Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
gerInnen überspr<strong>in</strong>gen müssen, um <strong>in</strong> reguläre, besser entlohnte Jobs zu gelangen. Vor<br />
allem die Zielbranchen von jungen Geistes-, Sozial- <strong>und</strong> KulturwissenschafterInnen,<br />
d.h. z.B. Forschungs- <strong>und</strong> Bildungs<strong>in</strong>stitutionen oder Kreativwirtschaftsbetriebe (z.B.<br />
Verlage, Medien, Architekturbüros etc.) können aus e<strong>in</strong>em großen Pool an leistungsbereiten<br />
<strong>und</strong> zugleich kostengünstigen Jungakademiker/-akademiker<strong>in</strong>nen auswählen. Die<br />
Zunahme von Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen steigert <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> diesen<br />
Diszipl<strong>in</strong>en die Konkurrenz um akademische Jobs <strong>und</strong> zw<strong>in</strong>gt viele dazu, Umwege <strong>und</strong><br />
ungünstige Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Kauf zu nehmen. Zudem ist die Interessenvertretung<br />
<strong>in</strong> akademisch bestimmten Branchen wie z.B. Forschung oder Kulturwirtschaft<br />
schwach <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>en sich auch Gewerkschaften für diese Branchen nur wenig<br />
zu <strong>in</strong>teressieren. Aus <strong>in</strong>dividueller Sicht der <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen wird zwar<br />
e<strong>in</strong>e bessere Regulierung gefordert, gleichzeitig s<strong>in</strong>d die Betroffenen sehr zurückhaltend,<br />
selbst etwaige vorenthaltene Ansprüche aus e<strong>in</strong>em Praktikumsverhältnis geltend<br />
zu machen, weil der Aufwand dafür zu hoch <strong>und</strong> der Ertrag zu niedrig ersche<strong>in</strong>t – <strong>und</strong><br />
das Praktikum ohneh<strong>in</strong> nur für e<strong>in</strong>e befristete Dauer e<strong>in</strong>gegangen wurde.<br />
Angesichts dieser schwachen Arbeitsmarktposition überrascht nicht wirklich, wie bescheiden<br />
die Erwartungen – konkret: die E<strong>in</strong>kommenserwartungen – vieler junger<br />
Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>zwischen ausfallen, <strong>und</strong> wie groß demgegenüber<br />
die Sorge ist, zum<strong>in</strong>dest mittelfristig e<strong>in</strong> tragfähiges E<strong>in</strong>kommen zu erzielen. Auch<br />
die sehr verhaltene Kritik am <strong>Praktika</strong>nten-/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen(un)wesen passt <strong>in</strong> dieses<br />
Bild. Vermutlich führt erst die praktische Erfahrung, selbst Teil der so genannten Generation<br />
Praktikum zu se<strong>in</strong>, zu e<strong>in</strong>em „Reality Check“. Letztlich ist beim Thema Graduiertenpraktikum<br />
zu erwähnen, dass sich ohne Verbesserung der Situation <strong>in</strong> den Massenfächern<br />
an den Universitäten, d.h. ohne bessere Verteilung der Studierenden auf e<strong>in</strong>e größere<br />
Anzahl an Fächern, an schlecht entlohnten akademischen E<strong>in</strong>stiegsjobs, seien diese<br />
nun als Praktikum oder z.B. als Werkvertrag etc. organisiert, wenig ändern dürfte.<br />
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