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125 JahreSektion Gera (6,86 MB)

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Über die Feierlichkeiten zur Eröffnung<br />

der <strong>Gera</strong>er Hütte im Sommer 1895 hat<br />

der Bankier Ferdinand Oberlaender aus<br />

<strong>Gera</strong>, Onkel des späteren Sektionsvorsit-<br />

98<br />

zenden Wilhelm Oberlaender, folgende<br />

interessante und amüsante Tagebucheintragungen<br />

hinterlassen:<br />

„Sonntag, den 4. August früh regnete es in Strömen. Da nun an diesem Tage die<br />

Einweihungsfeierlichkeiten für die <strong>Gera</strong>er Hütte begannen, entschlossen wir uns<br />

schnell, nicht nach Sexten, sondern nach Steinach am Brenner zu fahren ... Wir<br />

fuhren also mit dem Stellwagen über Schladerbach und Landro die herrliche Ampezzo-Straße<br />

im Angesicht des Cristallo und der Drei Zinnen hinaus nach Toblach.<br />

Der Regen hatte zwar vorerst aufgehört, aber es blieb immer noch trüb. In Toblach<br />

wurde zu Mittag gespeist, da der Zug nach Franzensfeste ungefähr eine Stunde<br />

Verspätung hatte, und dann fuhren wir im Schnellzug über Franzensfeste und<br />

den Brenner nach Steinach, wo wir Nachmittags etwa 4 Uhr anlangten. In Steinach<br />

fanden wir, nachdem wir zuvor telegrafi erten, noch notdürftig Unterkommen<br />

im wohlbekannten „Steinbock“, denn nicht nur bei der „Schönen Rose“, sondern<br />

auch im ganzen Ort waren alle Quartiere belegt, wie fast stets um diese Zeit und<br />

dafür waren diesmal noch die vielen Sektionsmitglieder aus <strong>Gera</strong> angelangt. Fast<br />

gleichzeitig mit unserer Ankunft in Steinach begann auch ein Dauerregen, der ununterbrochen<br />

bis zum nächsten Morgen anhielt und freilich nicht sehr tröstlich für<br />

die bevorstehende Partie zur Hütte war. Das am Nachmittag im „Wilden Mann“<br />

angesagte Gartenkonzert, ausgeführt von der Steinacher Kapelle, fand trotzdem<br />

unter zahlreicher Beteiligung statt. Mindestens 25 bis 30 <strong>Gera</strong>er Damen und Herren<br />

saßen teilweise unter vorspringenden kleinen Dächern, teilweise direkt unter<br />

Regenschirm oder Wettermantel inmitten zahlreicher Steinacher Festgenossen in<br />

fröhlichster Stimmung beisammen. Verschiedene Reden wurden gehalten, Wein<br />

und Bier waren gut und erst am Abend siedelten wir nach dem Saal im „Wilden<br />

Mann“ über, wo eine Art Commers begann, nachdem wir zuvor ein gutes aber<br />

einfaches Abendessen eingenommen hatten. Unzählige Reden wurden natürlich<br />

gehalten und alle möglichen Toaste ausgebracht. Einzelne <strong>Gera</strong>er Mitglieder und<br />

auch andere wie z. B. Greizer Herren langten noch mit den Abendzügen an, auch<br />

zahlreiche <strong>Gera</strong>er Damen – sicher 10 bis 12 – waren mit zugegen und die Stimmung<br />

war ganz großartig. Trotzdem brach ich mit Dr. Plarre und vielen Anderen bereits<br />

½ 11 Uhr auf, um ein paar Stunden zu schlafen, denn am nächsten Morgen sollte es<br />

um 5 Uhr zur Hütte gehen. Freilich blieben andere Gäste noch in bester Stimmung<br />

bis gegen 2 Uhr früh beisammen, wobei natürlich nicht wenig gezecht wurde, so<br />

auch drei unserer Zimmergefährten (wir schliefen 5 Mann in zwei untereinander<br />

verbundenen Zimmern), die erst um 2 Uhr ihr Bett aufsuchten.<br />

Montag, den 5. August früh regnete es noch immer. Als ich ½ 6 Uhr herunterkam<br />

hieß es, noch niemand sei fort. Der Regen hörte gerade auf. Herr Sektionsgenosse<br />

Rabenstein gesellte sich zu uns ebenso noch einige andere und der Herr Vorstand<br />

Böhnert wurde auch herausgepocht. Um ½ 7 Uhr gingen wir zusammen bei trübem<br />

Wetter, aber ohne Regen das Tal hinauf nach St. Jodok, wo auch verschiedene <strong>Gera</strong>er<br />

wohnten. Daselbst war denn auch schon ein stattlicher Haufe versammelt. Wir waren<br />

etwa 25 Personen, meistens <strong>Gera</strong>er, darunter 7 Damen, auch der Bürgermeister<br />

von St. Jodok war dabei und stiegen nun ohne Aufenthalt das Valser Tal hinauf. Es<br />

ging alles ziemlich rasch von Statten, die Damen stiegen sehr gut und das Wetter<br />

blieb zwar trüb, aber es regnete doch nicht mehr. Bald kamen der majestätische

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