15.01.2013 Views

WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

WALSER WÖRTERBÜCHER – LUXUS ODER NOTWENDIGKEIT?<br />

Kultur der ennetbirgischen Walser sind inzwischen bessere und umfassendere<br />

Werke geschrieben worden. Aber es ist ein Buch der<br />

Freundschaft, der innigen Begegnungen mit den Südwalsern, entstanden<br />

auf unzähligen Wanderungen rund um den Monte Rosa, im Pomatt und<br />

in Bosco Gurin zwischen 1921 und 1948. Am Schluss dieses Buches finden<br />

wir die Worte eines alten Mannes aus Alagna: «D’ Welt gäid virsich<br />

[vorwärts], und ischt do käis Ding z’ tien [es ist nichts dagegen zu machen]<br />

– allu Zungu tuuschind mit der Zyd, und etlichi gäid vargassni und verlourni<br />

ganz! D’ jungu Mo, d’ Techtre und die jungu Wyber schätze nimmeh<br />

dytschu! »<br />

Obwohl seit Balmers letztem Besuch bei den Südwalsern bereits fünfzig<br />

Jahre vergangen sind, so trifft dieser Satz noch immer zu. Im<br />

Gegenteil, inzwischen ist noch mehr «vargassni und verlourni». Wer heute<br />

ein italienisches Walsertal durchwandert, wird in den meisten Fällen nur<br />

noch ältere Einheimische antreffen, die der angestammten Muttersprache<br />

wirklich mächtig sind. Der italienische Staat förderte leider während mehr<br />

als eines halben Jahrhunderts (nur) seine Nationalsprache in Schule und<br />

öffentlichem Leben, und zwar in derart starkem Masse, dass sich das<br />

überall lokal gefärbte und als Verkehrs- und Bildungssprache wenig<br />

geeignete Walserdeutsch leicht zurückdrängen liess. Auch die zum Teil<br />

rasante Entwicklung des modernen Tourismus wirkte an Orten wie<br />

Macugnaga, Alagna oder Gressoney der Spracherhaltung entgegen.<br />

Glücklicherweise ist Balmers vor einem halben Jahrhundert gestellte<br />

Prognose «So geht es denn rasch bergab mit dem Deutschtum ennet dem<br />

Monte Rosa. Mit dem Sterben der alten Leute verschwindet auch ihre<br />

Sprache» nicht so rasch eingetr<strong>of</strong>fen, wie er dies damals vermutete.<br />

Trotzdem: Die (walser)sprachliche Situation ist in diesen Regionen am<br />

Ende unseres Jahrhunderts mehr als ernst und das Überhandnehmen des<br />

Italienischen wohl unabwendbar. Zwar werden heute (vor allem dank<br />

einer EU, die sich für den Schutz der Minderheiten stark macht) vermehrt<br />

dialektfördernde und -erhaltende Schritte unternommen, insbesondere in<br />

der Schule, wo z.B. Dialektlektionen in «Tiitsch» auf dem Stundenplan stehen<br />

und teils mit den neuesten didaktischen Methoden vermittelt werden.<br />

Auch Ansätze einer mundartsprachlichen Erwachsenenbildung sind da<br />

und dort vorhanden. Ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass die – diesmal<br />

weitgehend von Einheimischen oder mindestens von italienischen<br />

Forschern verfasste – Literatur zu Walser <strong>The</strong>men auf reges Interesse<br />

stösst. Aus all diesen Gründen ist klar ersichtlich, dass neuzeitlich gestalteten<br />

Wörterbüchern gerade bei den Südwalsern eine sehr grosse<br />

Bedeutung zukommt.<br />

106

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!