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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

Mit der f<strong>in</strong>anziellen Dimension ihres Praktikums waren vor allem jene Befragten, die<br />

nicht oder nur bis zur Ger<strong>in</strong>gfügigkeitsgrenze entlohnt wurden, erwartungsgemäß unzufrieden,<br />

wobei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Interviews betont wurde, auch e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Entlohnung<br />

sei psychologisch von großer Bedeutung, weil sie e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an Wertschätzung<br />

der geleisteten Arbeit ausdrücke:<br />

„Irgende<strong>in</strong>e Entlohnung ist auf jeden Fall wichtig, e<strong>in</strong>fach diese Wertschätzung.<br />

[…] Weil es hat schon die Arbeit e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en anderen Wert auch für e<strong>in</strong>en<br />

selbst.“ (Beate)<br />

Aus den Äußerungen mancher Befragter wird darüber h<strong>in</strong>aus erkennbar, dass für sie<br />

e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Entlohnung eher akzeptabel ersche<strong>in</strong>t, wenn der Lerneffekt durch das Praktikum<br />

bzw. die diesbezügliche Bemühung der Praktikumsorganisation besonders groß<br />

ist:<br />

„Bei e<strong>in</strong>em Kollegen z.B., der verdient zwar ziemlich wenig, wo ich mir gedacht<br />

habe: Sollte der nicht vielleicht e<strong>in</strong> bisschen mehr kriegen? Aber der lernt dort so<br />

wahns<strong>in</strong>nig viel, dass ich mir denke, da ist es dann schon wieder okay.“ (Günther)<br />

Geme<strong>in</strong>sam ist den Befragten, die sich unzufrieden mit Aspekten ihrer Praktikumserfahrung<br />

zeigen, dass sie es unterlassen haben, während des Praktikums Versuche der Veränderung<br />

ihrer Situation zu unternehmen – jedenfalls äußern sie <strong>in</strong> den Gesprächen<br />

nichts dergleichen. Das vermutlich dafür ausschlaggebende Motiv br<strong>in</strong>gt Dom<strong>in</strong>ik, e<strong>in</strong>er<br />

der befragten Architekturstudenten, wie folgt auf den Punkt:<br />

„Also wenn ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Architekturbüro arbeite, solange das Ganze nicht furchtbar<br />

schlimm ist, denke ich mir immer, ich würde gerne dann vielleicht im Notfall<br />

wieder dort arbeiten, vor allem wenn man dort schon e<strong>in</strong>mal gearbeitet hat, dann<br />

hat man ja sozusagen den Fuß <strong>in</strong> der Tür….“ (Dom<strong>in</strong>ik)<br />

Änderungsvorschläge<br />

Gegen Ende des Interviews wurde jeweils die Frage gestellt, was aus Sicht der oder des<br />

jeweiligen Befragten <strong>in</strong> <strong>Praktika</strong> anders laufen sollte. Am häufigsten wurde dabei die<br />

E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destentlohnung für <strong>Praktika</strong> genannt, nämlich von elf der befragten<br />

Studierenden. Jenny, die Physiotherapie studiert <strong>und</strong> deren Pflichtpraktika ungeachtet<br />

zunehmend selbständiger Tätigkeit alle unbezahlt waren, formuliert ihre Sichtweise<br />

wie folgt:<br />

„Man hört dann so Sachen wie, ke<strong>in</strong>e Ahnung, HTLer haben im Praktikum 2.000<br />

Euro verdient oder so. Da denkt man sich schon: Puh, <strong>und</strong> hier machen wir eigentlich<br />

auch gute Arbeit <strong>und</strong> kriegen halt gar nix. […] Es ist mir schon bewusst, dass<br />

das Sozialsystem jetzt nicht die wahns<strong>in</strong>nigen Gehälter verteilen wird. Aber ich<br />

f<strong>in</strong>de, Taschengeld wäre angebracht, ke<strong>in</strong>e Ahnung <strong>in</strong> welchem Rahmen.“ (Jenny)<br />

E<strong>in</strong>ige Befragte wägen den Vorteil e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destentlohnung für <strong>Praktika</strong> gegen die Gefahr<br />

ab, dass im Fall der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destlohns viele Betriebe ke<strong>in</strong>e <strong>Praktika</strong><br />

mehr anbieten würden:<br />

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