Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
vierten Praktikum. Insofern ist ableitbar, dass Graduiertenpraktika, deren Entlohnung <strong>in</strong><br />
unserer Analyse nur <strong>in</strong> wenigen Fällen über € 1000 netto pro Monat h<strong>in</strong>aus geht, eher<br />
jene Hochschulabsolventen/-absolvent<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Angriff nehmen, die auf e<strong>in</strong> gewisses<br />
soziales Netz zurückgreifen können, d.h. über f<strong>in</strong>anziellen Rückhalt durch ihre Eltern<br />
verfügen. Diese Beobachtung hat freilich nichts mit Bewertungen der Leistungsbereitschaft<br />
der befragten <strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen selbst zu tun, wo im Gegenteil der<br />
E<strong>in</strong>druck entstand, dass sich e<strong>in</strong>ige außergewöhnlich anstrengen, um e<strong>in</strong>e ihrer Ausbildung<br />
entsprechende Beschäftigung zu f<strong>in</strong>den, obwohl sie z.B. noch e<strong>in</strong> paar Jahre Zeit<br />
für e<strong>in</strong>e zusätzliche Weiterbildungsphase hätten.<br />
E<strong>in</strong>ige Gesprächspartner/-partner<strong>in</strong>nen merken durchaus selbstkritisch an, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tendenziell<br />
privilegierten Situation zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sofern sie mithilfe dieses f<strong>in</strong>anziellen Polsters<br />
<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, verschiedene Jobs ausprobieren zu können, die im positiven Fall als<br />
Türöffner <strong>in</strong> attraktive Berufsfelder fungieren. Gerade unbezahlte Volontariate oder<br />
schlecht entlohnte <strong>Praktika</strong>, sei dies nun <strong>in</strong> der Privatwirtschaft (z.B. Medien- oder Kulturberufe)<br />
oder im öffentlichen Dienst (z.B. <strong>in</strong>ternationale Organisationen, Auslandsjobs)<br />
sche<strong>in</strong>en damit implizit jenen vorbehalten zu se<strong>in</strong>, die sich dieses Investment auch<br />
leisten können, <strong>in</strong>dem sie im Zweifelsfall auf Gehaltsansprüche verzichten. In etwa so<br />
sehen es auch jene, die sich mangels Backgro<strong>und</strong> nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt auf ger<strong>in</strong>g entlohnte<br />
<strong>Praktika</strong> e<strong>in</strong>lassen können. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist die Wirtschaftswissenschafter<strong>in</strong><br />
Olivia, die im nachfolgenden Zitat allerd<strong>in</strong>gs auf ihre Studienzeit Bezug nimmt, wo sie<br />
nebenbei Geld verdienen musste <strong>und</strong> deshalb wenig Zeit für „freiwillige“ <strong>Praktika</strong> hatte:<br />
„Die <strong>in</strong>teressanten <strong>Praktika</strong> dauern ja drei bis sechs Monate. Und das Pausieren, wo<br />
du nichts kriegst <strong>und</strong> dann verlierst du noch Beihilfen, das fand ich schon arg. Ich<br />
habe mir dann überlegt, zahlt sich das aus, soll ich noch schneller studieren? Das<br />
war e<strong>in</strong> schwieriger Balanceakt.“ (Olivia)<br />
Noch eklatanter – <strong>und</strong> etwas anders zu <strong>in</strong>terpretieren – sche<strong>in</strong>t es <strong>in</strong> Feldern wie der<br />
Verlagsbranche abzulaufen. Befragte wie Lena erzählen durchaus zerknirscht, angesichts<br />
der trotz e<strong>in</strong>schlägiger Erfahrung fehlenden Aussicht auf e<strong>in</strong>e halbwegs korrekt<br />
bezahlte Tätigkeit <strong>in</strong> dieser Branche zum Schluss gekommen zu se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>sbesondere<br />
Literatur- <strong>und</strong> Kunstverlage offenbar von der Gratisarbeit kulturbeflissener Studierender<br />
<strong>und</strong> Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen leben bzw. von der Unterstützungsbereitschaft der<br />
jeweiligen Eltern. Derartige Verlage, so die Befragte, wären existentiell gefährdet, wenn<br />
Menschen wie sie selbst nicht mehr umsonst dort arbeiten wollten oder könnten – z.B.<br />
dann, wenn sie schon jetzt auf e<strong>in</strong>e bezahlte Arbeit angewiesen wäre, die e<strong>in</strong> ausreichendes<br />
E<strong>in</strong>kommen abwirft.<br />
9.3. Beschäftigungsverhältnisse <strong>in</strong> Graduiertenpraktika<br />
Weiter oben wurde bereits erwähnt, dass zehn Befragte e<strong>in</strong> Praktikum als bereits Graduierte<br />
absolviert haben <strong>und</strong> fünf Personen zwei. Um für die Analyse der Eckdaten e<strong>in</strong>es<br />
Graduiertenpraktikums die empirische Basis zu verbreitern, ersuchten wir jene Gesprächspartner/-partner<strong>in</strong>nen,<br />
die mehrere <strong>Praktika</strong> absolviert haben, um Angaben zu<br />
den Eckdaten aller <strong>Praktika</strong> (während sich genauere <strong>in</strong>haltliche Beschreibungen zumeist