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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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9.4. Tätigkeiten <strong>in</strong> den Graduiertenpraktika<br />

Qualitative Primärerhebungen<br />

Wenig überraschend erweisen sich die meisten der 20 analysierten Graduiertenpraktika<br />

<strong>in</strong> ihrer Ausgestaltung als Arbeitsverhältnisse, <strong>und</strong> ist der Ausbildungsaspekt im engeren<br />

S<strong>in</strong>n nur <strong>in</strong> <strong>Praktika</strong> mit längerer Laufzeit relevant, aufgr<strong>und</strong> der üblichen E<strong>in</strong>arbeitungsphasen<br />

zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er neuen Tätigkeit. Nur e<strong>in</strong> Praktikum war gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>sofern als „Ausbildung“ angelegt, als e<strong>in</strong>e Befragte über e<strong>in</strong>e Praktikumsstelle die<br />

nordafrikanische Heimat e<strong>in</strong>es Elternteils genauer kennen lernen wollte. Und nur <strong>in</strong> drei<br />

weiteren Fällen sprechen Befragte von e<strong>in</strong>er schwer aufzulösenden Mischung mit Anteilen<br />

e<strong>in</strong>es Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsverhältnisses, darunter die unentgeltliche Mitarbeit<br />

bei e<strong>in</strong>er Zeitschrift sowie zwei e<strong>in</strong>jährige Verwaltungspraktika, <strong>in</strong> denen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />

der ersten Phase die E<strong>in</strong>übung <strong>in</strong> bislang wenig bekannte Prozessabläufe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Verwaltung im Vordergr<strong>und</strong> stand. Doch auch e<strong>in</strong>e der beiden Befragten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Verwaltungspraktikum, deren Charakterisierung der ausgeübten Tätigkeiten größere<br />

Anteile von Ausbildungsaspekten vermuten lässt, gelangt letztendlich zum e<strong>in</strong>deutigen<br />

Schluss, dass es sich bei ihrem Praktikum um e<strong>in</strong> Arbeitsverhältnis handelt:<br />

„Dadurch, dass du dort arbeitest … arbeitest du ja mit, <strong>und</strong> du kannst ja viele D<strong>in</strong>ge<br />

e<strong>in</strong>fach schon machen. Wenn du halbwegs geschickt bist, dann kannst du ja die<br />

meisten Sachen machen, wenn man es dir erklärt. Also ich glaube nicht, dass es e<strong>in</strong><br />

Ausbildungsverhältnis ist. Also bei mir war es zum<strong>in</strong>dest nie so.“ (Miriam)<br />

In allen anderen Fällen waren die graduierten <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen überzeugt<br />

davon, Leistungen als qualifizierte Arbeitskraft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er betrieblichen Arbeitsorganisation<br />

erbracht zu haben – <strong>und</strong> auch dafür beschäftigt worden zu se<strong>in</strong>. 34 In der großen<br />

Mehrzahl der analysierten Graduiertenpraktika, <strong>in</strong> denen kont<strong>in</strong>uierliche Mitarbeit vorgesehen<br />

war – <strong>und</strong> nicht nur fallweise ehrenamtliche Mitarbeit wie im Beispiel der Zeitschrift<br />

–, konnten wir klar umrissene bzw. abgrenzbare Ausbildungsanteile abseits von<br />

Anlernphasen im S<strong>in</strong>n von „Learn<strong>in</strong>g-on-the-Job“ nicht wirklich ausmachen; etwa länger<br />

dauernde Kurse, die sich zudem von den üblichen Weiterbildungsangeboten für das<br />

Stammpersonal unterscheiden würden. Die juristisch relevante Unterscheidung zwischen<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnis f<strong>in</strong>det somit <strong>in</strong> der betrieblichen Praxis von<br />

Graduiertenpraktika kaum e<strong>in</strong>e Entsprechung.<br />

E<strong>in</strong>e Charakterisierung des Gros der analysierten <strong>Praktika</strong> als Arbeitsverhältnis sagt<br />

freilich noch wenig über die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung der geleisteten Tätigkeit aus, z.B.<br />

darüber, <strong>in</strong>wieweit im Studium erworbenes Wissen angewendet werden konnte oder ob<br />

es e<strong>in</strong>e ausreichende betriebliche Integration gab. Es ist hier nicht der Ort, die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> Praktikumsverhältnissen im Detail auszubreiten. Festzuhalten ist aber,<br />

dass sich Vermutungen, wie jene, wonach <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen lediglich Hilfstätigkeiten<br />

wie etwa Kaffeekochen verrichten würden, ebenso wenig bestätigen ließen<br />

wie der Verdacht, <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen würden bloß „für die Galerie“ produzie-<br />

34 In der Auswertung der <strong>Praktika</strong> von Studierenden <strong>und</strong> Schülern/Schüler<strong>in</strong>nen wird der Frage nach<br />

Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis mehr Raum gewidmet, weil dieser Aspekt dort mehr Gewicht<br />

hat, d.h. z.B. <strong>in</strong>wiefern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflichtpraktikum der Ausbildungsaspekt tatsächlich im Vordergr<strong>und</strong><br />

steht.<br />

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