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Typisch bremisch Typically “Bremish”

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mus in Norddeutschland und das erste einer Künstlerin<br />

(Paula Modersohn-Becker) gewidmete Museum verfügt.<br />

Durch privates Engagement entstanden das erste<br />

Kommunalkino Deutschlands, Kulturzentren wie der<br />

Schlachthof, das Lagerhaus, das Kito Vegesack und die<br />

Schwankhalle, Festivals wie die Breminale und LA STRADA,<br />

Kunstzentren wie das Gerhard Marcks Haus, die Gesell -<br />

schaft für Aktuelle Kunst, das Künstlerhaus am Deich oder<br />

das Künstlerhaus Güterabfertigung mit Arbeitsstätten für<br />

mehr als 100 Künstler und Musiker als eines der größten<br />

und produktivsten Atelierhäuser der Republik. Aber auch<br />

das Musikfest Bremen ist hier zu nennen, das seit 25 Jah -<br />

ren von vielen Bremer Unternehmen unterstützt wird und<br />

auch in die Region expandiert ist.<br />

Alle diese und viele weitere kulturelle Brutstätten sind das<br />

Ergebnis bürgerschaftlichen Engagements. Und nahezu<br />

alle kulturellen Zentren werden mittlerweile mit Geldern<br />

aus öffentlichen Etats gefördert. Auch wenn weit mehr<br />

als die Hälfte der <strong>bremisch</strong>en Kulturmittel von jährlich<br />

rund 83 Mio. Euro in den Betrieb der Theater und großen<br />

Museen fließt – ohne öffentliche Zuschüsse geht trotz<br />

privaten Engagements und einem sich am Rand der<br />

Selbstausbeutung bewegenden Lebens vieler Kultur -<br />

schaffender nichts. Und wenn vom Kulturressort mit den<br />

Zuschüssen geknappst wird, wenn gar die Existenz von<br />

Kultureinrichtungen zur Disposition steht, greift wieder<br />

die spezifisch <strong>bremisch</strong>e Form der bürgerschaftlichen<br />

Eigen initiative.<br />

Im Fall der Bremer Philharmoniker führte das 2002 zur<br />

Gründung einer Orchester GmbH, an der sich die Musiker<br />

beteiligten. Die in jeder Hinsicht positive Entwicklung<br />

dieses traditionsreichen Klangkörpers hat das Engage-<br />

ment der Philharmoniker im Nachhinein mehr als bestä -<br />

tigt. Spezifisch <strong>bremisch</strong> ist aber auch, dass sich interes -<br />

sierte Bürger und Kulturschaffende gegen staatliches Handeln<br />

nachhaltig und fantasievoll zur Wehr setzen – Anstoß<br />

und Kulturrat sind Namen zweier Initiativen, die den Pro -<br />

test gegen staatliches Handeln bündelten und in kreative<br />

Bahnen lenkten. In einem kleinen Gemeinwesen wie<br />

Bremen führt solches Bürgerengagement erfahrungsgemäß<br />

sehr bald zu Kompromissen, weil sich die Akteure<br />

aller Seiten ständig über den Weg laufen und ohne einander<br />

nicht handeln können.<br />

Diese Nähe kann anstrengend, aber auch ungemein hilf -<br />

reich sein, wie das Beispiel des Zukunftslabors der Deut -<br />

schen Kammerphilharmonie in der Gesamtschule Ost seit<br />

2007 zeigt. Das Orchester probt nicht nur in der Schule,<br />

es entwickelt auch gemeinsam mit Schülerinnen und<br />

Schü lern sowie den Einwohnern des Stadtteils Osterholz-<br />

Tenever kleine und große Musikprojekte. Mit erstaunlichen<br />

Erfolgen: Für die Umsetzung dieser Idee hat die Kammerphilharmonie<br />

neben vielen anderen Auszeichnungen<br />

2012 einen Echo Klassik erhalten. Ein weiterer <strong>bremisch</strong>er<br />

Kulturexport-Schlager, dessen Intention in vielen anderen<br />

Städten aufgegriffen wird.<br />

Dabei muss es nicht bleiben. Es deutet sich an, dass<br />

Theater-Intendant Michael Börgerding und sein unkonventionell<br />

agierendes Team absehbar auch überregional<br />

wieder auf das Bremer Theater aufmerksam machen<br />

werden. Noch verbieten sich Vergleiche mit der Hübner-<br />

Ära, aber die Aufbruchstimmung ist bereits spürbar.

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