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125 JahreSektion Gera (6,86 MB)

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Begonnen hatte die große Liebe des<br />

Rudolf Wittig zu den Bergen im Jahre<br />

1922. Allerdings kann bezweifelt werden,<br />

dass die oft zitierte Radwanderung in<br />

die Bayerischen Alpen im Herbst 1922<br />

mit Besteigung der Zugspitze alleiniges<br />

Schlüsselerlebnis für das Entfl ammen<br />

seiner alpinen Leidenschaft war. Dem am<br />

11. April 1900 geborenen Rudolf wurde<br />

nämlich die Liebe zur Natur fast mit in<br />

die Wiege gelegt. Vater und Großvater,<br />

letzterer hatte die Holzhandlung Wittig<br />

in <strong>Gera</strong> gegründet, nahmen ihn auf dem<br />

Kutschbock des Pferdefuhrwerkes oft mit<br />

in den Wald, wo er die Männer bei der<br />

Arbeit beobachten konnte. Später, als Absolvent<br />

der renommierten Amthorschen<br />

Handelsschule betrieb er Leichtathletik<br />

beim SV <strong>Gera</strong> 04 und zog auch da Wald,<br />

Wiesen und Berge dem eintönigen Sportplatzoval<br />

vor. Immerhin brachte er es bis<br />

zum Thüringer Gaumeister im Geländelauf.<br />

Seit 1923, dem Jahre seines Alpenvereinsbeitritts,<br />

arbeitete er nach längerem<br />

Berufspraktikum in Ostpreußen voll<br />

im väterlichen Betrieb mit. Trotzdem gab<br />

es für die Berge genügend Zeit. 1925 wird<br />

Rudolf Wittig als Wanderwart in den<br />

Sektionsvorstand gewählt. In einer ganz<br />

besonderen Mission reiste der inzwischen<br />

stellvertretende Hüttenwart Rudolf Wittig<br />

im Jahre 1930 nach St. Jodok. Die recht<br />

aktive „Hüttenfraktion“ im Sektionsvorstand<br />

hatte sich zum Ziel gesetzt, mit<br />

einem Erweiterungsbau den seit Jahren<br />

von Familie Platter beklagten chronischen<br />

Mangel an Schlafplätzen auf der <strong>Gera</strong>er<br />

Hütte zu beheben. Dem großen persönlichen<br />

Einsatz und Verhandlungsgeschick<br />

Rudolf Wittigs war dann die erfolgreiche<br />

Beendigung des kühnen Unterfangens in<br />

besonderem Maße zu verdanken, fi elen<br />

doch Vorbereitungs- als auch insbesondere<br />

die Bauphase in eine Zeit großer politischer<br />

Unruhen und der faschistischen<br />

Machtergreifung in Deutschland. 1934<br />

übernahm er die Funktion des 1. Hüttenwarts<br />

von Architekt Walter Fraulob, der<br />

den Erweiterungsbau projektierte und<br />

damals ähnlich oft wie sein Stellvertreter<br />

auf der Hütte weilte, um den Fortgang der<br />

Bauarbeiten zu beobachten und selbst mit<br />

Hand anzulegen.<br />

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges und<br />

der späteren Teilung Deutschlands war<br />

Rudolf Wittig und seinen über 800 Bergfreunden,<br />

die der Sektion <strong>Gera</strong> angehört<br />

hatten, auf unabsehbare Zeit der Zugang<br />

zu ihrer <strong>Gera</strong>er Hütte verwehrt.<br />

Kaum hatte der erstaunlich jung und<br />

rüstig gebliebene Rudolf Wittig das 65.<br />

Lebensjahr erreicht, beantragte er regelmäßig<br />

Besuchsreisen zu seiner Tochter<br />

nach Kronach – jedoch meist nur, um<br />

seinen dort deponierten bundesdeutschen<br />

Reisepaß abzuholen. Tochter und<br />

Schwiegersohn mussten es wohl oder übel<br />

in Kauf nehmen, dass die „Verwandtenbesuche“<br />

des bergverrückten alten Herrn<br />

oft nur zu kurzen Stippvisiten gerieten<br />

– auf der Durchreise nach St. Jodok. Bei<br />

einer dieser geheimen Hüttenreisen kam<br />

es an der „Touristenrast“ zu einer zufälligen<br />

Begegnung mit Schorsch Rockinger,<br />

dem früheren <strong>Gera</strong>er Hüttenwart der<br />

Sektion Landshut. Es folgten Einladungen<br />

nach Landshut und zur 90-Jahr-Feier<br />

der <strong>Gera</strong>er Hütte, wo Rudolf Wittig im<br />

August 19<strong>86</strong> zum Ehrenmitglied der<br />

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