Praktika und Praktikanten/Praktikantinnen in Österreich. Empirische ...
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Qualitative Primärerhebungen<br />
Der Architekturbereich bildet auch e<strong>in</strong> Beispiel für <strong>in</strong>offizielle Arrangements zwischen<br />
<strong>Praktika</strong>nten/<strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Arbeitgebern/Arbeitgeber<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> mehreren Interviews<br />
angesprochen werden. In Architekturbüros geht dies oft <strong>in</strong> die Richtung der<br />
Umgehung e<strong>in</strong>es Anstellungsverhältnisses, wie das folgende Zitat aus dem Gespräch<br />
mit dem Architekturstudenten Dom<strong>in</strong>ik zeigt:<br />
„Das Problem ist, dass bei der Architektur ganz ganz oft […] also eigentlich e<strong>in</strong><br />
Anstellungsverhältnis geschaffen wird, aber das Ganze nur mit Werkvertrag sozusagen<br />
irgendwie abgegolten wird. So: ‚Du arbeitest eh bei uns. Und wir zahlen dir<br />
im Gr<strong>und</strong>e genommen eh so<strong>und</strong>soviele Euro pro St<strong>und</strong>e. Und nach sechs Monaten<br />
unterschreibst du dann e<strong>in</strong>en Werkvertrag, wo die Summen von den letzten sechs<br />
Monaten draufstehen. Und das ist dann de<strong>in</strong> Werkvertrag’.“ (Dom<strong>in</strong>ik)<br />
Auch von <strong>in</strong>offiziellen Arbeitszeitarrangements wird berichtet. So erwähnen drei Befragte,<br />
die e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Anstellung als Vertragsform angaben, das im Vertrag genannte<br />
St<strong>und</strong>enausmaß sei von der <strong>in</strong>offiziell vere<strong>in</strong>barten (<strong>und</strong> tatsächlich geleisteten)<br />
Arbeitszeit abgewichen. Schließlich f<strong>in</strong>den sich auch mehrere H<strong>in</strong>weise auf die nachträgliche<br />
Vergütung e<strong>in</strong>es Volontariats, normalerweise über e<strong>in</strong> Taschengeld, im Fall<br />
des Innsbrucker Germanistikstudenten Benedikt aber auch durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Anstellung:<br />
„Also ich war zuerst im Volontariat […]. Das haben wir so gelöst, weil es vertragstechnisch<br />
e<strong>in</strong>facher war. Für mich war das ke<strong>in</strong> Problem, weil ich es als spannende<br />
Möglichkeit gesehen habe […]. Und dann… die Arbeit ist dann abgegolten worden<br />
mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Anstellung über diese drei Monate.“ (Benedikt)<br />
Wie bereits erwähnt zeigen sich e<strong>in</strong>ige Befragte über den genauen Vertragsstatus ihres<br />
Praktikums nicht vollständig <strong>in</strong>formiert bzw. geben die ihnen bekannten Informationen<br />
mit e<strong>in</strong>er gewissen Unsicherheit wieder. In besonderer Weise gilt dies für den mit dem<br />
jeweiligen Vertragstyp verb<strong>und</strong>enen Grad an Sozialversicherung. Diesbezüglich werden<br />
von neun Befragten Unsicherheiten geäußert, wie durch die folgenden Zitate veranschaulicht<br />
wird:<br />
„Also ich weiß nicht, ob ich dann […] vielleicht irgendwie durch das Volontariat<br />
versichert war, aber ich glaube eigentlich nicht.“ (Astrid)<br />
„Ja, ich weiß nicht, <strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong> Arbeitnehmerschutz für <strong>Praktika</strong>nten <strong>und</strong> <strong>Praktika</strong>nt<strong>in</strong>nen<br />
gegeben ist.“ (Benedikt)<br />
Interviewer<strong>in</strong>: „Und weißt du, ob du da e<strong>in</strong>en Versicherungsstatus dabei hast, oder?“<br />
Gerhild: „Ne<strong>in</strong>, das weiß ich leider gar nicht.“<br />
Die teilweise Un<strong>in</strong>formiertheit den Versicherungsstatus betreffend kann zwar durch die<br />
Mitversicherung bei den Eltern erklärt werden, die auf e<strong>in</strong>en Großteil der Befragten<br />
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