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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Sek<strong>und</strong>äranalysen<br />

Anteil 15-25-Jähriger mit befristeter Beschäftigung mit etwa 10% eher unterdurchschnittlich<br />

liegt (womöglich ohne Berücksichtigung von <strong>Praktika</strong>), s<strong>in</strong>d entsprechende<br />

Befristungsraten e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> südeuropäischen Ländern (Spitzenreiter ist Spanien mit<br />

ca. 80%), andererseits z.B. auch <strong>in</strong> Ländern wie Schweden oder F<strong>in</strong>nland (ca. 50% bzw.<br />

40%) besonders ausgeprägt. Als wesentliche Ursachen der relativen Benachteiligung<br />

junger Erwerbstätiger sehen Baranowska/Gebel gut ausgebaute Schutzsysteme für<br />

Stammbelegschaften (v.a. Kündigungsschutz) bzw. <strong>in</strong>sbesondere die Verhandlungsstärke<br />

von Gewerkschaften, die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Mitgliedern zugute kommt, d.h. betrieblichen<br />

Kernbelegschaften.<br />

Systematische Untersuchungen zu Befristungsraten bei akademisch ausgebildeten Arbeitskräften<br />

liegen bislang nur sporadisch vor. So vergleichen etwa Giesecke <strong>und</strong><br />

Sch<strong>in</strong>dler (2008) den akademischen Arbeitsmarkt Deutschlands <strong>und</strong> Großbritanniens<br />

bei e<strong>in</strong>em gleichzeitig differenzierenden Blick auf unterschiedliche Studienrichtungen.<br />

Bezogen auf den gesamten Arbeitsmarkt ist befristete Beschäftigung <strong>in</strong> Deutschland<br />

verbreiteter, mit dem als ambivalent e<strong>in</strong>zustufenden Argument, wonach der traditionell<br />

liberale / flexibilisierte britische Arbeitsmarkt eben deshalb seltener auf Befristungen<br />

setzt. Analog dazu zeigen die zitierten Bef<strong>und</strong>e, dass Akademiker/Akademiker<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

Deutschland mit deutlich höherer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit befristet beschäftigt s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong><br />

Großbritannien. Innerhalb Deutschlands wiederum variieren die Befristungsraten für<br />

Akademiker/Akademiker<strong>in</strong>nen nach Geschlecht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelnen Diszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Bereichen wie Mediz<strong>in</strong>, Kunst oder Medien (30% bis 50%) besonders hoch, dagegen<br />

relativ niedrig <strong>in</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Auffallend für Deutschland<br />

ist außerdem der gegenüber der Privatwirtschaft überdurchschnittlich hohe Anteil befristet<br />

beschäftigter Akademiker/Akademiker<strong>in</strong>nen im öffentlichen Dienst.<br />

Neben dem erwähnten ausgedehnteren Beschäftigungsschutz <strong>in</strong> Deutschland als Erklärung<br />

für höhere Befristungsraten bei „Outsidern“ – zu denen durchschnittliche akademisch<br />

gebildete Arbeitskräfte allerd<strong>in</strong>gs bestenfalls <strong>in</strong> den ersten Berufsjahren zählen<br />

– führen Giesecke <strong>und</strong> Sch<strong>in</strong>dler als weiteren Erklärungsfaktor die standardisierte bzw.<br />

auf vergleichsweise eng gefasste Studien<strong>in</strong>halte fokussierte Hochschulausbildung <strong>in</strong><br />

Deutschland gegenüber Großbritannien an, die nur zu e<strong>in</strong>er schmalen Auswahl an späteren<br />

Berufen disponiert <strong>und</strong> im Fall des Überhangs an nachfragenden Arbeitskräften zu<br />

mehr Stau <strong>und</strong> höheren Raten atypischer Beschäftigung führt – <strong>und</strong> letztendlich zu mehr<br />

<strong>Praktika</strong> oder sonstigen <strong>in</strong>dividueller Bewährungsphasen. In dieser H<strong>in</strong>sicht ist Österreich<br />

mit Deutschland gut vergleichbar, auch hierzulande ist das Spektrum <strong>in</strong> Frage<br />

kommender Berufe eng an e<strong>in</strong>schlägige Studienrichtungen gekoppelt bzw. gelten ohneh<strong>in</strong><br />

nur technische, wirtschaftliche <strong>und</strong> rechtliche Hochschulausbildungen als une<strong>in</strong>geschränkt<br />

tauglich für Jobs <strong>in</strong> der Privatwirtschaft. Anders formuliert: Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

<strong>in</strong> Ländern wie Deutschland oder Österreich als Exot zu gelten, wenn<br />

man/frau z.B. nach e<strong>in</strong>em Geschichtsstudium im Management e<strong>in</strong>es Großbetriebs arbeitet,<br />

ist aufgr<strong>und</strong> der mangelnden Flexibilität des Bildungssystems sowohl <strong>in</strong>stitutionell<br />

als auch als kulturelles Muster tief verankert, sowohl bei Arbeitgebern/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen<br />

als auch bei angehenden Beschäftigten.<br />

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