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Stehhöhe und einen vollen Rundumblick. Als ich dann wieder bei mir an Bord war, fühlte ich<br />
mich wie in einer kleinen Höhle. Früher hatte mich diese Enge ja nicht gestört. Aber je älter ich<br />
werde, desto weniger liebe ich Zeltatmosphären. Andererseits ist solch ein Katamaran auch<br />
ganz schön breit. Ich glaube, ich hätte Schwierigkeiten, ihn alleine zu segeln und in den Häfen<br />
kostet er fast das Doppelte. Aber die beiden scheinen, zumindest was Geld angeht, keine<br />
Probleme zu haben.<br />
Dann sprach ich noch mit meinem Nachbarn zu Linken. Es ist ein ganz stämmiges Boot von<br />
ca. 12 m Länge, mit dem sie von Ostkanada hierher gesegelt sind. Auch sie wollen über Pantellaria<br />
nach Tunesien – überwintern jedoch in Monastir.<br />
Dann telefonierte ich noch schon lange und günstig über meine italienische Telefonkarte mit<br />
Brunhild, die so richtig in den Vorbereitungen zur Silberhochzeit steckt. Aber sie macht einen<br />
ganz ausgeglichenen und munteren Eindruck. Ich hab mich aber auch gefreut, als sie sagte,<br />
dass ich ihr fehle – und sie fehlt mir auch.<br />
F REITAG, 29. A UGUST <strong>2008</strong><br />
Sciacca<br />
Heute nehme ich Abschied von Griechenland. Ich habe mir ein Auto gemietet und besuche die<br />
ca. 20 km im Westen liegenden Überreste der westlichsten Kolonie Griechenlands aus dem 6.<br />
bis 4. Jahrhundert vor Chr.<br />
Es ist ein schöner klarer Morgen. <strong>Die</strong> Fahrt führt mich an der Küste entlang durch ein fruchtbares<br />
Agrarland mit Olivenhainen bis zum Horizont und großen Weinfeldern, die gerade abgelesen<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> ausgedehnte Fundstätte besteht aus den Überresten der alten griechischen Stadt Selinus,<br />
die in der Antike zu den wichtigsten Städten Siziliens zählte. Davon zeugen u. a. die zahlreichen<br />
Tempel, die zu den bedeutendsten griechischen Tempeln Siziliens zählen. In den vergangenen<br />
Jahrzehnten wurden große Teile der antiken Stadt ergraben.<br />
Selinunt wurde 628 v. Chr. von<br />
Dorern aus dem sizilischen Megara<br />
Hyblaea gegründet und hat danach<br />
nur rund 400 Jahre existiert. <strong>Die</strong><br />
Stadt war die westlichste griechische<br />
Kolonie an der Südküste der<br />
Insel; sie war berühmt für ihre<br />
fruchtbaren Böden, auf denen ein<br />
besonders guter Weizen wuchs,<br />
und erlangte rasch großen Reichtum,<br />
der sich insbesondere in den<br />
zahlreichen großen Tempelbauten<br />
manifestierte.<br />
Selinunt war die einzige griechische<br />
Stadt, die 480 v. Chr. auf<br />
Seiten Karthagos kämpfte. Danach<br />
scheint das Bündnis aber gelöst<br />
worden zu sein. <strong>Die</strong> Konflikte zwischen dem griechischen Selinunt und der einheimischen<br />
Siedlung Segesta eskalierten in der Folgezeit und führten schließlich zu einem Eingreifen der<br />
Großmächte Athen und Sparta. Da Selinunt sich die Verwüstung Segestas "leistete", wurde<br />
die Stadt von Karthago 409 v. Chr. nach einem Krieg mit 16.000 Toten und 5000 Gefangenen<br />
zerstört. Von Griechen und Puniern wurde der Ort wieder aufgebaut; er geriet im späten vierten<br />
Jahrhundert endgültig unter karthagische Kontrolle und wurde wohl fast ausschließlich von<br />
Puniern bewohnt, bis Selinunt im Ersten Punischen Krieg 250 v. Chr. geräumt und anschließend<br />
endgültig zerstört wurde.