MAGNIFICAT - Das Stundenbuch April 2021

Thema des Monats 296
Aufbruch in die Freiheit
Neulich sprach man im Bekanntenkreis von einem Ehepaar,
beide waren einige Jahre erfolgreich in der IT-Branche tätig
gewesen. Dann hatten sie, wie man sagt, ihre Zelte abgebrochen,
sozusagen alle Taue gekappt, Arbeitsstellen und Wohnung
gekündigt, um auf dem eigenen Schiff die Welt zu bereisen.
Jemand warf ein: Aber das ist ja genauso wie bei dem Bruder
unserer Nachbarin Helene! Aha, also kein Einzelfall.
Das Weite suchen
Sehr cool, war meine erste Reaktion. Aber auch: puh! Ganz
schön mutig. Gewiss war dieses Paar, das übrigens unterwegs
zum Elternpaar wurde, vielfältig privilegiert. Offenbar waren
die beiden gut ausgestattet mit den immateriellen Ressourcen
Mut, Vertrauen, Selbstvertrauen, Zuneigung zueinander. Mit
Zuversicht und mit Lebensfreude, und mit jeder Menge Offenheit
für das Neue, das Unbekannte. Gute materielle Ressourcen
spielten zweifellos auch eine Rolle, das soll nicht verschwiegen
werden: Wenn es hart auf hart kommen sollte, gesundheitlich
für uns oder für die Kleinen, dann können wir einen sicheren
Hafen anlaufen. Und: in meinen Beruf werde ich wieder
einsteigen können. Keine ängstlichen Typen, die beiden, und
ihre Kinder werden es wohl ebenso wenig sein. Andererseits,
warum suchen Abenteurer das Abenteuer? Was sucht, wer das
Abenteuer sucht? Sie „suchten das Weite“, so sagt es die deutsche
Sprache. Suchen sie – oder laufen sie vor etwas davon? Das
soll es ja auch geben.
Mut und Angst
Wir Menschen lernen beides früh, Mut und Angst. Die Psychologie
kennt „Grundformen der Angst“, vor allem aber spricht sie