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M ONTAG, 22. S EPTEMBER <strong>2008</strong><br />
La Chebba – Ankerplatz vor Iles Kerkennah (ca. 25 sm)<br />
<strong>Die</strong> Nacht war angenehm ruhig.<br />
Friedhelm fuhr noch in die Stadt und kaufte Kartoffeln und Wasser. Brot gab es leider noch<br />
nicht.<br />
Nachdem wir uns zweimal bei der Guardia Nationale abgemeldet hatten und ihnen versprochen<br />
hatten, dass wir uns am Ankerplatz über UKW Kanal 16 melden würden, verließen wir<br />
gegen 10.30 Uhr den Hafen. Wir fuhren in ein ca. 30 x 40 sm großes Flachwassergebiet, das<br />
von den beiden Inseln Iles Kerkennah im Südosten begrenzt wird. Durch dieses z.T. nur wenige<br />
Meter tiefe Flachwasser führen mehrere bezeichnete Fahrrinnen. Unser Ziel war eine Ankerbucht<br />
nordwestlich der östlichen Insel. Ich hatte mir auf der sehr detaillierten Karte eine<br />
Route ausgesucht, die bis dicht unter Land führte.<br />
Der Wind wehte den ganzen Tag leicht aus nördlichen Richtungen, so dass wir fast ausschließlich<br />
unter Spinnaker unsere 3 bis 5 kn liefen. Ca. 8 sm vor dem Ankerplatz briste der<br />
Wind dann auf 5 Bft auf, so dass wir den Spinnaker bargen und die Genoa setzten. Mit halbem<br />
Wind ging es dann mit 5 bis 6 Knoten weiter.<br />
Der heutige Lustschrei bezieht sich auf das Segelboot eines Fischers, das mit Lateinersegeln<br />
unseren Kurs kreuzt.<br />
Dabei passierten wir immer flacheres Wasser; z.T. unter 2,5 m. Da bisher jedoch alle Tiefen<br />
denen in der Karte entprachen, machten wir uns keine großen Sorgen, sondern beobachteten<br />
aufmerksam das Echolot. Doch dann, ca. 6 sm vor unserer Ankerbucht passierte es: Der Tiefenalarm,<br />
der auf 2,5 m eingestellt war, fing an zu piepen – und dann ging es ganz schnell: 2<br />
m, 1,8 m, 1,5 m – Feierabend. Ich hatte zwar noch das Ruder rumgerissen und die Maschine<br />
angeworfen – aber wir saßen fest. Nicht auf Steinen, sondern auf weichem mit Meerespflanzen<br />
bewachsenem Sand und wurden durch den Wind immer mehr hinaufversetzt. In diesem<br />
ganzen Flachwassergebiet ist die Welle zwar bei jedem Wetter niedrig, wie auf einem See,<br />
aber wir hatten immerhin 5 Bft.<br />
Friedhelm barg ganz schnell die Segel, aber mit Maschine kamen wir nicht wieder frei. Also<br />
los an die Arbeit: Schlauchboot zu Wasser, Motor angehängt und dann am Bug den Anker mit<br />
60 m Kette übernommen. <strong>Die</strong> Kette so weit in die Richtung ausgebracht, aus der wir gekommen<br />
waren und dann mit der schön starken Ankerwinsch bis auf 20 m wieder eingeholt. Und<br />
die VELA bewegte sich. Dann den zweiten schweren Sturmanker aus der Backskiste gewuchtet<br />
und mit der 100 m Leine versehen. Wieder mit dem Schlauchboot hinausgefahren. Auch<br />
der Anker fasste und wurde mit der Ankerwinsch eingeholt. Endlich, nach ca. einer Stunde<br />
schwamm die VELA wieder und lag jetzt an diesem zweiten Anker. Den Hauptanker hatten wir<br />
in der Zwischenzeit eingeholt.<br />
Jetzt ging es ans Aufklaren und nachdem alles geschafft war und ich mein Bier getrunken hatte,<br />
beschlossen wir einen anderen Anlauf zu nehmen, um in diese Bucht zu kommen. Jetzt<br />
unter Maschine fuhren wir vorsichtig über Wassertiefen, die in der Karte mit mindestens 2,8 m<br />
angegeben waren. Aber schon nach kurzer Zeit wurde es ganz schnell wieder zu flach. Wir<br />
drehten ab, fuhren die alte Strecke zurück und ankerten dann ca. 6 sm von Land entfernt auf<br />
34 Grad 49,62 Minuten Nord und 11 Grad 11 Minuten Ost auf 3,8 m Wassertiefe. Wir steckten<br />
40 m Kette. Der Anker fasste zwar sofort. Wir fuhren ihn dann jedoch noch mit voll rückwärts<br />
ein. So ankern wir mitten im Meer. Meist ist es ruhig – nur ab und zu bringen ein paar größere<br />
Wellen die Vela zum Stampfen.<br />
Ja, das war wieder solch ein Erlebnis, dass etwas zu spannend war, das man dann aber nicht<br />
vergisst und vielleicht noch seinen Enkelkindern erzählt.