125 JahreSektion Gera (6,86 MB)
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Die Winterfeste des<br />
<strong>Gera</strong>er Alpenvereins – Höhepunkte<br />
auch für die Stadt<br />
Im Jahre 1890, als die Errichtung einer<br />
eigenen Schutzhütte nahe dem Brenner<br />
bereits beschlossene Sache war, zählte die<br />
Sektion <strong>Gera</strong> des DuÖAV ganze 124 Mitglieder.<br />
Obwohl es in diesem Kreis an zahlungskräftigen<br />
Sponsoren nicht unbedingt<br />
gemangelt haben sollte, ließ sich solch ein<br />
Hüttenprojekt wohl kaum allein durch<br />
die eben noch zu geringe Mitgliedschaft<br />
fi nanzieren. Es mussten also zusätzliche<br />
Einnahmequellen erschlossen werden.<br />
Am besten solche, mit denen auch gleichzeitig<br />
noch neue Mitglieder geworben<br />
werden konnten. Was lag näher, als den<br />
Versuch eines geselligen Abends mit Tanz<br />
und Unterhaltung in einem großen Saal<br />
der Stadt vor ebenso großem Publikum zu<br />
wagen. Tatsächlich konnte schon bei dieser<br />
ersten derartigen Abendveranstaltung<br />
der Sektion im Jahre 1891 ein beachtlicher<br />
Überschuss in die Hüttenbaukasse abgeführt<br />
werden. Darüber hinaus geriet die<br />
ganze Sache zu einem solchen Erfolg, dass<br />
alsbald an regelmäßige Fortsetzung gedacht<br />
wurde. Vielleicht lag es an der Karnevalszeit,<br />
in der die fortan „Winterfest“<br />
genannten großen Gesellschaftsabende<br />
des <strong>Gera</strong>er Alpenvereins nun immer<br />
stattfanden, oder war es ein raffi nierter<br />
dramaturgischer Einfall des geradezu professionell<br />
arbeitenden Festkomitees, von<br />
dem auch die abendfüllenden Programme<br />
perfekt durchorganisiert wurden, vom üblichen<br />
Gesellschaftsanzug nachdrücklich<br />
auf eine Kleiderordnung überzugehen,<br />
„die dem Charakter des Festes“ entspricht.<br />
Nur ältern Herrschaften, so eine Annonce<br />
in der <strong>Gera</strong>er Zeitung vom 3. Februar 1892,<br />
ist das Erscheinen im „Touristenanzug“<br />
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gestattet. Von der erwünschten „Bayrisch-Tiroler<br />
Landestracht (auch Dirndl)“<br />
haben Trachtenlieferanten und Spezialschneidereien<br />
im damaligen Ge ra sicher<br />
kräftig profi tiert, wie aus entsprechenden<br />
Zeitungsanzeigen vor den „Alpenfesten“<br />
hervorgeht. Entstanden ist jedenfalls<br />
eine Erfolgsreihe, deren Glanz durch die<br />
enthusiastischen zeitgenössischen Schilderungen<br />
sogar noch bis in unsere Tage<br />
strahlt. Heute allerdings kann man sich<br />
kaum noch vorstellen, wie das gewaltige<br />
Arbeitspensum bewältigt werden konnte,<br />
welches zur Vorbereitung des ersten<br />
Winterfestes mit Programm und großer<br />
Ausstattung notwendig gewesen war. So<br />
hieß die Premiere von 1892 „Kir’tag in Innervals“,<br />
wovon der Chronist erzählt: „Die<br />
Dekoration des Saales, magisch beleuchtet<br />
von einem Riesenedelweiß, das elektrisches<br />
Licht in 2800 Kerzenstärke ausstrahlte,<br />
der herrliche Hochzeitszug mit<br />
den echten Schuhplattlern aus Garmisch,<br />
der fl ott gespielte Einakter, der lebensgefährliche<br />
Aufstieg zu den Sennhütten, die<br />
malerischen Gruppen vor, das frohe Leben<br />
in den Hütten: dieses farben- und lebensreiche<br />
Bild wird jedem Teilnehmer unvergesslich<br />
sein.“ Dabei würde doch jeder der<br />
Organisatoren und Helfer „seinen Lohn<br />
in dem Bewusstsein gefunden haben,<br />
sich und vielen anderen frohe Stunden<br />
bereitet und zur Ehre der <strong>Gera</strong>er Sektion<br />
beigetragen zu haben.“ Zu den wichtigsten<br />
Personen in diesem Festkomitee, das bezeichnenderweise<br />
„Dekorationskomitee“<br />
benannt wurde, dürften Kommerzienrat<br />
Dr. h. c. Georg Hirsch, Ingenieur Einar<br />
Young, Fabrikant Ernst Meyer, Architekt