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Aber das ist lange her. In den 1970er-Jahren begann mit<br />
dem Niedergang der Werftindustrie für Bremen eine<br />
schwierige Umbruchphase. Anders als andere Standorte<br />
hat man hier nie den Fehler gemacht, einseitig auf den<br />
Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft zu setzen. So<br />
konnte langsam aber stetig ein sich gegenseitig befruch -<br />
tender Mix aus produzierenden Unternehmen und Dienst -<br />
leistern wachsen, mit den Niederlassungen einiger internationaler<br />
Konzerne und viel bodenständigem Mittelstand.<br />
Man kann in Bremen ganz gut sein Glück machen,<br />
das wussten nicht nur die Stadtmusikanten.<br />
Beim Autobauer Daimler zum Beispiel gilt das Werk in<br />
Bremen-Sebaldsbrück bis heute als wichtiges Sprungbrett<br />
für höhere Weihen. Hier gibt es gut qualifizierte, verlässliche<br />
und ausgesprochen standorttreue Fachkräfte.<br />
Das Lohnniveau ist moderat, Mieten und andere Lebens -<br />
haltungskosten sind bezahlbar. Deshalb lässt es sich hier<br />
mit dem Einkommen eines Facharbeiters viel besser leben<br />
als in Hamburg oder München. Man muss zum Arbeits -<br />
platz nicht stundenlang pendeln. Der öffentliche Nah -<br />
verkehr ist gut ausgebaut. Bürgerpark, Wallanlagen, Weser<br />
und das Blockland zwischen Autobahn und Wümmedeich<br />
bieten viel Raum für Sport und Freizeit.<br />
Authentischer Markenkern<br />
Die Vorzüge einer Großstadt mit einem attraktiven Kulturund<br />
Freizeitangebot mischen sich in Bremen mit der Überschaubarkeit<br />
einer Kleinstadt. Das Bild von der „Stadt der<br />
kurzen Wege“ ist nicht nur so dahergesagt. Wer sich eine<br />
Weile auf dem Marktplatz aufhält, etwa bei einer der kulinarischen<br />
Spezialitäten der Stadt, der Schneemustorte,<br />
hat gute Chancen, den Bürgermeister, den Präses der<br />
Handelskammer oder die Finanzsenatorin mal eben über<br />
den Platz eilen zu sehen. Im Stadtzentrum lassen sich alle<br />
Strecken in maximal zwanzig Minuten mit dem Fahrrad<br />
zurücklegen, wovon in Bremen ganz selbstverständlich<br />
auch der Bankdirektor oder die Firmenchefin Gebrauch<br />
machen.<br />
Hanseatische Bescheidenheit – das ist es, was man hier<br />
schätzt. Großmäuler, Selbstdarsteller, Menschen, die<br />
ständig mit ihren Verdiensten prahlen – da senkt der<br />
Hanseat eher die Mundwinkel oder zieht die Augenbrauen<br />
hoch, jedenfalls, wenn er von der Weser kommt. Es gibt<br />
dieses Bonmot, das gern erzählt wird: Wenn eine Dame<br />
an der Theatergarderobe ihren Mantel ablegt und eine<br />
doppelreihige Perlenkette enthüllt, dann kommt sie be -<br />
stimmt aus Hamburg. Die Bremerin tut so etwas nicht, und<br />
der Bremer auch nicht. „Immer schön auf dem Teppich<br />
bleiben“, lautet die Devise.<br />
Es gab und gibt immer mal wieder Versuche abzuheben,<br />
Bremen ein neues Image zu verpassen, damit die Stadt<br />
cool wird und sexy. Aber so wie der Roland auf dem<br />
Markt platz steht und die Stadtmusikanten in ihrer Ecke<br />
neben dem Rathaus, bleibt Bremen eben Bremen. Und<br />
das heißt auch: Jede Menge wertvolle Substanz, die man<br />
nur nutzen muss, erklärt Professor Burmann. Der Marken -<br />
kern einer Stadt muss authentisch sein, nicht irgendein<br />
Marketing-Ufo aus einer fernen Welt, das zufällig auf dem<br />
Marktplatz gelandet ist. Es macht keinen Sinn, sich mit<br />
Hamburg oder Berlin zu vergleichen, wenn man doch<br />
Bremen ist. Diese Erkenntnis setzt sich immer mehr durch.<br />
Bei den Bremerinnen und Bremern ohnehin. 77 Prozent<br />
der Anwohner finden ihre Stadt gut oder sogar sehr gut,<br />
hat Burmann ermittelt. Die wachsende Zahl von Touristen<br />
aus Asien, Skandinavien oder Spanien, die täglich ihre