Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Text: Annemarie Struß-von Poellnitz<br />
INNOVATIVES DESIGN<br />
194<br />
Von der Wagenfeld-Leuchte im Bauhaus-Stil über die<br />
Goldene Kamera bis zu den Projektionen von Urbanscreen:<br />
ein Blick auf die hansestädtische Kreativ wirt -<br />
schaft. Ihr neuer Kristallisationspunkt ist die Übersee -<br />
stadt.<br />
Schlendert man abends durch Bremer Stadtteile wie<br />
Schwachhausen oder das Gete-Viertel, sieht man sie in<br />
jedem zweiten Fenster: die Wagenfeld-Leuchte. Sie ist ein<br />
Stück Design-Geschichte, eng verbunden mit dem Bau -<br />
haus und dem Designer Wilhelm Wagenfeld. Der im Jahr<br />
1900 in Bremen geborene Produktgestalter wurde 1923<br />
als Schüler am Bauhaus Weimar angenommen, nach<br />
einer Lehre als Silberschmied bei der Bremer Manufaktur<br />
Koch & Bergfeld. Am Bauhaus entwarf er 1924 unter<br />
seinem Lehrer László Moholy-Nagy die berühmte Leuchte.<br />
Nicht nur Bremer schätzen das zeitlos-klassische Design<br />
und das warme Licht, das der Milchglasschirm verströmt.<br />
Für die 1980 in Bremen gegründete Firma Tecnolumen ist<br />
die Wagenfeld-Leuchte mit der Produktbezeichnung<br />
WA 24 und WG 25 GL bis heute ein Verkaufsschlager.<br />
Tecnolumen besitzt weltweit die einzige Lizenz zum Nachbau<br />
des Bauhaus-Klassikers. Was Produktpiraten aber<br />
nicht davon abhält, die Leuchte massenhaft zu kopieren.<br />
Tecnolumen wehrte sich im Herbst 2012 dagegen mit der<br />
Aktion „No Fake“: Drei Monate lang konnten sich Besitzer<br />
von Fälschungen melden und ihre Lampe kostenlos ge -<br />
gen das Original umtauschen.<br />
Bremen ist zwar keine Design-Metropole wie Mailand oder<br />
Berlin, aber Design in Verbindung mit Kunst und Hand -<br />
werk erlebte hier Anfang des 20. Jahrhunderts eine Blüte<br />
und ist heute in einer bunten und vielfältigen Kreativszene<br />
wieder sehr lebendig. Wer wie Michael Jackson, Michael<br />
Gorbatschow oder die Queen die Ehre hat, in die Gülden -<br />
kammer des Bremer Rathauses geführt zu werden, sitzt<br />
dort auf Stühlen, die der 1872 in Bremen geborene Ju -<br />
gend stil-Künstler Heinrich Vogeler entworfen hat, ebenso<br />
wie die mit Gold verzierten Ledertapeten. Bremens beste<br />
Stube ist vom Türgriff bis zum Leuchter ein Gesamtkunstwerk<br />
in reinem Jugendstil.<br />
Eine Straße als Gesamtkunstwerk<br />
Ein Gesamtkunstwerk ist auch die Bremer Böttcherstraße,<br />
deren Eingang direkt gegenüber dem Rathaus auf der<br />
anderen Seite des Marktplatzes liegt. Hier hat sich der<br />
Bremer Kaufmann Ludwig Roselius, reich geworden durch<br />
seinen koffeinfreien Kaffee HAG, ein backsteinernes<br />
Denkmal gesetzt. Er kaufte zwischen 1922 und 1931<br />
mehrere der verfallenden Handwerkshäuser der Böttcherstraße<br />
und ließ das ganze Ensemble von namhaften<br />
Architekten wie Bernhard Hoetger, Eduard Scotland und<br />
Alfred Runge neu gestalten.