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Versuch, mit dem Bau eines Sechszylinders in die Oberliga<br />
vorzudringen, brach Borgward endgültig das Genick.<br />
Für Bremen war das die erste große Pleite im Nach kriegs -<br />
wirtschaftswunder. Bürgermeister Wilhelm Kaisen sah sich<br />
damals nicht imstande, mehrere Millionen D-Mark in das<br />
Unternehmen zu pumpen, obwohl 20 000 Arbeitsplätze<br />
auf der Kippe standen. Das war das Aus für Borgward und<br />
beinahe auch das Aus für den Automobilstandort Bremen.<br />
Zwar übernahm zunächst Hanomag und später Mercedes-<br />
Benz das ehemalige Borgward-Werk, um dort Kleinlaster<br />
zu bauen, aber nur mit 3000 der ehemals 20 000 Be schäf -<br />
tigten. Neue Hoffnung für eine Wiederbelebung der Automobilproduktion<br />
gab es erst, als der damalige Mercedes-<br />
Chef Werner Niefer dringend nach einem neuen Pkw-<br />
Standort suchte, weil das Stammwerk in Sindelfingen die<br />
Nachfrage nicht mehr bewältigen konnte.<br />
Als Hans Koschnick, von 1967 bis 1985 Bremer Bürger -<br />
meister, davon erfuhr, versuchte er sofort, Bremen ins<br />
Spiel zu bringen. Bremen brauchte dringend neue Arbeits -<br />
plätze: Nicht nur Borgward musste aufgeben, weitere<br />
Industrieunternehmen wie Nordmende waren insolvent,<br />
am Horizont zeichnete sich bereits die Werftenkrise ab.<br />
Doch für die Stuttgarter Autobauer kam Bremen zunächst<br />
gar nicht in Betracht. Sie sahen sich um in Düsseldorf, in<br />
Hamburg, in Emden. Also wurde das bestens geeignete<br />
Gelände neben der Borgward-Fabrik zwei Kleingarten -<br />
vereinen angeboten, die umgesiedelt werden mussten.<br />
Der große Coup des Hans Koschnick<br />
Und dann kam doch noch der ersehnte Anruf von<br />
Daimler-Chef Werner Niefer: Er ließ anfragen, ob er den<br />
Bremer Bürgermeister auch am Wochenende mal aufsuchen<br />
könne, erinnert sich Koschnick. Natürlich konnte<br />
er. Man traf sich zum Mittagessen im Senatsgästehaus und<br />
unterhielt sich. Niefer signalisierte zwar Interesse, blieb<br />
aber skeptisch: „Bekommen Sie das hin, dass wir in zwei bis<br />
drei Jahren anfangen können?“, wollte er von Koschnik<br />
wissen. Es war klar: Dafür müssten Häuser abgerissen und<br />
die Kleingärten erneut verlegt werden. Aber es ging auch<br />
um 6000 bis 8000 Arbeitsplätze.<br />
„Das wird nicht ganz leicht, aber ich will mich bemühen“,<br />
antwortete Koschnick damals. „Geben Sie mir zwei<br />
Wochen Zeit.“ Den Senat konnte er überzeugen, aber<br />
mit den Kleingärtnern, zum großen Teil traditionelle SPD-<br />
Wähler, stand ihm ein harter Kampf bevor. Unterstützung<br />
bekamen die Parzellenbesitzer von Studenten der neu<br />
gegründeten Bremer Universität, die den Senat be schul -<br />
digten, sich allzu willig den Interessen eines „kapitalis -<br />
tischen Großkonzerns“ zu unterwerfen. Heute dürften<br />
auch die damaligen Streiter froh sein, dass die Ansiedlung<br />
gelang. Mit über 12 500 Beschäftigten ist der Autobauer<br />
mit Abstand der größte Arbeitgeber in der Region.<br />
Dazu kommen ca. 25 000 Arbeitsplätze in der Automobil -<br />
zulieferindustrie und in der Logistik.<br />
Doch nicht nur Teile der Bremer Bevölkerung, darunter die<br />
Anwohner des vom Werksverkehr stark belasteten Stadtteils<br />
Hemelingen, waren zunächst skeptisch. Auch aus<br />
Stuttgart wurde der Aufbau des neuen Pkw-Werks in<br />
Bremen argwöhnisch beobachtet, erinnert sich Koschnick.<br />
„Für den klassischen Arbeiter bei Daimler ist Borgward<br />
natürlich nie so gut gewesen wie ein Mercedes. Da hieß<br />
es: Die Bremer können das gar nicht. Aber die Bremer<br />
haben gezeigt, dass sie es sehr wohl können.“<br />
Bestnoten für das Bremer Werk<br />
Daran zweifelt im Daimler-Konzern heute niemand mehr.<br />
Im internen Wettbewerb der Standorte bekommen die<br />
Bremer immer wieder Bestnoten. Die Bremer Belegschaft<br />
gilt als besonders flexibel und innovativ, wenn es um die<br />
Einführung neuer Modellreihen geht. Deshalb wurde das<br />
Bremer Werk vom Konzern zum „Kompetenzzentrum“ für<br />
die Einführung der neuen C-Klasse ernannt. Die C-Klasse,<br />
das meistverkaufte Modell der Mercedes-Pkw-Familie,