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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

mitarbeiter<strong>in</strong>, als Ferialarbeiter<strong>in</strong>. Ja, ich habe verschiedenste Sachen gemacht.“<br />

(Naturwissenschafter<strong>in</strong>)<br />

„Während des Studiums e<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong> Russland bei e<strong>in</strong>em Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />

für zwei Monate, ansonsten diverse ger<strong>in</strong>gfügige Jobs neben dem Studium bzw.<br />

Ferialpraktikum mit 40-St<strong>und</strong>en-Woche im Sommer.“ (Kulturwissenschafter<strong>in</strong>)<br />

Danach befragt, warum man/frau sich nach dem Studienabschluss nicht gleich um e<strong>in</strong>e<br />

reguläre Beschäftigung beworben hat, sondern (auch) Praktikumsstellen annimmt, ist<br />

die häufigste Antwort der Verweis auf fehlende bzw. nicht bekannte Alternativen. Zehn<br />

von 15 Gesprächspartnern/-partner<strong>in</strong>nen berichten, dass e<strong>in</strong> Praktikum der erste Job<br />

nach dem Studium war bzw. noch immer ist. Beispiele, <strong>in</strong> denen es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um<br />

das Sammeln neuer Erfahrungen geht, wofür zum Teil sogar freiwillig auf e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommen<br />

verzichtet wird, kamen ebenfalls vor, aber nur selten. Gleichzeitig ist das Motiv<br />

„Erfahrung sammeln“ auch deshalb zentral, weil junge Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen<br />

ja generell vor der Herausforderung stehen, sich auf akademischen Arbeitsmärkten<br />

zu profilieren – <strong>und</strong> gleichzeitig e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommen erzielen wollen bzw. müssen.<br />

Als Gr<strong>und</strong>motiv dafür, auch nach Studienabschluss mehr oder weniger freiwillig e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Zeitspanne <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Praktikum zu <strong>in</strong>vestieren, wird so gut wie immer der E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en akademischen Beruf respektive die Etablierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausbildungsadäquaten<br />

längerfristigen Beschäftigung genannt. Niemand der Befragten hat vor, länger<br />

als e<strong>in</strong>e bestimmte Zeit, die vom Arbeitgeber/der Arbeitgeber<strong>in</strong> vorgegeben oder selbst<br />

def<strong>in</strong>iert ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stelle als <strong>Praktika</strong>ntIn zu verweilen. Für alle Gesprächspartner/partner<strong>in</strong>nen<br />

liegt demgegenüber das Ziel dar<strong>in</strong>, über die Zwischenstation Praktikum<br />

den Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e angemessen entlohnte <strong>und</strong> gleichzeitig qualifizierte Beschäftigung<br />

zu schaffen.<br />

Abgesehen von dieser allgeme<strong>in</strong>en Motivationslage – Praktikum als Mittel zum Zweck<br />

e<strong>in</strong>es „Normalarbeitsverhältnisses“ – gibt es dennoch signifikante Unterschiede zwischen<br />

den Befragten, aber auch weitere Geme<strong>in</strong>samkeiten. Als Randnotiz <strong>in</strong>teressant ist<br />

beispielsweise, dass niemand der Interviewten als oberste Präferenz e<strong>in</strong>e selbständige<br />

Erwerbstätigkeit anführt, etwas, das <strong>in</strong> akademischen Berufsfeldern durchaus geläufig<br />

ist. Wer e<strong>in</strong> Graduiertenpraktikum macht, so ließe sich schlussfolgern, strebt e<strong>in</strong>e unselbständige<br />

Erwerbstätigkeit an.<br />

Weitere relevante Motive für die Absolvierung e<strong>in</strong>es Praktikums, die jeweils nur für<br />

e<strong>in</strong>en Teil der Befragten zutreffen, können auf Basis sich wiederholender Erzählstränge<br />

zu groben Mustern gebündelt werden: E<strong>in</strong>erseits f<strong>in</strong>den wir Personen mit vergleichsweise<br />

klaren Perspektiven <strong>und</strong> dementsprechend deutlich umrissenen Zielen, denen e<strong>in</strong><br />

Praktikum dient: dem E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Branche <strong>und</strong>/oder dem Aufstieg aus<br />

e<strong>in</strong>em bestehenden Beschäftigungsverhältnis. Je nach dem, als wie „schwierig“ die<br />

Zielbranche e<strong>in</strong>gestuft wird, werden dabei Phasen <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>g entlohnten bis unentgeltlichen<br />

Jobs bzw. mit <strong>in</strong>transparenten Job<strong>in</strong>halten <strong>in</strong> Kauf genommen. Diesen Befragten<br />

gel<strong>in</strong>gt es auch eher, die anvisierten Ziele zu erreichen. Davon abzugrenzen s<strong>in</strong>d andererseits<br />

relativ vage Strategien von Personen, die sich (noch) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Orientierungsphase<br />

bef<strong>in</strong>den. Gründe, sich für e<strong>in</strong> Praktikum zu bewerben, s<strong>in</strong>d hier auf e<strong>in</strong>em Kont<strong>in</strong>uum<br />

von „Ausprobieren“ bis h<strong>in</strong> zu „Kompetenzerwerb“ für e<strong>in</strong>en akademischen Be-

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