Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Zusammenfassung / Schlussfolgerungen<br />
den Gemengelage aus knapper Mittelausstattung, großem Arbeitsvolumen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Pool an Studierenden bzw. jungen Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> den jeweiligen<br />
Bereich drängen, stellt sich die Frage, wie wirksam rechtliche Regelungsimpulse, unabhängig<br />
ob auf gesetzlicher oder kollektivvertraglicher Ebene, <strong>in</strong> diesen Berufsfeldern<br />
s<strong>in</strong>d. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass ambitionierte M<strong>in</strong>deststandards zu Ausweichbewegungen<br />
<strong>in</strong> andere Arrangements wie Werkverträge oder z.B. auch den Status der Freiwilligenarbeit<br />
führen, ist <strong>in</strong> diesen Branchen jedenfalls am größten, was <strong>in</strong> Anbetracht<br />
der dortigen Häufung genau jener Problematiken, gegen die sich e<strong>in</strong>e Neuregelung richten<br />
würde, nicht ohne Brisanz ist.<br />
Auf der Suche nach möglichen anderweitigen Optionen landet man hier auf kurze Distanz<br />
bei sehr gr<strong>und</strong>legenden Interventionen wie etwa der Erhöhung der Mittelausstattung<br />
im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich (z.B. auch bei den <strong>in</strong> Spitälern erbrachten<br />
Pflichtpraktika im Mediz<strong>in</strong>studium, der so genannten „Famulatur“) oder der Motivation<br />
von Studierenden bzw. Jungabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen, sich <strong>in</strong> Richtung anderer Berufsfelder<br />
umzuorientieren, die bessere Verdienstmöglichkeiten versprechen. Letzteres<br />
ersche<strong>in</strong>t begrenzt realistisch angesichts des Umstands, dass es sich bei den identifizierten<br />
„Problembranchen“ (Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales, Architektur, Kunst <strong>und</strong> Kultur, NPOs<br />
bzw. zivilgesellschaftliche NGOs) durchwegs um Felder handelt, die <strong>in</strong> besonderem<br />
Maß mit S<strong>in</strong>nstiftung verb<strong>und</strong>en werden – <strong>und</strong> woran unter Bed<strong>in</strong>gungen freier Studien-<br />
<strong>und</strong> Berufswahl viele junge Menschen großes Interesse zu haben sche<strong>in</strong>en.<br />
Flankierende Maßnahmen<br />
Bei flankierenden Maßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong><br />
<strong>Praktika</strong> ist zunächst an die Etablierung von Gütesiegel- oder umgekehrt „Watchdog“-<br />
Initiativen zu denken, um gute Anbieter von <strong>Praktika</strong> hervorzuheben <strong>und</strong> demgegenüber<br />
„schwarze Schafe“ medial anzuprangern. Beispielsweise könnten existierende Initiativen<br />
von www.placetoperform.at bis h<strong>in</strong> zu www.generation-praktikum.at noch stärker<br />
<strong>in</strong> den Dienst des Ziels der Information über Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>Praktika</strong><br />
gestellt werden, d.h. als professionelle Anlaufstellen angehender <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen.<br />
Speziell h<strong>in</strong>zuweisen ist hier auf die kürzlich vorgestellte Initiative „Gütesiegel<br />
Praktikum“ der ÖH, an der auch die Arbeiterkammer <strong>und</strong> die Plattform Generation<br />
Praktikum beteiligt s<strong>in</strong>d. 38 Im Übrigen ist an dieser Stelle auch an die Vorreiterrolle<br />
des öffentlichen Dienstes zu er<strong>in</strong>nern, der z.B. selbst e<strong>in</strong>er der Hauptakteure bei der<br />
Vergabe von Graduiertenpraktika ist. Das im Kapitel „Internationales“ präsentierte Beispiel<br />
der Selbstverpflichtung der Stadtverwaltung Berl<strong>in</strong> zur E<strong>in</strong>haltung von M<strong>in</strong>deststandards<br />
ist hier wohl als Vorbild zu nennen.<br />
Wichtig s<strong>in</strong>d zudem arbeitsmarktpolitische Unterstützungsmaßnahmen für akademische<br />
Berufse<strong>in</strong>steigerInnen, die <strong>in</strong> bestimmten Branchen erst über den Umweg teils schlecht<br />
entlohnter <strong>Praktika</strong> oder vergleichbarer atypischer Beschäftigungsverhältnisse Fuß fassen<br />
können. Die arbeitgeberseitige Funktion vieler Graduiertenpraktika als „Bewäh-<br />
38 Siehe http://www.generation-praktikum.at/e<strong>in</strong>-guetesiegel-fuer-praktika.aspx<br />
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