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WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

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Kurt Wanner<br />

wie seine rätoromanische Muttersprache (Anmerkung: Schon aus dieser<br />

Überlegung heraus könnte die Bündner Walservereinigung eine Initiative,<br />

die Walserdialekte zum UNESCO-Weltkulturerbe zu erklären, nicht unterstützen,<br />

denn dies wäre im dreisprachigen Graubünden eine ungeheure<br />

Anmassung).<br />

Solchen und ähnlichen kritischen Fragen muss man sich heute und<br />

müssen wir uns als Walservereinigungen in diesem Zusammenhang stellen,<br />

denn die Situation der Sprache – und der Muttersprache im besonderen<br />

– bildet so etwas wie hochsensibler Seismograph, der übers<br />

Sprachliche hinaus aufschlussreiche Erkenntnisse über die gesamten gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Verhältnisse innerhalb einer Bevölkerungsgruppe<br />

zu vermitteln vermag.<br />

1. HABEN WIR HEUTE EINE «LANGWEILIGE ALLERWELTSSPRACHE»?<br />

Der leider weitgehend in Vergessenheit geratene Schweizer Dialektdichter,<br />

der Berner Lehrer Simon Gfeller (1868-1943), hat das Wesen<br />

der Mundart, um das es auch bei unseren Walser Wörterbüchern geht, in<br />

seinen Tagebuchnotizen vor über siebzig Jahren treffend festgehalten:<br />

«Unsere Muttersprache ist der Zauberspiegel, mit dem wir den Kindern<br />

Welt und Leben erleuchten möchten. Ist dieser Zauberspiegel klar und<br />

blank gehalten, so verhilft er ihnen zu scharf umrissenen, eindrucksmächtigen<br />

Vorstellungen. Ist er trübe und unrichtig eingestellt, so erzeugt<br />

er verschwommene Gedanken, die weder zupacken noch dauernd zu<br />

wirken vermögen. Es muss dem Kind gezeigt werden, dass die Mundart<br />

nicht nur Tratsch und Quatsch ist, sondern eine Sprache, die ihre<br />

Qualitäten hat, so gut wie die Schriftsprache.»<br />

Aus diesen Zeilen geht hervor, welch enorm wichtige Aufgabe<br />

Wörterbücher wahrnehmen können und sollen. Sie sind unverfälschte<br />

Dokumente eines Sprachzustandes und gleichzeitig verlässliche<br />

Quellenwerke, die letztlich eine gesamte Denkweise festhalten. Sie zeigen<br />

deutlich, was eine Sprache, unabhängig von der Anzahl Leute, die sie<br />

sprechen, zu leisten imstande ist und welche Vielfalt an sprachschöpferischen<br />

Feinheiten den jeweiligen Dialekt auszeichnen.<br />

2. MEHR ALS NUR SPRACHLICHE «MOMENTAUFNAHMEN»<br />

Die insgesamt zehn Wörterbücher oder Wörtersammlungen, die in<br />

den Walserregionen von Gressoney bis ins Kleinwalsertal erschienen<br />

sind, haben sich eine schwierige Aufgabe gestellt: Hier werden nämlich<br />

Dialekte, die während über 700 Jahren (fast) nur gesprochen wurden,<br />

plötzlich schriftlich festgehalten. Dies ist neu, und es ist ein recht kühnes<br />

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