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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

1000 Euro, <strong>und</strong> 15 <strong>Praktika</strong> wurden entweder unter der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze entlohnt<br />

oder waren gänzlich unbezahlt.<br />

Innerhalb unseres Samples ist ke<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen dem Niveau der im Praktikum<br />

geleisteten Tätigkeit <strong>und</strong> der Höhe des Praktikumsentgelts erkennbar. E<strong>in</strong> Beispiel<br />

anspruchsvoller Tätigkeit bei fehlender bis äußerst ger<strong>in</strong>ger Bezahlung bildet das<br />

bereits erwähnte journalistische Praktikum von David bei e<strong>in</strong>em Pr<strong>in</strong>tmonatsmagaz<strong>in</strong>.<br />

Obwohl dieser wie dargestellt gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Praktikums mit e<strong>in</strong>em mehrseitigen<br />

Artikel betraut wurde, war das Praktikum unentgeltlich, wobei nach Praktikumsende<br />

noch e<strong>in</strong> ursprünglich nicht vere<strong>in</strong>bartes Taschengeld ausgezahlt wurde. Unbezahlt waren<br />

auch die erhobenen <strong>Praktika</strong> im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich, die wie berichtet<br />

großteils ebenfalls sehr qualifizierte Tätigkeiten umfassten. Umgekehrt waren die <strong>Praktika</strong><br />

des Tätigkeitstyps 4 (überwiegend nicht-fachspezifische Hilfstätigkeiten) teilweise<br />

durchaus solide entlohnt, so etwa das erwähnte Bankenpraktikum des VWL-Studenten<br />

Herbert, für das ihm e<strong>in</strong> Gehalt nahe 1000 Euro bezahlt wurde.<br />

Allgeme<strong>in</strong> zeigt sich, dass die Bezahlungshöhe <strong>in</strong> Studierendenpraktika <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

von der Praktikumsbranche abhängt. Dies zeigt z.B. die Praktikumserfahrung von Horst,<br />

der wie erwähnt Mediz<strong>in</strong>ische Informatik an e<strong>in</strong>er Tiroler Fachhochschule studiert. Dabei<br />

ist e<strong>in</strong> Teil der verpflichtenden Berufspraxis im Ges<strong>und</strong>heitsbereich zu absolvieren.<br />

Horst hat se<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tiroler Krankenhaus absolviert <strong>und</strong> wurde dafür mit<br />

etwa 400 Euro entlohnt, was für e<strong>in</strong> technisches Praktikum e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Entlohnung<br />

darstellt. Selbst diese Entlohnung war Horsts Angaben zufolge auf Unwissenheit<br />

seitens des Krankenhauses zurückzuführen, das noch über wenig Erfahrung mit Fachhochschulpraktikanten/-praktikant<strong>in</strong>nen<br />

verfügte – normalerweise s<strong>in</strong>d die Krankenhauspraktika<br />

der Mediz<strong>in</strong>technik-Studierenden gänzlich unbezahlt.<br />

Die Relevanz der Branche für die Praktikumsentlohnung zeigt sich auch <strong>in</strong> den Pflichtpraktika<br />

von Studierenden der Psychologie: Hier reicht die Bandbreite von unbezahlten<br />

<strong>Praktika</strong> im kl<strong>in</strong>ischen Bereich oder <strong>in</strong> psychologischen Beratungsstellen über <strong>Praktika</strong><br />

<strong>in</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtungen, für die häufig Gehälter im Bereich der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze<br />

bezahlt werden, bis zu wirtschaftspsychologischen <strong>Praktika</strong>, die z.B. <strong>in</strong> Personalabteilungen<br />

größerer Unternehmen stattf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> dann deutlich über der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze<br />

bezahlt se<strong>in</strong> können. Im Allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die Entlohnungsverhältnisse<br />

<strong>in</strong> der jeweiligen Praktikumsbranche den <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen auch bereits vor<br />

der Praktikumsanbahnung bewusst.<br />

Als Praktikumsbranche mit allgeme<strong>in</strong> hoher Entlohnung kann aufgr<strong>und</strong> unserer Interviews<br />

der technische Bereich klassifiziert werden, <strong>in</strong> dem auch das erwähnte Spitzenmonatse<strong>in</strong>kommen<br />

von mehr als 3.000 Euro erzielt wurde (bei dem es sich freilich um<br />

e<strong>in</strong>en Ausreißer handelt). Über e<strong>in</strong>zelne Branchen h<strong>in</strong>weg zeigte sich, u.a. auch aufgr<strong>und</strong><br />

der Interviews mit Arbeitgebern/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen, die Tendenz großer privatwirtschaftlicher<br />

Unternehmen, <strong>Praktika</strong> solide zu entlohnen. Dies gilt jedoch nicht für<br />

den Architekturbereich, von dem sogar e<strong>in</strong> <strong>in</strong>verser Zusammenhang zwischen Größe<br />

<strong>und</strong> Bekanntheitsgrad des Büros <strong>und</strong> <strong>Praktika</strong>nten-/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nenentlohnung berichtet<br />

wurde. E<strong>in</strong>e Tendenz zu nicht oder sehr ger<strong>in</strong>g bezahlten <strong>Praktika</strong> ist wie bereits erwähnt<br />

<strong>in</strong> der Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbranche, im Bereich zivilgesellschaftlicher NGOs,

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