Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
Anders verlaufen die Rekrutierung <strong>und</strong> dah<strong>in</strong>ter stehende Personalstrategien <strong>in</strong> den vier<br />
deutlich kle<strong>in</strong>eren Betrieben mit maximal 25 Beschäftigten, <strong>in</strong> denen es außerdem ke<strong>in</strong>e<br />
Personalabteilung respektive ausgefeilte <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen-Programme gibt.<br />
E<strong>in</strong> befragtes Architekturbüro sowie e<strong>in</strong> umweltwissenschaftlich ausgerichtetes Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
arbeiten das ganze Jahr über mit wechselnden – <strong>in</strong> der Regel studierenden<br />
– <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen. „Talent-Scout<strong>in</strong>g“ fällt beiden Unternehmen aufgr<strong>und</strong><br />
des großen Andrangs von BewerberInnen <strong>in</strong> diesen Feldern ohne viel Aufwand<br />
gleichsam <strong>in</strong> den Schoß. Bei e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Bezahlung von monatlich 300 bis<br />
600 Euro, aufgestockt z.T. über selbst zu organisierende Stipendien, verrichten <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> beiden Betrieben ungefähr zehn bis 15% der <strong>in</strong>sgesamt geleisteten<br />
Arbeitszeit. Grenzen der Aufnahmekapazität von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
s<strong>in</strong>d hier der schwierig zu leistende Betreuungsaufwand sowie die knappen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Ressourcen.<br />
In den beiden verbleibenden Kle<strong>in</strong>- bzw. E<strong>in</strong>-Personen-Unternehmen lässt sich dagegen<br />
nur <strong>in</strong>sofern von e<strong>in</strong>er Strategie sprechen, als die persönliche Bereitschaft der EigentümerInnen,<br />
auf Basis von Vorerfahrungen, ausschlaggebend für die Aufnahme von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
ist. Wie e<strong>in</strong>schlägig die Ausbildung ist bzw. ob sie abgeschlossen<br />
wurde oder nicht, ist dagegen von untergeordneter Bedeutung. Während e<strong>in</strong> Selbständiger<br />
aus dem Kunstfeld z.B. für die Organisation von Veranstaltungen gern auf<br />
e<strong>in</strong>e unterstützende Kraft zurückgreift, die zudem viel Verständnis für die f<strong>in</strong>anziellen<br />
Nöte im Kunstbetrieb aufbr<strong>in</strong>gt, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Grafikbüro die gelegentliche Aufnahme<br />
von – pr<strong>in</strong>zipiell unentgeltlich tätigen – <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen eher als „Dienst<br />
an der Gesellschaft“ <strong>in</strong>terpretiert, d.h. als Unterstützung der Professionalisierungsbedürfnisse<br />
dieser Personen. In sensiblen Kernbereichen des laufenden Betriebs werden<br />
dagegen ke<strong>in</strong>e <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en: „Es dom<strong>in</strong>iert immer das<br />
Bewusstse<strong>in</strong>, mit aller gebotenen Ironie, jemand anderer stört. Es dauert unglaublich<br />
lange, wenn man jemand h<strong>in</strong>zunimmt, bis das dann wieder reibungslos läuft“.<br />
10.2. Gestaltung der Tätigkeiten <strong>und</strong> Beschäftigungsmuster<br />
Welche Tätigkeiten aus Sicht der Unternehmen von <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen zu<br />
verrichten s<strong>in</strong>d, ist aufgr<strong>und</strong> der großen Heterogenität dieser Zielgruppe auf ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen<br />
Nenner zu br<strong>in</strong>gen. Hauptkriterien für die Übertragung bestimmter Aufgaben<br />
dürften, neben allgeme<strong>in</strong>en Unternehmensstrategien im Umgang mit <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen,<br />
das für e<strong>in</strong>e konkrete Tätigkeit vorausgesetzte Fachwissen bzw.<br />
allgeme<strong>in</strong>er das vermutete Leistungspotential e<strong>in</strong>er Person se<strong>in</strong>. Dementsprechend verlangen<br />
das Beratungsunternehmen oder das Architekturbüro mehr e<strong>in</strong>schlägiges Vorwissen<br />
(„das s<strong>in</strong>d vollwertige Mitglieder“) als z.B. die Tageszeitung, bei der weniger<br />
auf e<strong>in</strong>en formalen Ausbildungsstatus geachtet wird, sondern auf Signale wie z.B. die<br />
Mitarbeit bei e<strong>in</strong>er Schülerzeitung, Publikationen auf Websites oder Blogs etc. Der F<strong>in</strong>anzdienstleister<br />
offeriert z.T. allgeme<strong>in</strong>e Bürotätigkeiten als Praktikum, d.h. setzt ebenfalls<br />
weniger Fachwissen voraus. Im Chemieunternehmen wiederum verbieten es<br />
bestimmte Jugendschutzgesetze, Personen vor dem 18. Lebensjahr zu beschäftigen.<br />
Wegen des generell streng regulierten Umfeldes <strong>in</strong> dieser Branche werden außerdem