Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
gebliebenen Wunsch, während des Praktikums mehrere Tätigkeitsbereiche <strong>in</strong>nerhalb<br />
ihrer Praktikumsorganisation kennen zu lernen, statt über die gesamte Praktikumsdauer<br />
die gleichen Tätigkeiten auszuführen (siehe hierzu das Unterkapitel Bewertung der<br />
Praktikumserfahrung). Die Frage, ob das kurzfristige Durchlaufen mehrerer Tätigkeitsbereiche<br />
e<strong>in</strong>en größeren Lerneffekt bewirkt als die kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich<br />
oder umgekehrt, kann jedoch unterschiedlich beantwortet werden, nicht zuletzt <strong>in</strong><br />
Abhängigkeit von den konkreten Zielsetzungen des der <strong>Praktika</strong>nten/der <strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>.<br />
Kriterium: H<strong>in</strong>sichtlich der zeitlichen Gestaltung der Anwesenheit im Betrieb besteht<br />
relativ große Freiheit der Auszubildenden/des Auszubildenden<br />
Wie bereits im Unterkapitel Arbeitszeit dargestellt, war die Arbeitszeit <strong>in</strong> 13 von 41 der<br />
erhobenen <strong>Praktika</strong> mehr oder weniger flexibel gestaltet. Teilweise wurde diese Flexibilität<br />
von Seiten des Praktikumsbetriebs auch als Entschädigung der <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
für fehlende oder sehr ger<strong>in</strong>ge Praktikumsentlohnung verstanden.<br />
Drei Befragte berichten über die ihnen tageweise e<strong>in</strong>geräumte Möglichkeit, nach erledigter<br />
Arbeit früher nach Hause zu gehen.<br />
Beides kann unseres Erachtens nicht mit dem generellen Fehlen e<strong>in</strong>er Arbeitsverpflichtung,<br />
wie dieses für das Vorliegen e<strong>in</strong>es Ausbildungsverhältnisses konstitutiv wäre,<br />
gleichgesetzt werden. Die punktuelle frühere Entlassung deutet im Gegenteil auf das<br />
Vorliegen e<strong>in</strong>er Arbeitspflicht h<strong>in</strong>, die vom Arbeitgeber/der Arbeitgeber<strong>in</strong> lediglich<br />
anlassbezogen gelockert wird. Auch über e<strong>in</strong>zelne Tage h<strong>in</strong>aus gr<strong>und</strong>sätzlich flexible<br />
Arbeitszeitarrangements können bei gleichzeitiger E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enheit <strong>in</strong> den Normalbetrieb<br />
<strong>und</strong> klaren Aufgabenstellungen für die <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen nicht als Anzeichen<br />
e<strong>in</strong>er fehlenden Arbeitsverpflichtung <strong>in</strong>terpretiert werden. Die berichtete Flexibilität<br />
deutet vielmehr darauf h<strong>in</strong>, dass die Ausgestaltung von <strong>Praktika</strong> <strong>in</strong> manchen<br />
Branchen (z.B. Medien, Wissenschaft, NGOs) parallel zur Flexibilisierung der Arbeitszeitgestaltung<br />
regulär Beschäftigter verläuft.<br />
Kriterium: Die Mitarbeit der Auszubildenden/des Auszubildenden ist für den Fortgang<br />
des betrieblichen Arbeitsprozesses nicht notwendig<br />
Hier ist die Operationalisierung besonders schwierig, da das Kriterium der Notwendigkeit<br />
für den betrieblichen Arbeitsprozess nur unter detaillierter Berücksichtigung des<br />
betrieblichen Arbeitsprozesses <strong>in</strong> der jeweiligen Praktikumsorganisation beurteilt werden<br />
kann <strong>und</strong> diesbezügliche Daten <strong>in</strong> den Interviews nur <strong>in</strong> relativ grober Annäherung,<br />
d.h. aus der Perspektive der <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen, erhoben werden konnten.<br />
Radner (2001) weist zudem darauf h<strong>in</strong>, dass auch reguläre MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>er Organisationen<br />
nicht <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>en notwendigen Beitrag zum Fortgang des betrieblichen<br />
Arbeitsprozesses leisten, was aus se<strong>in</strong>er Sicht die Tauglichkeit dieses Kriteriums<br />
zur Abgrenzung der Arbeit regulärer Beschäftigter von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nentätigkeiten<br />
<strong>in</strong> Frage stellt.<br />
Als Annäherung an dieses Kriterium, die sich auch wiederholt <strong>in</strong> der Literatur f<strong>in</strong>det<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Abgrenzung von Dienst- zu Ausbildungsverhältnissen von e<strong>in</strong>er gewissen