Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
rung von qualifiziertem Nachwuchs <strong>und</strong> der daraus abgeleitete praxisbezogene Ausbildungs-<br />
bzw. E<strong>in</strong>schulungsauftrag. E<strong>in</strong>e zweite Motivgruppe, die wenig überraschend<br />
zumeist lediglich implizit erwähnt wird, s<strong>in</strong>d die ger<strong>in</strong>geren Personalkosten für <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
gegenüber Beschäftigten mit unbefristetem Dienstvertrag<br />
<strong>und</strong>/oder abgeschlossener Hochschulausbildung. Insbesondere die Flexibilität bei befristeten<br />
Verträgen ist bedeutsam, damit können z.B. Urlaubszeiten der Stammbelegschaften<br />
im Sommer oder sonstige Kapazitätsengpässe kurzfristig abgedeckt werden. Weitere,<br />
seltener genannte Gründe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den größeren Betrieben z.B. Bestrebungen zur<br />
Ausweitung des eigenen „Alumni-Netzwerks“ – ehemalige <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
als zukünftige Geschäftspartner/-partner<strong>in</strong>nen, die das Unternehmen gut kennen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e positive Me<strong>in</strong>ung davon haben –, sowie die Nutzung von neuen Erkenntnissen<br />
aus dem Studium, von denen das Unternehmen möglicherweise profitieren kann. Das<br />
letztgenannte Argument wurde eher <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Firmen geäußert.<br />
Bei der differenzierten Betrachtung nach Gründen der Beschäftigung macht e<strong>in</strong>mal<br />
mehr die Unterscheidung nach Betriebsgrößen S<strong>in</strong>n: Für kle<strong>in</strong>ere Organisationen <strong>in</strong> eher<br />
wenig profitablen Branchen (hier: Kreativwirtschaft, Forschung) s<strong>in</strong>d, sofern sie systematisch<br />
auf <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen zurückgreifen, Kosten- bzw. Flexibilitätsmotive<br />
alle<strong>in</strong> deshalb relevant, weil dadurch Kapazitätsschwankungen leichter abgefedert<br />
werden können, z.B. <strong>in</strong> Fällen der projektförmigen Betriebsorganisation. Zudem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
diesen Feldern günstige studentische Arbeitskräfte mit e<strong>in</strong>schlägiger Ausbildung zahlreich,<br />
<strong>und</strong> es könnte aus re<strong>in</strong> betriebswirtschaftlicher Unternehmenssicht geradezu fahrlässig<br />
ersche<strong>in</strong>en, nicht darauf zurückzugreifen. Allerd<strong>in</strong>gs, <strong>und</strong> das passt zu den bisherigen<br />
Ausführungen, ist <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>betrieblichen Strukturen der Status Praktikum ke<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>ierte Kategorie, sondern e<strong>in</strong> Sammelbegriff für junge, kostengünstige,<br />
temporär <strong>und</strong> flexibel e<strong>in</strong>setzbare Arbeitskräfte. Inwiefern dann welches Beschäftigungsverhältnis<br />
angeboten wird, ist demgegenüber zweitrangig.<br />
Kosten- <strong>und</strong> Flexibilitätsmotive bei der Vergabe von Praktikumsplätzen spielen auch <strong>in</strong><br />
den größeren der befragten Betriebe e<strong>in</strong>e Rolle, dazu wird allerd<strong>in</strong>gs nur auf Insistieren<br />
der InterviewerInnen Stellung genommen. So schildert der Vertreter des F<strong>in</strong>anzdienstleisters<br />
zunächst die vorbildlichen, durchgehend als Dienstverträge gestalteten Beschäftigungsverhältnisse<br />
sowie die überdurchschnittlichen Gehälter für <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
se<strong>in</strong>es Arbeitgebers; dies v.a. <strong>in</strong> Relation zu den üblichen Verdienstmöglichkeiten<br />
am studentischen Arbeitsmarkt, über den der Befragte e<strong>in</strong>en guten Überblick hat.<br />
Erst auf Nachfragen räumt er e<strong>in</strong>, dass die z.T. hochwertigen Leistungen von Studierenden<br />
nur e<strong>in</strong> Drittel bis die Hälfte der Kosten unbefristet angestellter MitarbeiterInnen<br />
ausmachen, <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn man den Wegfall etwaiger zusätzlicher Aufwendungen<br />
mitberücksichtigt, z.B. Probleme mit Kündigungsfristen.<br />
Ungeachtet der Kostenargumente ist bei allen Befragten der Stellenwert des Motivs zu<br />
würdigen, rekrutierte Nachwuchskräfte auch ausreichend e<strong>in</strong>zuschulen bzw. weiterzubilden.<br />
In e<strong>in</strong>zelnen Fällen wie dem Chemieunternehmen, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sparte Marktführer<br />
ist, erhält die Ausbildung von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e zusätzliche Dimension.<br />
Hier geht es den Aussagen zufolge nicht nur darum, für den Bedarf des eige-<br />
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