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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

an die jeweils geltenden kollektivvertraglichen Regelungen für <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />

bzw. die entsprechenden E<strong>in</strong>stufungen für verschiedene Tätigkeitsgruppen; dies<br />

freilich unter „Berücksichtigung“ der unterschiedlichen Kollektivverträge, z.B. für die<br />

Pr<strong>in</strong>t- gegenüber der Onl<strong>in</strong>e-Redaktion im Medienunternehmen. In der Beratungsfirma<br />

<strong>und</strong> auch beim F<strong>in</strong>anzdienstleister liegt die Bezahlung für qualifizierte Tätigkeiten mit<br />

Bruttobezügen zw. 1200 bis 1500 Euro über den kollektivvertraglichen M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>stufungen<br />

– u.a. deshalb, weil man im Kampf um Talente mit attraktiven E<strong>in</strong>stiegsgehältern<br />

punkten möchte.<br />

In den kle<strong>in</strong>en Unternehmen ist die Zuordnung von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen zu<br />

bestimmten Beschäftigungsverhältnissen unklarer, generell fällt hier die Anwendung<br />

arbeitsrechtlicher Regelungen für unselbständige Tätigkeiten deutlich verschwommener<br />

aus. Im Architekturbüro erhalten z.B. nicht nur die durchschnittlich zwei bis drei mitarbeitenden<br />

<strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen lediglich Honorare als freie MitarbeiterInnen,<br />

sondern arbeitet der Großteil der Beschäftigten entweder auf Honorarbasis oder über<br />

freie Dienstverträge. Der Eigentümer dieses Betriebes gibt zu bedenken, dass unbefristete<br />

Dienstverträge <strong>in</strong> der Architekturbranche bis auf Beschäftigte <strong>in</strong> den wenigen großen<br />

Büros kaum vorkommen würden, feste Anstellungen seien aufgr<strong>und</strong> der permanenten<br />

Fluktuation im Projektgeschäft – entweder zu viele oder zu wenige Aufträge – kaum<br />

verkraftbar. Dem großen Andrang <strong>in</strong> Architekturbüros tue das aufgr<strong>und</strong> der Attraktivität<br />

des Berufs sowie <strong>in</strong>sbesondere dem fre<strong>und</strong>schaftlichen Klima im eigenen Büro jedoch<br />

ke<strong>in</strong>en Abbruch.<br />

Mit abnehmender Betriebsgröße wird unschärfer, welches rechtliche Arbeitsverhältnis<br />

sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Praktikum verbirgt. E<strong>in</strong> Selbständiger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kunstnahen Sparte arbeitet<br />

mit e<strong>in</strong>er Assistent<strong>in</strong>, die – neben ihrem Studium – auf Basis e<strong>in</strong>es vere<strong>in</strong>barten<br />

St<strong>und</strong>ensatzes Honorarnoten stellt. Ob es sich hier z.B. um e<strong>in</strong>e befristete Tätigkeit<br />

handelt, kann nicht genau geklärt werden, ist allerd<strong>in</strong>gs aufgr<strong>und</strong> der faktischen Selbständigkeit<br />

auch eher zweitrangig. Angesichts der ger<strong>in</strong>gen Projektmittel <strong>in</strong> den freien<br />

Kunstszenen versuchen die AkteurInnen, die z.T. prekäre ökonomische Situation durch<br />

wechselseitige Unterstützung zu kompensieren. Deshalb hat der Befragte die bei ihm<br />

beschäftigte <strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>e Geschäftspartner<strong>in</strong> weitervermittelt, seitdem teilen sie<br />

ihre Arbeitskraft flexibel auf beide Unternehmen auf:<br />

„Me<strong>in</strong>e Assistent<strong>in</strong> kriegt acht Euro die St<strong>und</strong>e. Ja, das ist nicht viel, das weiß ich<br />

auch. Aber sie kriegt das zum<strong>in</strong>dest fix, als Assistent<strong>in</strong>. Das ist e<strong>in</strong> Praktikum. Und<br />

sie ist aber dafür auch bei der [Geschäftspartner<strong>in</strong>] ger<strong>in</strong>gfügig angestellt. Da habe<br />

ich mich auch darum gekümmert, dass das klappt, dass sie dort anfangen kann. Also<br />

sie arbeitet quasi für uns beide … mit der Aussicht, dass es besser wird. Ja also,<br />

weißt eh.“<br />

10.3. Gründe für die Vergabe von <strong>Praktika</strong> <strong>und</strong> Bewertung der <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />

Die unternehmensseitig am häufigsten genannten Gründe für die Vergabe von <strong>Praktika</strong><br />

– mit e<strong>in</strong>em Hauptfokus auf Studierende <strong>und</strong> daneben SchülerInnen – s<strong>in</strong>d die Rekrutie-

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