Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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154<br />
Zusammenfassung / Schlussfolgerungen<br />
psychologische Variable aufgefasst werden, deren Verteilung nicht ausschließlich auf<br />
soziale Herkunftsvariablen zurückführbar ist <strong>und</strong> die <strong>in</strong> der Suche nach, aber auch der<br />
<strong>in</strong>dividuellen Ausgestaltung von <strong>Praktika</strong> wirksam ist. Die beschriebene teilweise ungenügende<br />
arbeits- <strong>und</strong> sozialrechtliche Absicherung <strong>und</strong> Entlohnung von <strong>Praktika</strong> trifft<br />
Studierende wiederum je nach ihrem sozialen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß.<br />
Anders formuliert: unbezahlte, aber studienrelevante bzw. spätere Berufschancen<br />
verbessernde <strong>Praktika</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> nicht wenigen Fällen jenen vorbehalten, die über e<strong>in</strong>schlägige<br />
Netzwerke bzw. über den f<strong>in</strong>anziellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Eltern verfügen; woh<strong>in</strong>gegen<br />
Studierende, die darauf nicht zurückgreifen können, anstatt e<strong>in</strong>es z.B. dreimonatigen<br />
unbezahlten Auslandspraktikums e<strong>in</strong>er anderweitigen, jedenfalls bezahlten Tätigkeit<br />
nachgehen müssen.<br />
12.2. <strong>Praktika</strong> bei Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen<br />
Im Vergleich zu <strong>Praktika</strong> bei noch <strong>in</strong> Ausbildung stehenden Personen s<strong>in</strong>d jene von<br />
bereits Graduierten deutlich weniger verbreitet. Auf Basis von aktuellen Daten der Statistik<br />
Austria <strong>und</strong> bezogen auf den Zeitraum von 1996 bis 2009 haben etwa 13% e<strong>in</strong>es<br />
Absolventen-/Absolvent<strong>in</strong>nenjahrgangs – umgerechnet jährlich ca. 4.000 bis 4.500 Graduierte<br />
– zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Praktikum absolviert. Dieselbe Datenquelle weist aus,<br />
dass die Anzahl der Graduiertenpraktika <strong>in</strong> den letzten Jahren etwas zurückgegangen<br />
ist; e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong>folge des Bologna-Prozesses mit mehr verpflichtenden <strong>Praktika</strong> <strong>in</strong> bestimmten<br />
Studienrichtungen (v.a. <strong>in</strong> Fachhochschulen); andererseits deshalb, weil Arbeitgeber/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen<br />
den „Kampf um Talente“ über die Vergabe von <strong>Praktika</strong> <strong>in</strong><br />
die Phase des Studiums vorverlagern, um solcherart als „High Potentials“ Angesprochene<br />
möglichst frühzeitig an sich zu b<strong>in</strong>den. Ungleichverteilungen zeigen sich außerdem<br />
dah<strong>in</strong>gehend, dass Universitätsabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen häufiger von <strong>Praktika</strong><br />
betroffen s<strong>in</strong>d als berufsnäher ausgebildete Fachhochschulabgänger/-abgänger<strong>in</strong>nen<br />
bzw. dass darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> deutlicher Frauenüberhang bei der Annahme<br />
von Praktikums-Stellen vorliegt (70% zu 30%).<br />
Graduierte vs. Studierende: ger<strong>in</strong>gere Verbreitung, aber größere Betroffenheit<br />
Kann bei Graduierten im Vergleich zu Studierenden e<strong>in</strong>erseits von e<strong>in</strong>er wesentlich<br />
ger<strong>in</strong>geren Verbreitung von <strong>Praktika</strong> gesprochen werden, ist andererseits die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Betroffenheit <strong>in</strong> der Regel ausgeprägter. <strong>Praktika</strong> von Graduierten dienen weniger<br />
dem zeitlich begrenzten <strong>und</strong> studienbegleitenden Sammeln von e<strong>in</strong>schlägiger Berufserfahrung,<br />
sondern s<strong>in</strong>d als Brücke <strong>in</strong> den akademischen Arbeitsmarkt angelegt – bei<br />
gleichzeitiger Angewiesenheit der meisten davon Betroffenen auf e<strong>in</strong> Erwerbse<strong>in</strong>kommen.<br />
Sowohl quantitative Bef<strong>und</strong>e aus existierenden Studien als auch die eigenen Erhebungen<br />
weisen übere<strong>in</strong>stimmend darauf h<strong>in</strong>, dass Personen, die (auch) nach e<strong>in</strong>em abgeschlossenen<br />
Hochschulstudium e<strong>in</strong> Praktikum verrichtet haben, damit deutlich seltener<br />
zufrieden s<strong>in</strong>d als Studierende oder SchülerInnen; dies <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie deshalb, weil<br />
neben der Unsicherheit durch die lediglich befristete Beschäftigung (mit unklarer Übernahmeperspektive)<br />
die Bezahlung <strong>in</strong> der Regel dürftig ist. In den von uns untersuchten