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sowie Hochschulen und Universitäten der Region“, sagt<br />
Brucke. Die Branche braucht qualifizierten Nachwuchs –<br />
und natürlich immer wieder Innovationen.<br />
Modellregion Elektromobilität: Kommt der EO?<br />
Dazu gehört auch die Elektromobilität. Die Metropolregion<br />
Bremen-Oldenburg im Nordwesten ist eine von acht<br />
Modellregionen der Bundesregierung zur praktischen<br />
Erprobung von Elektromobilität. Unter Federführung des<br />
Fraunhofer Instituts für angewandte Materialforschung<br />
(IFAM) und des Deutschen Forschungszentrums für Künst -<br />
liche Intelligenz (DFKI) in Bremen wird hier an der Zukunft<br />
des Automobils und der Mobilität gearbeitet.<br />
Ein Teil dieser Zukunft könnte für Frank Kirchner der EO<br />
Smart Connecting Car, kurz EO, sein. Zugegeben, weder<br />
der Name noch das Design können Marketing-Experten<br />
gegenwärtig überzeugen. Das weiß auch Kirchner, Informatikprofessor<br />
an der Universität Bremen und Leiter des<br />
Robotics Innovation Centers des Deutschen For schungs -<br />
zentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Aber ihm geht<br />
es um etwas anderes: „Wir müssen uns von unserer Vorstellung<br />
verabschieden, wie ein Auto auszusehen hat“, sagt<br />
Kirchner. Der EO sei eher ein Roboter, in dem man sitzen<br />
könne.<br />
Entstanden sei die Idee für den EO als Kritzelzeichnung<br />
während der Mittagspause, sagt Kirchner: „Wir haben uns<br />
gefragt, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte.<br />
Der Grundgedanke war ein Modulsystem, das an ganz<br />
unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden kann.“<br />
Hohe Anpassungsfähigkeit gehört zu den Forschungs -<br />
schwerpunkten des Professors, der schon mobile Roboter<br />
für den Einsatz auf dem Mars oder in der Tiefsee konzipiert<br />
hat. „Entscheidend ist der dezentrale Einsatz der Antriebs -<br />
motoren, direkt in den Rädern“, erklärt er. Konventionelle<br />
Fahrzeuge haben einen zentralen Motor, der den Antrieb<br />
über ein Gestänge mechanisch auf die Räder überträgt.<br />
Ein EO-Modul besteht aus einer Achse mit zwei Rädern, in<br />
die jeweils ein eigener Elektromotor integriert ist. Diese<br />
Module können beliebig miteinander verbunden werden.<br />
Deshalb kann der EO sich klein machen für die Fahrt in die<br />
Innenstadt, groß für den Familieneinkauf oder ganz flach<br />
und lang für die Fahrt auf der Autobahn.<br />
Nach nur anderthalb Jahren Arbeit ist der erste Prototyp<br />
fertig. Der zweite ist im Bau und soll den EO dem Einsatz<br />
auf der Straße ein Stück näherbringen. Viel Arbeit steckt<br />
Kirchners Team in die Lenkung: Wie die Landeklappen<br />
beim Flugzeug wird der EO über elektronische Impulse<br />
(drive by wire) gesteuert. Bei einem Auto ist dieser Antrieb<br />
für den TÜV aber nicht zulässig. Für den Fall, dass die Elektrik<br />
ausfällt, braucht das Fahrzeug zusätzlich eine mechanische<br />
Steuerung. „Das bringt leider auch mehr Gewicht,<br />
aber wir bauen eine solche Lösung ein“, sagt Kirchner.<br />
Einsatzmöglichkeiten für sein modulares Gefährt sieht er<br />
vor allem in abgegrenzten Gebieten. Die Deutsche Messe<br />
AG hat bereits Interesse signalisiert.<br />
Spaß mit Elektroautos<br />
Matthias Busse liebt Autos. Der promovierte und habilitierte<br />
Maschinenbauingenieur arbeitete unter anderem<br />
bei Volkswagen, bevor er im Jahr 2003 die Leitung des<br />
Fraunhofer Instituts für angewandte Materialforschung<br />
(IFAM) in Bremen übernahm. Mittlerweile ist er für die<br />
gesamte Systemforschung Elektromobilität in der Fraunhofer-Gesellschaft<br />
verantwortlich; ein großes Programm,<br />
das etwa 20 Institute der Fraunhofer-Gesellschaft umfasst.<br />
Der vielseitige Wissenschaftler, der neben Maschinenbau<br />
auch Musik studierte, will beweisen, dass bei Elektroautos<br />
der Spaß am Fahren nicht zu kurz kommt.<br />
Deshalb hängen im Fuhrpark des IFAM neben Kleinwagen<br />
verschiedener Hersteller auch zwei schnittige Sportwagen<br />
an der Steckdose, ein Fisker und ein Tesla Roadster. Der<br />
Elektroflitzer aus den USA, zu dessen Geldgebern neben<br />
Toyota auch Daimler gehört, lässt beim Durchstarten an<br />
der Ampel jeden Porsche alt aussehen. Busse glaubt an die<br />
Zukunft der E-Mobilität, nicht zuletzt, weil Elektrofahr -<br />
zeuge wesentlich effektiver mit Energie umgehen, sagt er: