Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Sek<strong>und</strong>äranalysen<br />
Aus dieser Interviewpassage mit der EU-Abgeordneten lässt sich auf die Heterogenität<br />
der Problemschwere bei <strong>Praktika</strong> sowie auf jeweils nationale Traditionen der Arbeitsmarktregulierung<br />
schließen. Beispielsweise wird im erwähnten Spiegel-Artikel (ebd.)<br />
berichtet, dass <strong>in</strong> Dänemark der Beschäftigungsstatus Praktikum unbekannt sei. Dort<br />
gelte e<strong>in</strong> Praktikum als befristetes Arbeitsverhältnis zu gesetzlichen M<strong>in</strong>deststandards.<br />
Häufig sei es im Studium <strong>in</strong>tegriert oder der betriebliche Teil e<strong>in</strong>er dualen Ausbildung.<br />
Zwar seien <strong>in</strong> Dänemark Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Berufswelt ziemlich<br />
günstig – aber nur e<strong>in</strong>geschränkt mit anderen Ländern vergleichbar.<br />
Im Anschluss werden <strong>in</strong> der gebotenen Kürze – leider ohne Möglichkeit des Rückgriffs<br />
auf die angekündigte EU-Studie – beispielhafte Regelungen zu <strong>Praktika</strong> bzw. zugr<strong>und</strong>e<br />
liegende Diskussionen <strong>und</strong> Traditionen der Arbeitsmarktregulierung <strong>in</strong> ausgewählten<br />
EU-Ländern (Frankreich, Deutschland, Großbritannien) skizziert. Davor gehen wir <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em kurzen Abriss auf strukturelle H<strong>in</strong>tergründe dafür e<strong>in</strong>, warum etwa <strong>in</strong> mitteleuropäischen<br />
Ländern wie Deutschland <strong>Praktika</strong> verbreiteter se<strong>in</strong> dürften als z.B. <strong>in</strong> Nordeuropa<br />
bzw. warum <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> südeuropäischen Ländern wie Italien das im vorigen<br />
Kapitel erwähnte Phänomen „Generazione mille euro“ gravierender ausfällt. Als Erklärungen<br />
dafür werden <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong>erseits unterschiedliche Ausprägungen nationaler<br />
Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer/Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen genannt, etwa e<strong>in</strong> ausgebauter<br />
Kündigungsschutz für Kernbelegschaften, der mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Schutz für<br />
atypisch beschäftigte Randbelegschaften erkauft wird, erkennbar etwa an der Verbreitung<br />
befristeter Beschäftigung <strong>in</strong> bestimmten Beschäftigtensegmenten. Damit korrespondieren<br />
historisch gewachsene Insider-Outsider-Problematiken am jeweiligen Arbeitsmarkt,<br />
z.B. mit jungen Erwerbstätigen als benachteiligter Gruppe (ablesbar etwa<br />
am Umfang der länderspezifischen Jugendarbeitslosigkeit <strong>in</strong> Relation zur gesamten Arbeitslosigkeit).<br />
Andererseits dürfte die im Ländervergleich divergierende Starrheit im<br />
S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Undurchlässigkeit der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungssysteme (<strong>in</strong>kl. Hochschulen)<br />
für die Häufung von Praktikumsverhältnissen oder sonstigen Formen der atypischen<br />
Beschäftigung gerade bei Hochqualifizierten mitverantwortlich se<strong>in</strong>; etwa deshalb, weil<br />
der E<strong>in</strong>stieg oder Wechsel <strong>in</strong> bestimmte Berufsfelder eng an spezifische Bildungszertifikate<br />
geb<strong>und</strong>en ist, zum Schutz der bereits dort Tätigen, dagegen teilweise als unbotmäßige<br />
Hürde für E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> UmsteigerInnen.<br />
7.1. Nationale Beschäftigungs- <strong>und</strong> Ausbildungssysteme als H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />
Verbreitung von <strong>Praktika</strong> bzw. befristeter Beschäftigung<br />
Zwar liegen noch ke<strong>in</strong>e EU-weiten Vergleichsdaten zur Verbreitung von <strong>Praktika</strong> (als<br />
Variante der befristeten Beschäftigung) vor, alle<strong>in</strong> deshalb nicht, weil es aufgr<strong>und</strong> heterogener<br />
arbeitsrechtlicher Regulierungen <strong>in</strong> den Mitgliedsländern an e<strong>in</strong>heitlichen Def<strong>in</strong>itionen<br />
mangelt, was überhaupt unter e<strong>in</strong>em Praktikum zu verstehen ist. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ergeben aktuelle Studien zu befristeter Beschäftigung <strong>in</strong> Europa, dass jüngere <strong>und</strong>/oder<br />
hochqualifizierte Erwerbstätige – zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitspanne – <strong>in</strong> signifikant<br />
höherem Ausmaß atypisch bzw. <strong>in</strong>sbesondere befristet beschäftigt s<strong>in</strong>d als der<br />
Durchschnitt der Erwerbsbevölkerung (z.B. Giesecke/Sch<strong>in</strong>dler 2008; Gebel 2010; Baranowska/Gebel<br />
2010). Während Daten von Baranowska/Gebel zufolge Österreich beim