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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

zutreffen dürfte. 29 E<strong>in</strong>e präzise Auswertung der Sozialversichungsabdeckung <strong>in</strong> den<br />

erhobenen <strong>Praktika</strong> wird dadurch erschwert. Auszugehen ist jedoch, von der Mitversicherung<br />

abgesehen, von den üblichen Versicherungsleistungen, wie sie mit den genannten<br />

Beschäftigungsformen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d: also Vollversicherung <strong>in</strong> regulären <strong>und</strong> freien<br />

Dienstverhältnissen, die über der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze entlohnt s<strong>in</strong>d; lediglich<br />

Unfallversicherung <strong>in</strong> ebendiesen Beschäftigungsformen, sofern sie unter der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze<br />

entlohnt s<strong>in</strong>d, sowie <strong>in</strong> Volontariaten, für die ke<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong> unter der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze<br />

liegendes Taschengeld vere<strong>in</strong>bart wurde. Volontariate mit Taschengeld<br />

über der Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze, die <strong>in</strong> die Vollversicherung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden, kamen <strong>in</strong> unserem Sample nicht vor. In e<strong>in</strong>zelnen Fällen gibt es H<strong>in</strong>weise auf<br />

zusätzliche Versicherungsarrangements. So wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dreiseitigen Praktikumsmustervere<strong>in</strong>barung<br />

der FH Joanneum auf e<strong>in</strong>e gesetzliche Bestimmung verwiesen (§ 8<br />

Abs 1 Z 3 lit i ASVG), aus der für Fachhochschulpflichtpraktika e<strong>in</strong>e Übernahme der<br />

Unfallversicherung durch die Fachhochschule abgeleitet wird, sofern diese nicht durch<br />

die Praktikumsorganisation abgedeckt ist. In unserem Sample wurde von der Physiotherapiestudent<strong>in</strong><br />

Jenny über e<strong>in</strong> derartiges Arrangement berichtet. Auch zwei Psychologiestudierende<br />

berichteten über e<strong>in</strong>e entsprechende Option, die von ihnen allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen wurde.<br />

Wie besonders das letzte der obigen Interviewzitate zeigt, lassen viele Gespräche gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auf e<strong>in</strong>e eher oberflächliche Kenntnis arbeits- <strong>und</strong> sozialrechtlicher M<strong>in</strong>deststandards<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en sowie der Möglichkeiten der Vertragsgestaltung <strong>in</strong> <strong>Praktika</strong><br />

im speziellen schließen. Mehrere Befragte betonen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang, sie seien<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für die Möglichkeit dankbar gewesen, E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das jeweilige Berufsfeld<br />

zu bekommen <strong>und</strong> hätten angesichts dieser Aussicht wenig auf vertragliche <strong>und</strong><br />

versicherungsbezogene Details geachtet. Von e<strong>in</strong>igen Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen von<br />

Pflichtpraktika wurde die Verpflichtung zu beruflicher Praxis als zusätzlicher Faktor<br />

genannt, sich bei der Suche nach Praktikumsplätzen nicht auf die gebotenen Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu konzentrieren.<br />

Diese tendenziell schwache Position der <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen ihren Arbeitgebern/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen<br />

gegenüber – sie ist im Zusammenhang mit der oben festgestellten<br />

Unsicherheit vieler Studierenden die Anforderungen des Arbeitsmarkts betreffend<br />

zu sehen – zeigt sich auch <strong>in</strong> den Antworten auf die Frage, <strong>in</strong>wieweit die Befragten <strong>in</strong><br />

ihren Vorstellungs- oder Aufnahmegesprächen Verhandlungsspielraum h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, aber auch Praktikums<strong>in</strong>halten wahrgenommen haben. Dies wird<br />

von fast allen Befragten verne<strong>in</strong>t bzw. wird auch hier e<strong>in</strong>ige Male darauf verwiesen,<br />

dass die Aussicht auf das Zustandekommen des Praktikums e<strong>in</strong> Ausloten möglicher<br />

Verhandlungsspielräume <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> rücken ließ:<br />

29 Im Zusammenhang mit der Mitversicherung wurde <strong>in</strong> den Interviews auch abgefragt, <strong>in</strong>wieweit<br />

Transferleistungen bei <strong>Praktika</strong> e<strong>in</strong>e Rolle spielen, d.h. v.a. die E<strong>in</strong>haltung der Zuverdienstgrenzen bei<br />

Familien- <strong>und</strong> Studienbeihilfe (€ 9.000,- bzw. 8.000,- p.a.) <strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>barung der Praktikumsentlohnung;<br />

bzw. <strong>in</strong>wieweit sich entlohnte <strong>Praktika</strong> auf diese Transferleistungen ausgewirkt haben. Dies<br />

wurde jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der durchgeführten Interviews berichtet.

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