MAGNIFICAT - Das Stundenbuch April 2021

301 unter die Lupe genommen
beitsort, sei es durch den Besuch entfernt lebender Freunde, sei
es durch Reisen ins Ausland. Andererseits bedingt der Verkehr
einen enormen Ressourcenverbrauch und eine gewaltige Belastung
des gemeinsamen Hauses Erde, vor allem durch die hohen
CO 2 -Emissionen und nicht zuletzt durch die Versiegelung von
natürlichen Flächen für Straßen und Parkplätze.
Nicht-Orte
Mit dem hohen Verkehrsaufkommen ist ein Phänomen verbunden,
das der französische Anthropologe Marc Augé mit dem
Begriff „Nicht-Orte“ bezeichnet. „So wie ein Ort durch Identität,
Relation und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert
ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational
noch als historisch bezeichnen lässt, einen Nicht-Ort.“
Verkehrswege, beispielsweise Autobahnen, und Transiträume,
beispielsweise Flughäfen, sind für Augé bezeichnende Beispiele
solcher Nicht-Orte. Nicht-Orte werden nicht bewohnt, in ihnen
wird niemand heimisch. Sie sind geschichts- und gesichtslos. An
Nicht-Orten werden Personen nicht in ihrer Identität, sondern
nur in ihrer Funktion registriert, an ihnen entstehen keine sozialen
Beziehungen. „Der Raum der Nicht-Orte schaffte Einsamkeit
und Gleichförmigkeit.“ Diese Perspektive der Nicht-Orte
deckt einen vielfach unbeachteten menschlichen Preis moderner
Mobilität auf, der vor allem durch die Geschwindigkeit und
die massenhafte Verbreitung in die Höhe getrieben wird.
Zwischen Exodus …
Wie anders zeigt sich Mobilität in der Bibel! Der Exodus, eine
große mythische Erzählung der Mobilität, ist alles andere als
ein Nicht-Ort. Vor allem der Langsamkeit, der langen Dauer
von 40 Jahren ist es zu verdanken, dass der Zug der Israeliten
die Wüste nicht als einen Nicht-Ort durchzieht. Vielmehr wird