MAGNIFICAT - Das Stundenbuch April 2021

Thema des Monats 298
gen Opfer des Exodus gedacht. Im Talmud verbietet Gott seinen
Engeln sogar den Jubel über den Exodus, weil Ägypter darunter
zu leiden hatten!
Wer bin ich
Die Befreiung aus der Sklaverei und der Auszug aus dem Sklavenhaus
Ägypten ist d i e Schlüsselerzählung für das „Wer bin
ich?“ des Volkes. Der Exodus stiftet Israels Identität. Immer
wieder beziehen sich die Bibel und der Talmud – das große,
vielbändige und vielstimmige antike Buch des jüdischen Nachdenkens
über die Bibel, über Gott und die Welt – auf den Exodus.
Weder die ausführliche Exodus-Erzählung (Ex 14 – 15, 1)
noch die weiteren biblischen Stellen, die sich auf den Auszug
aus Ägypten beziehen, verstehen sich primär als historische
Schilderungen. Im Zentrum steht vielmehr die tiefe Erfahrung
von Gottes rettendem Eingreifen: Gott steht auf der Seite der
Bedrückten und Versklavten! Das Volk Israel entdeckt sich hier
als das Volk Gottes, eines Gottes, der nicht Untertanen möchte,
sondern ein Volk von Menschen in Freiheit – neben den Nachbarvölkern,
an ihrer Seite. Das biblische Amos-Buch hält fest,
dass es Gott darum geht, a l l e Völker aus der Unterdrückung
zu befreien. „Habe ich Israel nicht herausgeführt aus dem Land
Ägypten, und ebenso die Ägypter aus Kaftor und Aram aus
Kir?“, fragt Gott (Am 9, 7).
Glaube, der nach Freiheit schmeckt
Glaube und Freiheit sind keine Gegensätze, vielmehr: der
wahre Glaube, der Glaube an den wahren Gott, führt in die
Freiheit. Die Ordensleute Andreas Knapp und Melanie Wolfers
haben vor einigen Jahren ein gemeinsames Buch veröffentlicht
mit dem schönen Titel: „Glaube, der nach Freiheit schmeckt“.
Auch die christliche Gemeinde bezieht sich dankbar auf den