erste das große Potenzial des<br />
Containers, der der Globalisierung den Weg bereitete.<br />
Im Bundesland Bremen sind maritime Wirtschaft und<br />
Logistik ein zentraler Wirtschaftsfaktor.<br />
Länge: 6,058 Meter, Breite: 2,438 Meter, Höhe: 2,591 Meter<br />
– das ist heute das Maß aller Dinge. Die genormte Größe<br />
für einen 20-Fuß-Standardcontainer. In TEU (Twenty-Foot-<br />
Equivalent) wird die Frachtkapazität von Schiffen ge mes -<br />
sen und der Umschlag in den großen Häfen dieser Welt.<br />
Ohne die stapelbaren Metallkisten hätte der internationale<br />
Warenstrom nicht in diesem Tempo und in diesem Ausmaß<br />
wachsen können. Durch die standardisierten Boxen,<br />
die nahezu alle Arten von Waren aufnehmen können,<br />
wurde der Transport zwischen Asien und Europa oder<br />
Asien und Amerika spottbillig. In den Preis einer Jeans<br />
gehen die Transportkosten mit gerade mal ein bis zwei<br />
Euro ein. Globalisierung und Container – das gehört untrennbar<br />
zusammen. Und natürlich die digitale Vernetzung<br />
der Welt, die den globalen Handel organisierbar macht.<br />
Der Siegeszug des Containers begann eher holprig,<br />
irgend wann in den 1950er-Jahren in den USA. Dort<br />
ärgerte sich der erfolgreiche Fuhrunternehmer Malcom<br />
McLean über die vielen unterschiedlichen Frachtbestimmungen<br />
in seiner Heimat und den umständlichen Weg<br />
seiner Ware. Vom Laster in den Lagerschuppen, vom<br />
Schuppen auf das Schiff, wieder in den Lagerschuppen<br />
und von da auf den Laster: Viel Zeit, viele Männer, die<br />
Säcke und Kisten schleppten – das musste doch auch einfacher<br />
gehen! Die Idee, die komplette Lkw-Ladung in einer<br />
passenden Verpackung direkt aufs Schiff zu stellen, kam<br />
ihm, so wird es kolportiert, beim Ziehen einer Packung<br />
Zigaretten. So wie die Schachteln im Automaten gestapelt<br />
waren, musste man doch auch Ladebehälter auf Schiffen<br />
stapeln können. Es dauerte eine Weile, bis der Pionier<br />
seine Pläne in die Tat umsetzen konnte. Neben genormten<br />
Behältern brauchte man schließlich Ladekräne, um die<br />
Container auf das Schiff und später wieder auf den Laster<br />
hieven zu können. In seiner Umgebung herrschte große<br />
Skepsis. Aber er kaufte eigene Schiffe und legte los. Seine<br />
See- und Land-Spedition wurde unter dem Namen Sea-<br />
Land weltweit erfolgreich.<br />
Deutschlandpremiere für den Container<br />
1956 startete das erste Schiff mit 58 Containern an Bord an<br />
der US-Küste, zehn Jahre später schickte McLean das erste<br />
Containerschiff nach Europa. In Deutschland waren es die<br />
Bremer, die das große Potenzial der Containerschifffahrt<br />
erkannten, der Hamburger Hafen hatte abgewunken.<br />
Am 15. Mai 1966 löschte McLeans „Fairland“ die ersten<br />
Container im Bremer Überseehafen. Damit brach eine<br />
neue Ära an – allerdings eher heimlich und leise. Nur<br />
wenige Eingeweihte waren zur Stelle. So ganz sicher war<br />
man sich doch nicht, ob das neue Transportsystem funktionieren<br />
würde. Zeitzeugen erzählen denn auch, dass<br />
beim ersten Container zwar alles gut ging, doch die zweite<br />
Box löste sich aus ihrer Aufhängung und stürzte ab. Aber<br />
das ist nur eine kleine Anekdote am Rande.<br />
Die Containerisierung des Warenverkehrs war nicht mehr<br />
aufzuhalten. Von den insgesamt 73,6 Millionen Tonnen<br />
Stückgut, die 2012 in den <strong>bremisch</strong>en Häfen umgeschlagen<br />
wurden, kamen 65,2 Millionen Tonnen in Containern<br />
an. Insgesamt passierten 2012 rund 84 Millionen Tonnen