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Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...

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Qualitative Primärerhebungen<br />

9.2. Bisherige Berufserfahrung <strong>und</strong> Motivation für e<strong>in</strong> Praktikum nach dem<br />

Studium<br />

Zum<strong>in</strong>dest auf Basis der im Rahmen dieses Projekts geführten Interviews lässt sich e<strong>in</strong>e<br />

häufig bek<strong>und</strong>ete Behauptung im Kontext der Generation Praktikum nicht aufrecht erhalten,<br />

nämlich jene, dass auch noch bzw. gerade jungen Hochschulabsolventen/absolvent<strong>in</strong>nen<br />

die Erwerbsarbeitspraxis fehle. In Probe- <strong>und</strong> Bewährungszeiten wie<br />

e<strong>in</strong>em Praktikum würde daher nicht nur die bislang fehlende praktische Anwendung<br />

theoretischer Kenntnisse vermittelt, sondern zugleich die Realität betrieblicher Abläufe<br />

<strong>und</strong> organisatorischer Pr<strong>in</strong>zipien. Sicherlich, die fachlich-<strong>in</strong>haltliche E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e neue Tätigkeit benötigt e<strong>in</strong>e Anlaufphase, das gilt allerd<strong>in</strong>gs faktisch für jeden neuen<br />

Jobe<strong>in</strong>stieg, auch bei Arbeitskräften mit mehr Berufserfahrung.<br />

Entgegen der Vermutung ausgeprägter Praxisferne junger Akademiker/Akademiker<strong>in</strong>nen<br />

ist angesichts der von uns ermittelten Daten festzuhalten, dass erstens alle Befragten<br />

über z.T. extensive Vorerfahrungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erwerbsarbeitskontext verfügen<br />

<strong>und</strong> zweitens nur e<strong>in</strong> (männlicher) Befragter angibt, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Jobs vor dem postuniversitären<br />

Praktikum wenig studienrelevantes Wissen e<strong>in</strong>gebracht zu haben. Dagegen haben<br />

14 von 15 Personen vor Annahme e<strong>in</strong>es Graduiertenpraktikums bereits <strong>in</strong> Feldern<br />

gearbeitet, <strong>in</strong> denen sie ihr Wissen aus dem Studium zum<strong>in</strong>dest teilweise anwenden<br />

konnten. Das Spektrum reicht dabei von Pflichtpraktika bzw. vergleichbaren unbezahlten<br />

oder bezahlten Tätigkeiten im Ausmaß von e<strong>in</strong>igen Monaten über Ferienjobs (teilweise<br />

schon als SchülerIn) <strong>und</strong> Teilzeitbeschäftigungen neben dem Studium bis zu e<strong>in</strong>er<br />

regulären Berufstätigkeit parallel zum Studium. E<strong>in</strong>e Befragte stand zum Erhebungszeitpunkt<br />

knapp vor dem Abschluss ihres zweiten Masterstudiums, nach dem Erstabschluss<br />

war sie bis zur <strong>in</strong>tensiven Schlussphase ihres zweiten Studiums berufstätig. Die<br />

meisten Befragten, die zu ihrer dem Praktikum vorausgehenden Arbeitserfahrung nähere<br />

Angaben machten, sprachen von mehreren Arbeitgebern/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> auch<br />

längerfristigen Jobs vor ihrem Graduiertenpraktikum. Das Argument, Graduiertenpraktika<br />

würden vor allem der s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>arbeitung angesichts fehlender Berufspraxis<br />

dienen, ist somit anhand unserer qualitativen Daten nur zum Teil nachvollziehbar; jedenfalls<br />

weniger plausibel als das Argument der schwachen Arbeitsmarktposition von<br />

Absolventen/Absolvent<strong>in</strong>nen. Dies trifft <strong>in</strong>sbesondere auf sozial- <strong>und</strong> geisteswissenschaftliche<br />

Studienrichtungen zu, wo <strong>in</strong> bestimmten Branchen wie erwähnt <strong>in</strong>tensive<br />

Konkurrenz um e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden akademischen Berufse<strong>in</strong>tritt herrscht.<br />

Stellvertretend für viele Gesprächspartner/-partner<strong>in</strong>nen geben e<strong>in</strong>ige kurze Zitate e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> berufliche Vorerfahrungen vor der E<strong>in</strong>willigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Absolventen-/Absolvent<strong>in</strong>nenpraktikum:<br />

„Ich habe ab der siebenten Klasse Gymnasium gearbeitet <strong>und</strong> neben dem Studium<br />

verstärkt, ich war immer berufstätig, das Studium war immer daneben. Ich war sicher<br />

an die 30 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> der Woche arbeiten, von Anfang an.“ (Wirtschaftswissenschafter<strong>in</strong>)<br />

„Seit ich 15 oder 16 b<strong>in</strong>, habe ich jedes Jahr im Sommer <strong>und</strong> dann im Studium<br />

daneben gearbeitet, <strong>in</strong> verschiedensten Anstellungen: als <strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>, als Projekt-<br />

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