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Mann vom Zoll Bakschisch vehement ablehnt, verlangt der Polizist ein „cardeaux“. Da Ramadan<br />
ist, will er weder Zigaretten noch Alkohol. Er möchte Euro. Ich zahle 10,- €. Dann ist die<br />
Prozedur vorbei und ich kann die Quarantäneflagge runter holen.<br />
Es ist glücklicherweise immer noch bewölkt und somit trotz Schwüle ganz gut aushaltbar. Aber<br />
es stinkt in diesem Fischerhafen – nach Abwasser und Fisch. Glücklicherweise besitzt die Nase<br />
ein recht gutes Adaptionsvermögen.<br />
Über dem Hafen thront eine Festung, die zum Aufstieg reizt. Da ich hier jedoch heute kein<br />
Geld mehr eintauschen kann und auch alle Kneipen wegen des Ramadan geschlossen sind,<br />
bleibe ich an Bord. Ich werde schon noch mal hierher kommen, wenn wir die Nordküste erkunden.<br />
Von einem Boot in unsere Reihe konnte ich mir einen Wasserschlauch ausleihen und die VE-<br />
LA abspritzen. So kam ich ins Gespräch mit diesem Tunesier. Er hat Probleme mit seiner Maschine<br />
und bleibt noch ein paar Tage hier. Wir sprachen über den Ramadan, den er gewissenhaft<br />
einhält. Er machte mich dann auch darauf aufmerksam, dass alle Mohammedaner,<br />
gerade im Ramadan, anderen helfen und abgeben. Ich sagte, dass ich gelesen hätte, dass<br />
das nur unter Mohammedaner gelte. Er sagte, dass das nicht stimmen würde und als er hörte,<br />
dass ich kein Geld eintauschen könne, bot er sich gleich an, mir etwas zu leihen, damit ich<br />
Kaffee trinken gehen könnte. Er könnte mir aber auch mit Essen und Kaffee aushelfen.<br />
Abends nach 20.00 Uhr – vermutlich mit endlich wieder gefülltem Magen – brach im Hafen die<br />
Hölle aus. Alle Fischer liefen unter lautem Palaver aus.<br />
D IENSTAG, 2. S EPTEMBER <strong>2008</strong><br />
Kelibia – Hammamet (40 sm)<br />
<strong>Die</strong> Nacht war dann ganz ruhig.<br />
Morgens zog ich mir dann eine lange Hose an (keiner hat hier kurze Hosen an) und wollte zur<br />
Bank und Brot holen. <strong>Die</strong> Bank ist jedoch in der 3 km entfernten Stadt. Der Tunesier auf dem<br />
Nachbarboot schenkte mir etwas Geld, so dass ich mir ein Taxi nehmen konnte. Taxis sind<br />
hier ganz billig. Da es keine Bankautomaten gibt, tauschte ich 100,- € um. Ich erhielt dafür<br />
178,- Dinar. Das ist ein recht guter Wechselkurs. Im Baedeker ist der Wechselkurs noch mit<br />
1,65 angegeben.<br />
In der Stadt waren fast alle Geschäfte und alle Restaurants wegen des Ramadan geschlossen.<br />
Brot gibt es auch erst wieder abends zu kaufen. Hier sah ich dann auch die ersten Frauen.<br />
Fast alle hatten Kopftücher auf und waren in lange Kleider gehüllt. Im Hafen, wo morgens<br />
mit großem Getöse und Palaver der Fisch verkauft wurde, wimmelte es von Menschen – aber<br />
ausschließlich Männer.<br />
Mein Nachbar schenkte mir dann noch ein Brot, was ich mit einer Packung Zigaretten beantwortete.<br />
Dann lief ich um 10.15 Uhr aus.<br />
Ein ganz leichter Ostwind kräuselt das Meer – an Segeln ist leider nicht zu denken.<br />
Um 12.00 Uhr ist es dann so weit. Das Land hat sich so weit aufgewärmt, dass der Ostwind<br />
stärker wird. Ich setze das Groß und den Besan und entrolle die Genoa. So langsam steigert<br />
sich bei halbem Wind die Geschwindigkeit auf über 6 kn. <strong>Die</strong> flache Küste mit ihren weißen<br />
Sandstränden zieht vorbei – man könnte, wenn es nicht so warm wäre, an Dänemark denken.<br />
Gegen 15.00 Uhr passiere ich Ras Mamour und muss um weitere 30 Grad abfallen. Der Himmel<br />
hat sich plötzlich dunkel bezogen und es sieht etwas nach Gewitter aus. Da der Wind<br />
dann auch noch dreht und achterlich so einfällt, dass das Groß der Genoa den Wind weg<br />
nimmt, berge ich es und fahre mit Genoa und Besan weiter.<br />
Nach dem Kap beginnt eine Ferienregion. Hier stehen Hotels, es wird gesegelt und Wasserski<br />
gelaufen.