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WALSERSPRACHE - The four main objectives of the Alpine Space ...

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Kurt Wanner<br />

und sprachlicher Toleranz. Einflüsse von anderen Sprachen – vor allem der<br />

italienischen, französischen und rätoromanischen – haben sich während<br />

Jahrhunderten auf die Walserdialekte ausgewirkt – und niemals tauchte bei<br />

unseren Vorfahren der Verdacht auf, ihre urtümliche Rede würde dadurch<br />

verwässert, verfremdet oder gar substantiell bedroht.<br />

Im Gegenteil: Fremdsprachliche Ausdrücke stellten in erster Linie eine<br />

Bereicherung dar, indem man sie dem vertrauten Sprachklang so anpasste,<br />

dass einen die Nachbarn besser verstanden. Dies war gerade in jenen<br />

Walserregionen von Bedeutung, in denen der Transitverkehr die traditionelle<br />

Existenzbasis bildete. Ein paar kleine Beispiele aus dem Rheinwald<br />

mögen zur Illustration genügen: Schgaffä, Schgatelä und Zidällä, Faltschin<br />

und Buserä, Waggi und Schgüssä, pagaare, maagari und liberament...<br />

Wenn man die heute vorliegenden Walser Wörterbücher durchgeht, so<br />

stösst man immer wieder auf Ausdrücke, die man als Aussenstehender<br />

schwer, kaum oder überhaupt nicht versteht, so dass man sich beinahe<br />

die Frage stellen muss, ob es sich hier um die «Geheimsprache» einer alpinen<br />

Minderheit handeln könnte, welche die Nicht-Walser bewusst ausschliessen<br />

möchte. Eine Sprache also, die unter gesellschaftlichem oder<br />

politischem Druck als Mittel «in<strong>of</strong>fizieller», vertraulicher, ja geheimer<br />

Verständigung entstanden ist, ähnlich wie etwa das Rotwelsch bei den<br />

Zigeunern oder das Jiddische bei den Ostjuden? Dieses Faktum trifft bei<br />

den Walsern bestimmt nur in geringem Masse zu, auch wenn einige ihrer<br />

Dialekte, wie etwa diejenigen von Issime, Rima oder Rimella für den<br />

«Nicht-Eingeweihten» nur sehr schwer verständlich sind. Vielmehr hängt<br />

dies mit dem Alter der Sprache und mit der noch bis vor wenigen Jahren<br />

ausgeprägten Abgeschiedenheit vieler dieser Dörfer zusammen, denn der<br />

französische Historiker Fernand Braudel meint nicht umsonst: «Im<br />

Bergland finden sich die Bilder der Vergangenheit am besten bewahrt, die<br />

Werkzeuge und Arbeitsformen, die Dialekte, die Kleidung, die Bestände<br />

des Aberglaubens, kurz, das Gewachsene, Gewordene, das dort fortbesteht,<br />

wo die neuen Arbeits- und Lebenstechniken ihm nichts anhaben<br />

konnten.» Würde dies nicht zutreffen, so wäre es bestimmt auch nicht<br />

mehr möglich gewesen, diese Wörterbücher erst heute zu verfassen.<br />

4. DIE BESONDERE SITUATION BEI DEN SÜDWALSERN<br />

Wenn man beabsichtigt, die Walsergebiete im Piemont und in der<br />

Autonomen Provinz Aosta aufzusuchen, so gibt es wohl keine bessere<br />

Reisevorbereitung als die Lektüre von Emil Balmers 1949 erschienenem,<br />

leider seit langem vergriffenem Buch «Die Walser im Piemont». Ein<br />

Reiseführer im üblichen Sinne ist es nicht, und auch über Geschichte und<br />

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