Untitled - Azam Abidov - poet and translator
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JAN WAGNER<br />
Jan Wagner wurde 1971 in Hamburg geboren. Er studierte Anglistik<br />
in Hamburg, Dublin und Berlin lebt dort seit 1995 als Lyriker, Übersetzer<br />
englischsprachiger Lyrik und freier Rezensent. Bis 2003 war er<br />
Mitherausgeber der internationalen Literaturschachtel „Die Aussenseite<br />
des Elementes“. Preise, u.a.: Mondseer Lyrikpreis (2004), Anna-<br />
Seghers-Preis (2004), Ernst-Meister-Preis (2005), Wilhelm-Lehmann-<br />
Preis (2009). Buchveröffentlichungen u.a.: „Probebohrung im Himmel“<br />
(2001), „Guerickes Sperling“ (2004), „Achtzehn Pasteten“ (2007) und<br />
„Australien“ (2010) sowie Übersetzungen von James Tate („Der falsche<br />
Weg nach Hause“, 2004) und Matthew Sweeney („Rosa Milch“, 2008).<br />
Zusammen mit Björn Kuhligk publizierte er die Anthologien „Lyrik<br />
von Jetzt. 74 Stimmen“ (2003) und „Lyrik von Jetzt zwei. 50 Stimmen“<br />
(2008).<br />
moorochsen<br />
die dommel sah ich nie, versteckt<br />
im schilf wie sich das schilf in ihr versteckte,<br />
nie eines ihrer kunstsinnigen nester,<br />
genäht aus licht und schatten, dachte stattdessen<br />
erneut an wriggers’ herde,<br />
die eines abends durch ihr gatter<br />
gebrochen war und sich im moor verirrte,<br />
das brüllen, das erst stunden später matter<br />
und mutlos wurde, sich am ende legte,<br />
dachte an all die körper, die versunken<br />
unter dem trügerischen boden schwebten<br />
wie zeppeline, groß und stumm, noch als die jungen<br />
die nester längst verlassen haben mußten,<br />
so daß ich, wenn wir uns am tor versammelten,<br />
fröstelnd in das dunkel lauschten, wußte<br />
oder nicht wußte: da, das war sie, die dommel.<br />
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