Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
zumeist über e<strong>in</strong> direktes Gespräch, <strong>in</strong> Ausnahmefällen auch über e<strong>in</strong> Telefonat. Als<br />
Kriterium für die Auswahl <strong>in</strong> Frage kommender Personen legten wir e<strong>in</strong>en Studienabschluss<br />
<strong>in</strong>nerhalb der letzten drei Jahre (d.h. 2008 oder später) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>malige<br />
Beschäftigung als <strong>Praktika</strong>ntIn fest. Darüber h<strong>in</strong>aus orientierten wir uns bei der<br />
Suche nach graduierten <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen vor allem am Merkmal Studienrichtung:<br />
Erstens wurden – gemäß Absprache mit dem Auftraggeber – Studienrichtungen<br />
wie Mediz<strong>in</strong>, Jus, oder Lehramt bzw. die dort verankerte verpflichtende Berufspraxis<br />
nach dem Studienabschluss (Turnus, Gerichtsjahr, Unterrichtspraktikum) nicht näher<br />
untersucht. Auf Basis dieser E<strong>in</strong>grenzung waren zweitens besonders jene Studienrichtungen<br />
zu analysieren, <strong>in</strong> denen seitens medialer Berichterstattung, aber auch bisheriger<br />
Forschung e<strong>in</strong>e besondere Häufung von Graduiertenpraktika vermutet wird, d.h. vor<br />
allem geistes-, kultur- u. sozialwissenschaftliche Fächer (so genannte GSK-Fächer).<br />
Drittens wurde – im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destquote – darauf Wert gelegt, auch e<strong>in</strong>ige Personen<br />
z.B. aus natur- <strong>und</strong> <strong>in</strong>genieurwissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>en zu befragen, <strong>in</strong> denen<br />
Graduiertenpraktika seltener s<strong>in</strong>d (was zugleich e<strong>in</strong>e Erhöhung des Männeranteils<br />
unter den Befragten implizieren sollte).<br />
Gleich vorab: während es, unter Nutzung verschiedener Plattformen <strong>und</strong> Multiplikatoren,<br />
<strong>in</strong> ausreichender Zahl gelungen ist, junge Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen zu<br />
f<strong>in</strong>den, die bereit waren, über ihre Erfahrungen als <strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong> zu berichten, war die<br />
Suche nach Männern mit entsprechender Erfahrung deutlich schwieriger bzw. weniger<br />
erfolgreich: Dies könnte entweder daran liegen, dass Männer nach Studienabschluss<br />
seltener <strong>Praktika</strong> (oder vergleichbare Arbeitsverhältnisse wie z.B. „Tra<strong>in</strong>eeships“ etc.)<br />
absolvieren oder an ihrer ger<strong>in</strong>geren Bereitschaft, darüber zu berichten. Ähnlich ist das<br />
Bild bei unterschiedlichen Studienrichtungen: Graduierte Geistes-, Kultur- <strong>und</strong> SozialwissenschafterInnen<br />
mit Praktikumserfahrung, zugleich oft Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen<br />
von Massenfächern mit eben deshalb schwierigen Berufse<strong>in</strong>stiegsbed<strong>in</strong>gungen,<br />
konnten wir leichter ausf<strong>in</strong>dig machen als WirtschaftswissenschafterInnen oder Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen<br />
technischer Studienrichtungen – vermutlich auch deshalb, weil<br />
die Arbeitsmarktsituation <strong>in</strong> den letztgenannten Diszipl<strong>in</strong>en entspannter ist <strong>und</strong> dementsprechend<br />
seltener <strong>Praktika</strong> e<strong>in</strong>gegangen werden müssen. Als erstes Fazit zur Verteilung<br />
von Graduiertenpraktika lässt sich daher e<strong>in</strong>igermaßen konform mit der existierenden<br />
Literatur zum Berufse<strong>in</strong>stieg junger Akademiker/Akademiker<strong>in</strong>nen festhalten, dass<br />
vor allem junge Frauen aus GSK-Fächern im Erst- oder Zweitjob nach dem Studienabschluss<br />
überproportional oft <strong>in</strong> Jobs tätig s<strong>in</strong>d, die als Praktikum vergeben werden. Es<br />
handelt sich dabei um Fächer wie Germanistik oder Publizistik mit ungünstigen Berufse<strong>in</strong>stiegsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>und</strong> z.T. deutlichem Frauenüberhang. 31<br />
Das Sample graduierter <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen betreffend ist zudem zu erwähnen,<br />
dass wir – wiederum auftragsgemäß – Personen <strong>in</strong> vergleichbaren E<strong>in</strong>stiegsjobs, die<br />
31 Vgl. dazu z.B. http://bmwf.gv.at/startseite/studierende/studieren_<strong>in</strong>_oesterreich/statistikenunidata/: Im<br />
Studienjahr 2008/2009 beendeten an Österreichs Universitäten (ohne FH) ca. 27.000 Personen ihr<br />
Studium, davon 15.000 Frauen <strong>und</strong> 12.000 Männer. Davon haben 4.700 Frauen <strong>und</strong> nur 1.700 Männer<br />
e<strong>in</strong> geistes- oder kulturwissenschaftliches Studium abgeschlossen, während etwa das Verhältnis bei<br />
Ingenieurwissenschaften mit 3.900 Männern <strong>und</strong> 1.400 Frauen gleichsam spiegelverkehrt ist.