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Rund 70 000 Mitarbeiter arbeiten im Flugzeugbau insgesamt<br />
für Airbus. Mehr als 3000 davon sind in Bremen<br />
beschäftigt, wo die Kompetenz für Flügelausrüstungen<br />
und Landeklappen gebündelt ist. Es handelt sich dabei<br />
um den zweitgrößten Standort des Unternehmens in<br />
Deutschland – mehr Beschäftigte verzeichnet nur das<br />
Werk in Hamburg. Und auch hier zeigt sich die starke Be -<br />
reitschaft zur Überwindung von Grenzen in der Luft- und<br />
Raumfahrt, denn die beiden Hansestädte kooperieren in<br />
diesem Bereich so eng wie in keiner anderen Branche.<br />
Gemeinsam wurde beispielsweise eine Studie zur Entwicklung<br />
der „Luftfahrtindustrie als Wachstumsmotor in Nordgebündelt.<br />
Gemeinsam liefern OHB und Astrium jetzt<br />
beispielsweise einen Satelliten für das „European Data<br />
Relay Satellite System“ (EDRS), das eine besonders hohe<br />
Datenübertragungsrate ermöglichen soll. Programme zur<br />
Überwachung der Umwelt und des Wetters zählen zu den<br />
Nutznießern, denn sie müssen in kurzer Zeit umfassende<br />
Datenmengen verarbeiten.<br />
Astrium, das in der Hansestadt rund 1000 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, ist unterdessen auch an zwei der spekta ku -<br />
lärsten Projekte in der europäischen Raumfahrt beteiligt.<br />
Eins davon ist das europäische Modul Columbus für die<br />
Internationale Raumstation ISS. Seit mehr als fünf Jahren<br />
dient es der internationalen Wissenschaft als Basis im<br />
Weltall und hat dort inzwischen so überzeugende Dienste<br />
geleistet, dass der Generaldirektor der Europäischen<br />
Raum fahrtagentur (ESA), Jean-Jacques Dordain, es als<br />
„Aushängeschild der europäischen Forschungstechnologie“<br />
bezeichnet. Gebaut wurde es im Bremer Astrium-<br />
Werk; auch der Betrieb wird von dort koordiniert. Anläss -<br />
lich des fünfjährigen Bestehens hob der ehemalige Astronaut<br />
und jetzige ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt,<br />
Thomas Reiter, die Bedeutung der ISS-Experimente für<br />
Bereiche wie die Materialwissenschaften, die Medizin und<br />
die Biologie hervor.<br />
Auch die NASA mag’s <strong>bremisch</strong><br />
Das zweite ESA-Kernprojekt mit Astrium-Beteiligung ist die<br />
Ariane-Rakete, deren Oberstufe in Bremen gebaut wird.<br />
Eine modernisierte Variante, die Ariane 5 ME, soll ab 2017<br />
ihre Nutzlasten in die Umlaufbahn katapultieren. Auch mit<br />
der Konzeption der Version 6 wurde Astrium bereits be -<br />
auftragt – ob sie tatsächlich gebaut wird, steht allerdings<br />
noch in den Sternen.<br />
Ergänzend zur Oberstufe der Rakete liefert das Unter neh -<br />
men seit 2008 den unbemannten Raumtransporter ATV<br />
an die ESA. Er wird mit der Ariane ins All geschossen und<br />
versorgt die ISS mit allem, was die Crew dort auf ihren<br />
monatelangen Aufenthalten benötigt. Auch diese „Ren-<br />
dezvous“ zwischen Transporter und Raumstation verlaufen<br />
derart harmonisch, dass jetzt die amerikanische Behörde<br />
NASA mit den Bremer Experten anbandelt. Die US-Raum -<br />
kapsel Orion, die zurzeit entwickelt wird und ab 2020 die<br />
Nachfolge des Space Shuttles antreten soll, wird künftig<br />
mit Hilfe des ATV-Ablegers „Orion Service Module“ ange -<br />
trieben und versorgt. Es ist das erste Mal, dass die NASA für<br />
ein derart wichtiges System auf einen nicht-amerika -<br />
nischen Anbieter vertraut.<br />
Patchwork-Familie: die Luftfahrtbranche<br />
In der Luftfahrt sind die internationalen Beziehungen noch<br />
intensiver ausgeprägt als in der Raumfahrt. Zwar wird<br />
auch hier eine traditionelle Rivalität zwischen der Alten<br />
und der Neuen Welt gepflegt, allerdings werden gleich -<br />
zeitig zahlreiche Brücken zwischen Städten und Ländern<br />
gebaut. Beispielhaft für diesen Prozess steht das Unter -<br />
nehmen Airbus, das schon bei der Gründung 1970 ein<br />
europäisches Projekt war und sich – mittlerweile unter<br />
dem Dach von EADS – zu einem weltweiten Konzern<br />
entwickelt hat. Besonders Frankreich und Deutschland<br />
sind sich auf diesem Wege deutlich nähergekommen,<br />
denn die Zentrale hat ihren Sitz in Toulouse, aber der<br />
Kontakt zu den zahlreichen deutschen Standorten ist sehr<br />
eng. Die Flugzeugsparte von EADS – der zukünftigen<br />
Airbus Group – heißt übrigens auch nach dem für 2014<br />
geplanten Konzernumbau weiterhin Airbus.